Chastelet, Marquise de

[344] Chastelet, Marquise de, Gabriele Emilie le Tonnelier de Breteuil, Marquise du, eine der gelehrtesten Frauen ihrer Zeit, war im Jahre 1706 geboren, und hatte von der Natur einen lebhaften Geist, schnelle Fassungskraft, Liebe für die Wissenschaften und einen durchdringenden Scharfblick empfangen. Selbst an den abstrakteren Wissenschaften fand sie Geschmack, erwarb sich bedeutende Kenntnisse in der Physik, Geometrie und Astronomie, und schrieb über Leibnitz und Newton. Dabei betrieb sie das Studium der lateinischen Klassiker und arbeitete an einer Uebersetzung des Virgil mit demselben Eifer, womit sie sich die englische und italienische Sprache angeeignet und deren Literatur kennen gelernt hatte. 1738 bewarb sie sich um einen Preis, den die Akademie auf eine Abhandlung über die Natur und das Wesen des Feuers ausgesetzt hatte, 1740 erschienen von ihr »Institutions de physique« und eine Analyse des Leibnitz'schen Systems. Die letzten Jahre ihres Lebens beschäftigte sie die Uebersetzung des »Livre des principes« von Newton; dieselbe kam erst nach ihrem Tode heraus, Paris 1756,2 Bände. Sie starb im Kindbette am 10. August 1749; ihr Gemahl, der Marquis du Chastelet-Lomont, aus einer vornehmen lothringischen Familie, war Generallieutenant in französischen Kriegsdiensten; sie hatte in steter Verbindung mit allen Gelehrten der damaligen Zeit gestanden, und namentlich mit Voltaire in enger Freundschaft gelebt. 1806 erschien in Paris eine Sammlung von Briefen der Frau von Chastelet an den Grafen von Argental, worin auch ihr »Traité sur le bonheur« mit abgedruckt ist.

X.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 344.
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