Gurke

[82] Gurke, gemeine oder zahme Gurke, auch Garten- oder Feldgurke genannt, gehört in die 32. Familie der kürbißartigen Gewächse, und ist eine zärtliche, ursprünglich aus einem wärmern Klima stammende Pflanze, die sich aber bei uns und in vielen anderen mittleren und nördlichen Gegenden klimatisirt hat und im Freien gedeiht. Die Gurken sind vielleicht die einzigen, eßbaren Früchte, welche nur unreif genossen werden, und in diesem Zustand nicht allein unschädlich, sondern selbst gesund sind. Einige Aerzte erklären sogar den ausgepreßten Saft der Gurken für ein kräftiges Mittel gegen Schwindsucht, schleichendes Fieber u. s. w. Die bei uns bekanntesten Sorten sind: die gemeine gelbe und die weiße Gurke. Außerdem werden noch einige andre Arten, besonders die gekrümmte Schlangengurke und die lange ostindische Gurke, gezogen, doch mehr der Seltenheit als des Nutzens wegen. Die gemeine[82] gelbe Gurke, anfänglich grün und zur Zeit der Reise gelb, wird von uns am meisten benutzt, obgleich die weiße sie an Größe und Wohlgeschmack übertrifft, dagegen aber sehr weichlich ist und gewöhnlich nur im Mistbeet fortkommt. Hauptkennzeichen der beiden oben genannten Sorten sind: lange, ästige, rankige, scharfborstige Stengel; fünfeckige, herzförmige, an der Basis gerundete, ebenfalls scharfborstige Blätter, gelbe Blüthe, längliche, warzige Frucht. Die Fortpflanzung geschieht durch Kerne, welche ein bis zwei Jahre gelegen haben müssen. Frühgurken müssen in Mistbeeten getrieben werden, da man sie wegen ihrer Geneigtheit zum Erfrieren erst im Mai in's Land bringen darf. Das Gurkenkraut oder gemeiner, officineller Boretsch, zur 39. Familie der scharfblättrigen Gewächse (Asperifolien) gehörend, ist eine einjährige Pflanze, aus Kleinasien stammend. Sie blüht vom Mai bis Juli und August, gedeiht in unsern Gärten in jedem Boden und pflanzt sich selbst durch ausfallenden Samen fort. Die Blätter haben einen gurkenartigen Geschmack und werden, mit Essig und Oel zubereitet, als Salat gegessen oder unter den Gartensalat gemischt. Auch so die schönen blauen Corollen, welche dem Essig eine liebliche Farbe geben.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 82-83.
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