Tinte [2]

[841] Tinte (mittellat.), jede gefärbte, bes. zum Schreiben dienende Flüssigkeit. Gewöhnliche Schreib.-T.: Gallus-T. aus Galläpfeln und Eisensalzen, waren früher trüb; seit Erfindung der Alizarin-T. durch Leonhardi in Dresden (1855) bilden sie klare, filtrierbare Flüssigkeiten und lagern erst nach dem Schreiben das Eisensalz in unlöslicher Form auf dem Papier ab. Blauholz-T. aus Blauholzextrakt, Kaliumdichromat, Chromalaun und verschiedenen in der Färberei als Beizen gebrauchten Salzen und Säuren; sie besitzen große Kopierfähigkeit, sind billig (werden als Schul-T. benutzt, z.B. Kaiser-T.), lassen sich aber vom Papier leichter entfernen als die Gallus-T. Die Anilin-T. sind 1/2- bis 1prozentige Lösungen der betreffenden Farbstoffe (z.B. Tiefschwarz, Phenolschwarz, Resorzinblau, Methylgrün, Methylviollet, Eosin) in Wasser mit Zusatz von etwas Oxalsäure und Zucker; sie stehen in bezug auf Echtheit und Beständigkeit den Gallus- und Blauholz-T. bedeutend nach, besitzen aber meist große Kopierfähigkeit. Vor Anwendung von Anilinfarben fertigte man rote T. meist aus Pernambukholz, Cocheuille oder Karmin, blaue aus Indigokarmin oder Berliner Blau. Kanzlei-T. müssen Gallus-T. sein und unterliegen der amtlichen Prüfung. Kopier-T. enthalten größere Mengen [841] Farbstoff, sowie starken Zusatz von arab. Gummi oder Zucker. Die sympathetischen oder chem. T. liefern beim Schreiben zunächst unsichtbare Schriftzüge, die erst bei Erwärmung oder durch Einwirkung chem. Mittel zum Vorschein kommen. – Vgl. Lehner (5. Aufl. 1898).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 841-842.
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