Wagner, Johann Jacob

[798] Wagner, Johann Jacob, geb. 1775 in Ulm, studierte in Jena und Göttingen, habilitierte sich in Göttingen, lebte einige Zeit in Nürnberg und Salzburg, wurde 1803 Prof. in Würzburg, gest. 1841 in Neu-Ulm.

W. gehört zu den Anhängern Schellings, welche dessen Identitätslehre und Methode übernehmen, sich aber gegen die spätere theosophische Phase der Schellingschen Philosophie wenden. Das Absolute, erklärt W. gegen Schelling, ist nicht durch intellektuelle Anschauung erkennbar, sondern ist nur anzuerkennen. [798] Die mathematischen Verhältnisse identifiziert W. mit den logischen, so daß ihm die (philosophische) Mathematik zum eigentlichen Organ der Philosophie und der Erkenntnis wird. Das Denken ist eine Art des Rechnens. Das Gemeinsame in allem ist das »Leben« der Weltseele, die Dinge sind Formen dieses Wesens. Das Grundschema alles Seins ist die »Tetrade« von Wesen, Gegensatz, Vermittlung und Form. Das »Weltgesetz«, das in allen Dingen lebendig ist und in den Kategorien zum Ausdruck kommt, ist ein »ewig wiederkehrender Durchgang des Wesens durch den Gegensatz und seine Vermittlung in die Form und umgekehrt«. Das »Organon« zerfällt demnach in Ontologie (System der Kategorien), Erkenntnissystem (Nachbildung der objektiven Weltformen im Subjekt), Sprachsystem, Weltsystem (mit der »Welttafel«). Ideen setzt die Vernunft da, wo sie Totalität in einer Einzelheit setzt. Die Ideen sind treibende Kräfte und sofern real. Die Idee der Ideen ist Gott.

Schriften: Wörterbuch der platonischen Philosophie, 1799. – Theorie des Lichts und der Wärme, 1802. – Philos. der Erziehungskunst, 1802. – Von der Natur der Dinge, 1803. – Über das Lebensprinzip, 1803. – System der Idealphilosophie, 1804. – Über d. Wesen der Philosophie, 1804. – Grundriß d. Staatswissenschaft, 1805. – Ideen zu einer Mythologie der alten Welt, 1808. – Theodizee, 1809. – Mathematische Philos., 1811. – Der Staat, 1811. – Religion, Wissenschaft, Kunst und Staat, 1819. – Organon der menschlichen Erkenntnis, 1830; 1850 (Hauptschrift). – Kleine Schriften, 1839-47. – Nachgelassene Schriften, 1852-57. – Lebensnachrichten und Briefe. 1849; 1851. – Vgl. L. RABUS, J. J. W.s Leben, Lehre und Bedeutung, 1852.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 798-799.
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