Vogler

[618] Vogler (Georg Jos.), geb. 1749 zu Würzburg, der größte Orgelspieler und einer der ersten Claviervirtuosen seiner Zeit, dabei tiefsinniger Musikgelehrter und ausgezeichneter Tonsetzer, besonders im Kirchenstyl, war der Sohn eines Geigenhändlers und studirte anfangs in seiner Vaterstadt und in Bamberg die Rechte. Seine musikalischen Anlagen und seine Virtuosität auf der Orgel und dem Clavier führten ihn aber der Kunst ausschließlich zu und er fand in Manheim an dem Kurfürsten Karl Theodor einen geeigneten Gönner. Mit dessen Unterstützung ging V. nach Italien und studirte in Bologna und Padua bei berühmten Lehrern den Contrapunkt, trieb aber daneben auch Theologie. Bei der Rückkehr nach Manheim ward er 1776 Director der kurfürstl. Kapelle und gründete eine Musikschule, in der er öffentliche Vorlesungen hielt. Seit 1780 durchreiste er Europa von Spanien bis nach Schweden, wo er 1786 als Kapellmeister angestellt wurde. Dessenungeachtet lebte er auch nach dieser Zeit bald in dieser, bald in jener großen Stadt, bis er 1807 am großherzogl. hess. Hofe zu Darmstadt seinen bleibenden Aufenthalt nahm und dort auch als großherzogl. Kapellmeister, geistlicher Geheimrath und Verdienstordensritter, sowie als päpstl. Erzzeuge und Ritter vom goldenen Sporn, Kämmerer des apostolischen Palastes, königl. schwed. Pensionnair, bair. geistlicher Rath und Hofkapellmeister, Professor der Tonkunst zu Manheim und Prag, 1814 starb. Außer seinen zahlreichen und wichtigen Schriften über die Tonwissenschaft und seinen Compositionen, hat V. auch durch berühmt gewordene Schüler, wie z.B. Peter v. Winter, K. M. v. Weber, Gottfr. Weber, Meyer-Beer, Freiherr v. Poißl, für Förderung der Kunst gewirkt. Ein von ihm erfundenes Instrument mit vier Claviaturen nannte er Orchestrion, weil es ein volles Orchester nachahmte; die von ihm angegebene Vereinfachung beim Orgelbau, Simplificationssystem geheißen, hat sich keinen Eingang verschaffen können, obgleich sie den Beifall vieler Kenner erhielt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 618.
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