Logisch

[617] Logisch (logikos): zur Logik (s. d.) gehörig, den Denkgesetzen gemäß, richtig gedacht, vernünftig, aus dem Denken stammend. Gegensatz: unlogisch, alogisch (s. d.), antilogisch (widervernünftig), sinnlich. Der logische Begriff (s. d.) ist der präcise, wissenschaftliche Begriff. Das logische Denken ist das den Denknormen gemäße Denken (s. d.). Von den psychologischen sind die logischen Denkgesetze (s. d.) zu unterscheiden.

Bei ARISTOTELES bedeutet logikon, logikôs das Begriffliche im Gegensatze zu physikôs (Met. XII 1, 1069 a 28; XIV 1, 1087 b 21). Auch im Sinne von dialektisch (s. d.) wird es gebraucht (Top. VIII 12, 162 b 27; Anal. post. II 8, 93a 15); legô de logikên tên apodeixin dia touto, hoti hosô katholou mallon, porrhôterô tôn oikeiôn estin archôn (De gen. anim. II 8, 747 b 28). – Vom »logischen Denken« spricht schon S. MAIMON, Vers. e. neuen Log. 1794, S. 5 ff., 235. Nach BARDILI ist logisch »das Formelle des Denkens selbst« (Gr. d. erst. Log. S. 6). Nach G. E. SCHULZE ist logisch »nicht alles, was in den Erkenntnissen aus dem Verstande herrührt..., sondern es hat Beziehung auf diejenige Einheit, welche an den Stoffen des Denkens durch die Verknüpfung derselben vermittelst des Verstandes hervorgebracht wird« (Gr. d. allg. Log. S. 10). HEGEL macht das Logische zum Weltprincip (s. Begriff), es ist das »Übernatürliche«[617] (Log. I, 11), die Idee (s. d.), die Geistiges und Körperliches aus sich heraus entwickelt. Alles ist an sich logisch (Panlogismus, (s. d.)). SCHELLING erklärt dagegen, das Logische sei das »bloß Negative der Existenz«, »das, ohne welches nichts existieren könnte, woraus aber noch lange nicht folgt, daß alles auch nur durch dieses existiert«. »Es kann alles in der logischen Idee sein, ohne daß damit irgend etwas erklärt wäre... Die ganze Welt liegt gleichsam in den Netzen des Verstandes oder der Vernunft, aber die Frage ist eben, wie sie in diese Netze gekommen sei, da in der Welt offenbar noch etwas anderes und etwas anderes als bloße Vernunft ist, ja, sogar etwas über diese Schranken Hinausstrebendes« (WW. I 10, 143 f.). E. v. HARTMANN sieht im Logischen, der Idee (s. d.), ein Attribut des »Unbewußten« (s. d.). Nach L. FEUERBACH sind die logischen Formen »nur die abstracten, elementarischen Sprachformen«. Sie gehören nicht in die »Optik«, sondern in die »Dioptrik« des Geistes (WW. II, 199). Nach VOLKELT ist logisch »alles specifisch durch das Denken Geleistete« (Erf. u. Denk. S. 165). Nach L. RABUS ist das logische Denken »das Denken als Urteilen« mit Bezug auf die »Betätigung einer dem Denkorganismus innewohnenden normativen und richterlichen Instanz« (Log. S. 105). H. SCHWARZ betont den »logischen Zwang«, der aus der Gesetzlichkeit der inneren Normen des Denkens resultiert (Psychol. d. Will. S. 11). Innere Evidenz kommt dem logisch Gedachten zu (l.c. S. 15). – Nach NIETZSCHE ist die Logik, das Logische aus der »Unlogik«, aus befestigten Irrtümern entstanden (WW. V, 110). Die Logik hat erst rein biologische Bedeutung, später wirkt sie als »Wahrheit« (s. d.) (WW. XV, 274 f., 271). Die Logik gilt nur von fingierten Wesenheiten (WW. XV, 271). Wir erst logisieren das Chaos unserer Eindrücke (WW. XV, 275, 279). Vgl. Logik.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 617-618.
Lizenz:
Faksimiles:
617 | 618
Kategorien: