Freundschafts-Inseln

[254] Freundschafts-Inseln, auch Tongainseln genannt, gehören Australien und bilden eine Gruppe von 150 kleinen Eilanden. die theils aus niedrigem Korallengrund bestehen, theils gebirgig oder vulkanischen Ursprungs sind. Sie wurden bereits 1643 durch die Niederländer entdeckt, aber erst durch Cook 1773 bekannter. Sie sind reizend durch ihr mildes Klima, wichtig durch ihre Fruchtbarkeit, den Reichthum ihrer Erzeugnisse, den schönen Anbau und merkwürdig durch den höchst freundlichen, milden Sinn ihrer[254] Einwohner, daher auch der Name. Die letzteren sind hellbraun von Farbe, wohlgestaltet, und tätowiren bloß den untern Theil des Leibes und entstellen so ihre gutmüthigen, oft lieblichen Physiognomien nicht. Die australischen Gewächse sind hier eigenthümlich, darunter: Brotfrüchte, Jamswurzeln, Pisang, Sago, Pompelmusen etc. Merkwürdig ist der Taumelpfeffer, aus welchem ein sehr berauschendes und der Gesundheit höchst nachtheiliges Getränk bereitet wird. Von dem Thierreich finden sich Schweine, der Hund, Vampyr, Hühner, Tauben, Papageien und der Tropikvogel, dessen prachtvolle Federn zu künstlichem Schmucke gebraucht werden – Die Einwohner treiben Ackerbau und Fischerei, sind fleißig und besitzen mancherlei Kunstfertigkeiten. Sie haben ein eignes Religionssystem mit Gebräuchen und Festen, welchen Priester vorstehen. Leider sind Menschenopfer bei ihnen gestattet; doch wird kein Menschenfleisch gegessen. Christliche Missionäre haben aber auch hier den Samen der göttlichen Lehre ausgestreut, die Sitten gemildert und fahren unablässig fort, die Abgötterei zu verdrängen. Europäische Pflanzen hat man mit Erfolg hierher versetzt. Der Gebrauch des Tabu findet sich auch hier. Dieß ist nämlich die Sitte über gewisse Gegenstande, Begräbnißplätze, Kleider der Priester, ihre Wohnungen etc. eine Weihe auszusprechen, der zu Folge sie für das weibliche Geschlecht oder einzelne Stände als geheiligt und unverletzlich erklärt werden. Die Bevölkerung beläuft sich auf 200,000 Seelen. Die größte dieser Inseln ist Wawan, die fruchtbarste Lifuga; auf Tonga Tabu befindet sich seit 1826 eine englische Mission.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 254-255.
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