Hoguet-Vestris, Emilie Karoline Wilhelmine

[303] Hoguet-Vestris, Emilie Karoline Wilhelmine, eine ausgezeichnete Tänzerin und als solche eine Reihe von Jahren die Zierde des berliner königl. Ballets, wurde zu Rheinsberg in Preußen den 16. Febr. 1804 geb. Ihr Vater war Bibliothekar des Prinzen Heinrich von Preußen und gab seiner Tochter eine sorgfältige Erziehung. Neigung zog sie zum Theater. Sie trat als 8 jähriges Kind in die Tanzschule des Balletmeisters Lauchert und ging 1816 auf königliche Kosten nach Paris, um unter Anatoli zwei Jahre lang sich zu vervollkommnen. Auf ihrer Rückreise gastirte sie zu Brüssel und Aachen mit großem Beifalle und ward hierauf als Solotänzerin beim Hoftheater zu Berlin angestellt. Sie trat im December 1818, also erst 14 Jahr alt, zum ersten Male im Ballet »das Fest der Terpsichore« auf und ward von da an der Liebling des Publikums. Sie verheirathete sich 1821 mit dem Solotänzer Hoguet, gastirte einige Jahre später in Dobberan, Rostock, Hamburg etc., verließ aber, durch eine Erbschaft veranlaßt, schon 1829 sammt ihrem Gatten die Bühne. Sie gastirte zwar 1829 und 1830 zu Stettin und Kassel, zog sich indessen nach dieser Zeit ganz in's Privatleben zurück und lebt gegenwärtig zu Berlin im Kreise ihrer Familie. Es war nicht allein die Kunstfertigkeit der Vestris, deren anmuthige Bewegungen stets von einer heiligen Decenz begleitet waren, die nie aus dem Bereiche der Grazien wichen, sondern auch ihre strahlende Schönheit, ihre herzgewinnende ernste Lieblichkeit, welche ihr die Liebe und den Beifall des Publikums erwarben. Ein unbescholtener Lebenswandel, häusliche Tugenden, Geist und Bildung sichern dieser schönen Frau auch außer der Bühne die allgemeine Achtung. Ihr wohlgetroffenes Bild befindet sich in dem Taschenbuche »Vergißmeinnicht für 1832 und 1833 von Clauren.«

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 303.
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