Kampfer

[54] Kampfer. Außer mehreren europäischen Gewächsen, welche wahren Kampfer, oder etwas dem Aehnliches liefern, wie das Kampferkraut und einige andere, gibt es hauptsächlich zwei zum Geschlecht der Lorbeeren gehörige Bäume, von denen der Kampfer gewonnen wird. Zuerst der laurus camphora. Er wächst in Japan und auf den naheliegenden Inseln, erreicht die Große einer mittelmäßigen Linde, und hat lanzenförmige, immer grüne Blätter. Dieser Baum liefert den Kampfer in bedeutender Quantität, da derselbe[54] nicht allein durch Auskochen des Stammes und der Wurzeln erzielt wird, sondern auch alle anderen Theile desselben, selbst die Blätter davon durchdrungen sind, und durch Sublimation den gemeinen, oder künstlich bereiteten Kampfer geben. Die Frucht besteht aus einer Art Nüsse. Die andre Gattung, auf Borneo und Sumatra wachsend, wird gegen 100 Fuß hoch, so dick wie eine Eiche, hat eirunde, scharf zugespitzte Blätter, große tulpenförmige Blumen, und eine aus Beeren bestehende Frucht. Sie gewährt einen natürlichen Kampfer, der sich zwischen den Holzfasern in dünnen Blättchen ansetzt, und sich in Klümpchen sammelt, wo eine Oeffnung ist. Sobald man bemerkt, daß ein Baum sehr reich an Kampfer ist, wird er zerhauen und der Kampfer herausgesucht. Bei altern Bäumen tröpfelt er aus den von selbst aufgerissenen Zweigen in flüssiger Gestalt heraus. Diese Art nennen die Eingebornen Kampferöl. Der natürliche Kampfer ist viel kostbarer als der gemeine, und hat unter andern den Vorzug, nicht so leicht an der Luft zu verdunsten. Ersterer kommt gar nicht nach Europa, weil ihn die Japaner alle selbst zu ihren Arzneien verbrauchen. Aus den Beeren wird ein wohlriechendes Fett zu Lichtern gepreßt, und die Stämme zu Kisten und Schranken verarbeitet, in welchen sich wegen des starken Geruchs kein Insekt aufhält. Der gute, vollkommen gereinigte Kampfer ist weiß, leicht, klar, fest, aber doch zerbrechlich, fühlt sich feucht an, hat einen starken, rosmarinähnlichen Geruch und einen gewürzhaften, bittern Geschmack. Er schwimmt auf dem Wasser, verdunstet in freier Luft und behält sein Gewicht nur in einem mit Wachs verschlossenen Glase. Am Feuer brennt er in hellen, weißen Flammen, in Kohlen geworfen geht er in Rauch auf, und in einem Gefäß über hellem Feuer schmilzt er zu Oel und verfliegt in starkriechenden Dämpfen. Er hat viel Elektricität und bewahrt vor Fäulniß. Seine Wirkung auf den thierischen Körper, besonders auf Insekten, ist meistens tödtlich und nur die Motten widerstehen dem Geruch, sterben jedoch bei der Ausdünstung angezündeten Kampfers.[55] Als Arzneimittel gehört er zu den wichtigsten, heilsamsten Entdekkungen.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 54-56.
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