Cholera

Bakterien. 1. Streptokokken. 2. Staphylokokken. 3. Milzbrand. 4. Unterleibstyphus. 5. Diphtherie. 6. Wundstarrkrampf (Tetanus). 7. Influenza. 8. Tuberkulose. 9. Pest. 10. Cholera. 11. Rückfalltyphus. 12. Malaria. (1., 2., 3., 4., 5., 6., 8., 10., 11. in 600facher, 7., 9., 12. in 100facher Vergrösserung.)
Bakterien. 1. Streptokokken. 2. Staphylokokken. 3. Milzbrand. 4. Unterleibstyphus. 5. Diphtherie. 6. Wundstarrkrampf (Tetanus). 7. Influenza. 8. Tuberkulose. ...

[340] Cholĕra, allgemein eine mit massenhaftem rasch eintretendem Erbrechen und Durchfall einhergehende Erkrankung, durch Reiz auf die Magen-Darm-Schleimhaut verursacht, infolge von Vergiftungen, Diätfehlern, Erkältungen, Sommer- oder europ. C. (C. nostras), Brechruhr, im heißen Sommer infolge von Erkältung, Diätfehlern, bes. nach dem Genuß von schlechtem Biere, unreifem Obst u. dgl.; Gegenmittel: Bettwärme, warme Umschläge auf den Leib, Opiumpräparate. Über C. infantum, Kinder-C., s. Brechdurchfall. Die epidemische, asiat. C. wird erregt durch den Cholerabazillus (Kommabazillus [Tafel: Bakterien, 10]), 1883 von Rob. Koch entdeckt, ein kurzes, kommaähnlich gekrümmtes Bakterium, das durch Aneinanderlagern mehrerer Individuen oft in S-förmigen Gebilden erscheint, gegen Erhitzen und Desinfektionsmittel wenig widerstandsfähig ist, sich aber in feuchter Umgebung (Wasser, feuchter Wäsche etc.) längere Zeit erhält. Der Bazillus wird durch Ausleerungen der Kranken (damit beschmutzte Finger oder infizierte Nahrungsmittel, bes. auch im Trinkwasser) übertragen. Die Vorboten der C., wenige Stunden oder Tage dauernd, sind Kollern im Leibe, Appetitlosigkeit, Übelkeit, dünner breiiger Stuhl (Cholerine) ohne Schmerzen. Darauf erfolgt Erbrechen und massenhafte Stuhlentleerung, wobei schließlich nur eine dem Reiswasser ähnliche Flüssigkeit entleert wird (Reiswasserstuhl); Hände und Füße werden eiskalt, dazu kommt unerträglicher Durst, heisere Stimme, unfühlbarer Puls; die kalte, mit klebrigem Schweiß bedeckte Haut verliert alle Elastizität; in den Waden und Armmuskeln stellen sich schmerzhafte Krämpfe ein. Dieser Zustand währt eine Stunde bis einen Tag, worauf entweder der Kranke stirbt, oder durch Nachkrankheiten, bisweilen ein nervöses Fieber, das sog. Choleratyphoid, mitunter erst nach Wochen Genesung eintritt. Vermag der Darm durch zeitige Lähmung nicht zu entleeren, so heißt die Krankheit trockne C. Zuweilen verschwinden unter Nachlaß der Ausleerungen der Puls, der Herzstoß und die Herztöne gänzlich, und der Tod erfolgt unter den Zeichen allgemeiner Entkräftung und einer Nervenlähmung, erstickende, asphyktische C. Von Gegenmitteln (Magenausspülungen, Darmeingießungen u.a.) wirken noch am besten schwache Kochsalzlösungen unter die Haut gebracht. Mehr leistet die Vorbeugung: gute zentrale Wasserversorgung, Kanalisation, Meidung von Ausschweifungen und Verdauungsstörungen. Die Kranken sind zu isolieren, die Ausleerungen und die Wäsche zu desinfizieren, Choleraverdächtige zu beobachten. Die asiat. C. ist seit alter Zeit heimisch in Ostindien, seit 1831 hat sie oft große Epidemien auf der ganzen Erde verursacht (in Deutschland zuletzt 1892 in Hamburg; der drohende Ausbruch im Weichselgebiet im Herbst 1905 wurde durch behördliche Maßregeln verhindert). – Vgl. Pettenkofer (1893), Friedmann (1893), Flügge (1893), Rumpf (1898), die Arbeiten von Koch, Gaffky, Pfeiffer.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 340.
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