Ulfilas

[512] Ulfĭlas oder Ulphilas, was Wölflein bedeutet, war ein Gothe von Geburt oder stammte nach Andern aus Kappadocien in Kleinasien, und wurde von den christlichen Gothen in Mösien und Dacien, den sogenannten Mösogothen, zum Bischof gewählt, welche Würde er ungefähr von 360–380 bekleidete. Überhaupt genoß er wegen seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit eines großen Ansehens bei seinen Zeitgenossen, wohnte schon 359 der Kirchenversammlung zu Konstantinopel als goth. Abgeordneter bei und ward zweimal als Gesandter an den Kaiser Valens geschickt. Das N. T. ward durch U. vielleicht ganz in die goth. Sprache übersetzt, und was sich davon bis in die Gegenwart erhalten hat, bildet das älteste Denkmal der deutschen Sprache. Es sind das die beinahe vollständigen vier Evangelien im sogenannten silbernen Codex zu Upsala, welcher im dreißigjährigen Kriege aus dem Kloster Werden bei Köln entführt wurde. Andere Bruchstücke einer goth. Bibelübersetzung sind später in Wolfenbüttel und in Mailand aufgefunden worden, scheinen aber der von U. nicht angehört zu haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 512.
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