Mensch, Menschheit

[185] Mensch, Menschheit. Der Mensch ist die Axe des Erdenlebens, des Wissens, der Kunst, der Weisheit. Der Mensch ist der Ausdruck der Gottheit, der endlich Unendliche, der unendlich Endliche. Der menschliche Geist ist der sich ewig verjüngende Phönix, der sich die kostbaren Stoffe aus der Geschichte eines Jahrtausend's zusammenträgt, sich darin verbrennt, um sich in ihren Flammen zu läutern, zu regeneriren. Der Schöpfer ist das irdische Auge nur da durch das Geschöpf; in diesem erkennt man ihn, schaut ihn an. Wer sich kennt, kennt auch Gott. Darum stand den Weisen [185] Griechenlands die Selbstkenntniß höher als alles Wissen. Diese Selbstkenntniß muß unser Ziel werden und das Streben darnach muß über das Grab hinaus gehen. Mit dem Menschen beginnt und schließt sich alles Wissen; die Weltgeschichte besteht nicht ohne Menschengeschichte, und die Geschichte des Menschen ist auch die der Menschen. Humanität umfaßt das ganze Gebiet des menschlichen Strebens, aller moralischen Thatsachen; sie ist die Weltgeschichte der Seele. Nur aus ihr lernt man die Hieroglyphen und Chiffreschrift der sogenannten Geschichte kennen.

B–l.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 185-186.
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