Southey, Robert

[307] Southey, Robert, königl. großbritannischer Hofpoet, geb. in Bristol 1774, dichtete schon vor dem 21. Jahre seine »Jeanne d'Arc« (Joan of Arc), die allgemeine Aufmerksamkeit erregte und reich an ächtheroischen und tiefpoetischen Stellen ist. Auf dieses erste Product folgte »Thalaba,« ein wunderbares, arabisches Gedicht, in Form und Geist buntverziert von tausend Arabesken und orientalischen Festons; diesem der »Madoc,« eine walliser Sage, »Kehama,« eine hindostanische Geschichte, und »Roderich, der letzte Gothe,« die letzte und rührendste seiner größern Dichtungen, voll Pathos und in einer ebenso männlichen als correcten Sprache geschrieben. Noch bekannter und wichtiger ist S. als Historiker, und drei große Werke: die Geschichte von Brasilien, die Geschichte des span. Kriegs von 1808–14, und sein »book of the church« zeugen von einer ebenso umfassenden als genauen Gelehrsamkeit und von der fast wunderbaren Gewalt, die er über seine Muttersprache ausübt. Zugleich schuf er einen biographischen Denkstein, wie er vollendeter und harmonisch gerundeter wohl nie aus der Hand eines[307] historischen Künstlers hervorging: »das Leben Nelson's.« Außer mehreren andern, theils historischen, theils poetischen Arbeiten schrieb er auch noch viele kleinere Gedichte, die bald heiter, bald satyrisch, immer originell, klar und fließend sind. S. wohnt jetzt, ziemlich eingezogen, in Keswick; und wenig gebildete Reisende besuchen die dasigen Seen, ohne dem Sänger der »Thalaba« oder dem Geschichtsschreiber Brasiliens einen Besuch abgestattet zu haben.

S....r.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 307-308.
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