Häkeln

[106] Häkeln. Eine der beliebtesten Frauenarbeiten, welche darin besteht, daß man vermittelst der Häkelnadel (es gibt deren mit Gold-, Silber-, Korallen-, Perlmutter- und simpeln Hornetuis, doch die besten bleiben die in Karlsbad verfertigten, an denen sich gleich der Griff ebenfalls in Stahl, wie das Häkchen, das bei jenen erst eingeschraubt werden muß, befindet) einen Faden schlingenförmig dreht, mit dem nämlichen in die Nadel eingehakten Faden durch diese Schlinge wieder hindurch geht, eine neue damit bildet und so fort. Auf diese Manier erhält man ein Schnürchen von beliebiger Länge, was obenauf gerade solche Maschen zeigt, als der Seitenrand der Ferse beim Strumpfstricken. In diese Maschen wird nun nach der Reihe hineingestochen und der Faden durchgezogen, was abermals eine Schlinge gibt; die zweite hinzugefügt, indem[106] die erste noch auf dem Häkchen hängt und den Faden durch beide gezogen, stellt das ganze weitere Verfahren dar. Dieß heißt mit dem halben Auge häkeln; wird indeß bei der zweiten Tour unter der Schlinge hineingestochen, so nennt man dieß mit dem ganzen Auge häkeln, ein Unterschied, der sich durch das entweder Säumchen oder kleine Sterne bildende Gewebe herausstellt. Die Anfänge zu Börsen u. dergl. können auch an Band gemacht werden, und um beim Einhäkeln mehrerer Farben, das Zusammenziehen der Arbeit zu vermeiden, bedient man sich eines für die Weite passenden glatten Brettchens, auf welches die Häkelei verkehrt aufgezogen wird Dadurch behalten auch die Farben die bei einem langwierigen Muster oft gefährdete Frische und die Außenseite bleibt ohne alle Unebenheiten. Eine eigene Seide, cordonnet, nach Belieben stark oder sein, wird zum Häkeln gebraucht, und das Anwenden verschiedener Nüancen, um Muster auszuführen, ist nicht ganz ohne Schwierigkeit, zumal bei großer Anzahl der nöthigen Schattirungen. Gold und Silber wird eingemischt, muß jedoch sehr echt sein, und ist sogar dann noch oft dem fatalen Abspringen unterworfen. Um sich davor zu schützen, werfe man die Rolle in ein Glas Wasser und häkle den Faden gleich feucht ein. Häkeleien in Baumwolle und Wolle werden meist zu Strumpfbändern und Kindersächelchen, vorzüglich Juppchen und Schuhen, ihrer Elasticität halber, verwendet und mit hölzernen oder starken Stahlhaken gearbeitet. A jour-häkeln bezeichnet durchbrochene Muster, und solcher Gestalt sind auch die kleinen Bogenbesetzungen, welche eine so artige, leichte Garnirung für Streifen, Kragen etc. abgeben.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 106-107.
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