Germanen

Deutschtum. I. (Karte) Völkerkarte von Mitteleuropa
Deutschtum. I. (Karte) Völkerkarte von Mitteleuropa

[669] Germānen (lat. germani, kelt. Ursprungs, Bedeutung ungewiß), bei den Römern die Bewohner von Germania (s.d.), jetzt Gesamtname aller zum german. Sprachstamm (s. Germanische Sprachen) der indogerman. Völkerfamilie gehörigen Völker: Deutsche, Niederländer, Skandinavier, Engländer (und Nordamerikaner). Die G., ursprünglich in Hochasien einheimisch, stießen zuerst Ende des 2. Jahrh. v. Chr. mit den Römern zusammen, als die Cimbern und Teutonen (s.d.) in das heutige Steiermark eindrangen. Unter Augustus faßten die Römer rechts vom Rhein durch die Feldzüge des Drusus (12-9) festen Fuß, wurden aber nach der Niederlage des Varus im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) durch den Cheruskerfürsten Arminius wieder über den Rhein zurückgedrängt und behaupteten jenseit desselben nur die Dekumatischen Äcker (s.d.). Seit dem 3. Jahrh. bildeten sich unter den West-G. aus den Stämmen der Herminonen, Istävonen und Ingävonen neue große Völkerbünde; die Alemannen drangen vom Main bis an den Bodensee vor, die Franken breiteten sich am Main, am mittlern und untern Rhein aus, aus den Markomannen u.a. gingen die Bayern zwischen Lech und der Avarengrenze hervor, an der Weser und untern Elbe tauchten die Sachsen auf; von letztern zogen im 5. Jahrh. Eroberer nach Britannien und gründeten dort german. (angelsächs.) Reiche. Die ganz für sich stehenden Nord-G. in Skandinavien blieben dem Altertum so gut wie unbekannt. Die Ost-G. (Goten, Burgunder, Vandalen etc.), die zum Teil schon im 3. Jahrh. Einfälle ins Röm. Reich gemacht hatten, setzten sich im 4. Jahrh., von den Hunnen gedrängt, in Bewegung (Völkerwanderung) und gründeten auf den Trümmern des Weström. Reichs german. Staaten in Italien, Gallien, Spanien, Nordafrika, gingen aber durch Kriege oder Romanisierung unter. Auch die Franken, die unter den Merowingern die meisten westgerman. Völkerschaften zu dem großen Fränkischen Reich (s.d.) vereinigten und das nördl. Gallien eroberten, wurden dort romanisiert, nur in Deutschland behaupteten sie ihre Nationalität. Erst spät bildeten sich hier die Niederländer als eigene Nation heraus. [Karte: Deutschtum I.] – Vgl. Arnold »Deutsche Urzeit« (3. Aufl. 1881); Kaufmann, »Deutsche Geschichte bis auf Karl d. Gr.« (2 Bde., 1880-81); Dahn, »Geschichte der deutschen Urzeit« (2 Bde., 1883-88); ders. »Die G.« (1905); Wilser (1904); Gutsche und Schultze (2 Bde., 1894-96); Stein (1896).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 669.
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