8. Die Invasion der Skythen in Judäa.

[452] Aus Herodot's Bericht (I. 103-105) von der Verheerung durch die Skythen in Asien und aus seinen Mittheilungen, daß sie auch in Aegypten einen Einfall versuchten, daß ihnen Psammetich im syrischen Palästina (ἐν τῇ Παλαιστίνῃ Συρίῃ) entgegenging, sie durch Geschenke davon abzuhalten, und daß ein Theil derselben in Askalon den Tempel der Aphrodite (Mylitta) verbrannt habe, aus dieser umständlichen Relation hat man mit Recht geschlossen, daß Judäa von diesem Einfall nicht verschont geblieben sein kann. Sie, welche auf Plünderung ausgingen, sollten Jerusalem bei Seite gelassen haben, das ihrem Ungestüm nicht hätte widerstehen können? Entweder auf ihrem Zuge nach Aegypten oder auf ihrem Rückzuge, als sie Askalon zerstörten, das an der Grenze des judäischen Gebietes nur eine Tagereise in gerader Nichtung von Jerusalem entfernt lag, müssen sie einen Abstecher dahin gemacht haben. Diese Thatsache ergiebt sich von selbst, wenn auch gar kein Zeugniß dafür vorhanden wäre. Ein indirectes Zeugniß wird gewöhnlich aus Syncellus angeführt, welcher eine Relation aus Eusebius' chronologischem Kanon entlehnt hat, daß Beth-Schean den Namen Skythopolis von den Skythen erhalten habe (405, 3): Σκῠϑαι τὴν Παλαιστίνƞν κατέδραμον καὶ τὴν Βασὰν (l. Βαιϑσὰν) κατέσχον τὴν ἐξ αὐτῶν κλƞϑεῖσαν Σκυϑόπολιν. Allerdings wurde die Stadt Beth-Schean unweit des diesseitigen Jordan während des zweiten Tempels von den Griechen Skythopolis genannt (bei Josephus und auch in der griechischen Uebersetzung zu Richter und anderen Schriften [vgl. Buhl a.a.O. S. 205]). Haben sich Skythen in der günstig gelegenen Stadt Beth-Schean angesiedelt, so müssen sie Palästina von Westen nach Osten durchstreift und auch Judäa berührt haben. Sepp führt noch einen Beweis dafür an. Der ziemlich bedeutende Fluß Hieromax (Scheriat el-Mandhur), welcher von Osten kommend in den Jordan mündet, ist nur ein gräcisirter Name für den ursprünglichen ךומרי, wie er im Talmud genannt wird. Jarmuch soll aber ein skythischer Name sein. Demnach müssen Skythen sich an den Ufern des Jordan niedergelassen haben. Indessen ist weder dieses Argument, noch jenes aus Syncellus-Eusebius unanfechtbar. Man hat gegen das letztere geltend gemacht, daß der Name Skythopolis aus einer Corruption des Namens Sukkothpolis entstanden sein kann. Nicht weit von Beth-Schean südlich lag nämlich die Stadt תוכוס, und diese mögen die Macedonier Skythopolis genannt haben, und der Name mag auf das nahgelegene Beth-Schean übertragen worden sein.

Indessen, so gewiß es einerseits ist, daß die skythischen Horden, welche gegen Aegypten gezogen und Philistäa verheert haben, Judäa nicht ganz verschont haben können, so auffallend ist es auf der anderen Seite, daß weder in den Königsannalen, noch in den prophetischen Schriften aus jener Zeit eine Nachricht von einer solchen Verheerung erhalten ist. Man hat zwar in Zephanja und Jeremia Andeutungen dafür finden wollen, aber die Beweise und durchaus falsch. Um die ganze Unhaltbarkeit dieser der Exegese entlehnten Stützpunkte nachzuweisen, ist es nothwendig, die Invasion der Skythen chronologisch genau zu fixiren. Herodot erzählt, daß, während der medische König Kyaxares, welcher den Tod seines Vaters Phraortes in einer Niederlage durch die Assyrer rächen wollte (das. 103: τιμωρόων τε $ῷ πατρί), die Stadt Ninive belagerte, [452] skythische Horden in Medien eingefallen seien, welche diesen zwangen, von dieser Belagerung abzustehen und für die Sicherheit des eigenen Landes zu sorgen. Daraus folgt ohne weiteres, daß die Niederlage des Phraortes, die Thronbesteigung seines Sohnes, die Belagerung Ninive's und der Einbruch der Skythen nicht lange auf einander folgten. Es kommt also nur darauf an, Kyaxares' Regierungsanfang zu fixiren, um die Zeit der Invasion zu ermitteln. Nun hat M. v. Niebuhr exakter als Max Duncker aus dem Synchronismus der medischen und lydischen Königsreihe für Kyaxares' Regierungsan fang das Jahr 114 oder 115 der Aera Nabonassar eruirt (Gesch. Assur und Babels S. 66 fg.), d.h. 634-633 vorchristlicher Zeit [Vgl. zur Chronologie jetzt Meyer, Geschichte d. Alterthums I. S. 553-558, vgl. S. 544 f. Danach regierte Kyoxares von 624-587. S. auch Schrader-Winckler, S. 102 f.]. Dieses Datum wird um zwei Jahre Differenz durch ein ausdrückliches Zeugniß bestätigt, und es ist merkwürdig, daß weder Niebuhr noch andere Forscher es für diese chronologische Untersuchung herangezogen haben. Diodor referirt nämlich nach Herodot, daß Kyaxares im zweiten Jahre der 37. Olympiade zum König der Meder erhoben wurde (II. 32, 88-90). Κατὰ γὰρ τὸ δεύτερον ἔτος τῆς ἑπτακαιδεκάτƞς Ὀλυμπίαδος ᾑρέϑƞ βασιλεὺς ὑπὸ Μἠδων Κυαξάρƞς, καϑ᾽ Ηρόδστον. Nun findet sich zwar diese Datumsangabe bei Herodot nicht, wahrscheinlich fand sie Diodor in dessen untergegangener Schrift über die Assyrer. Hier ist also deutlich angegeben, daß Kyaxares seinem Vater nachfolgte: Olymp, 37, 2, d.h. 631 vorchr. Zeit. In das erste Jahr Kyaxares' setzt auch Eusebius' Kanon den Einbruch der Skythen: Scythae usque ad Palaestinam penetraverunt (nach Hieronymus Uebersetzung, woraus die Angabe bei Syncellus), und das Jahr bestimmte er als Olym. 36, 4, d.h. 633, was sich dem obigen Datum nähert. Anderseits setzt er dieses Factum 123 ab urbe condita, d.h. 631; dieses beruht auf seinem von Hause aus unkritischen Calcül. Als gewiß kann demnach angenommen werden, daß Kyaxares 634 oder 634 zu regieren begann. In demselben Jahre begann er den Krieg gegen Assyrien und Ninive's Belagerung. In demselben Jahre brachen die skythischen Horden ein. Indessen ist es unwahrscheinlich, daß auch die Invasion der Skythen durch Asien bis Aegypten in demselben Jahre stattgefunden haben soll. Um Medien zu unterjochen, Assyrien tributpflichtig zu machen, wahrscheinlich auch in Vabylonien einzufallen, dann durch Syrien und Phönicien zu stürmen und endlich durch die Ebene an der Küste bis Philistäa vorzudringen, dazu haben sie wohl einige Jahre gebraucht. Man kann also den Einfall der Skythen in Palästina frühestens um 631 ansetzen, d.h. in Josia's neuntes Jahr (s. chronolog. Tafel, B. I.). Jedenfalls war diese Invasion bereits eine vergangene Thatsache, als Jeremia auftrat, da er erst im dreizehnten Jahre Josia's zu prophezeien begann. Es ist also ein grober Irrthum von Ewald, Duncker und Andern, einige Jeremianische Partieen, z.B. Kap. 4-6, auf den Skythenschwarm zu beziehen Nachdem dieser längst abgezogen war, soll Jeremia von ihm als einem zukünftigen Ereigniß gesprochen haben! Nur die Chaldäer deutet er an, sowie auch 1, 13 fg. חתפת ןופצמ הערה gleich 47, 2 ןופצמ םילע םימ הנה. So saßt es richtig Keil auf (Einl. 2, S. 334) [Durchschlagend scheinen jedoch die Darlegungen Kuenen's a.a.O. S. 165, Nr. 12 zu sein]. Dagegen kann Zephanja nicht die Chaldäer im Sinne gehabt haben, denn da er, wie allgemein angenommen wird, vor der Reformation, d.h. vor 621 gesprochen hat, so kann er unmöglich an die Chaldäer gedacht haben, da diese vor Nebukadnezar gar keine Bedeutung hatten. Wenn Zephanja von einem bestimmten verheerenden Feinde spräche, [453] dann könnte er wohl an die Skythen gedacht haben, da er auch Assur und Ninive den Untergang androht (2, 13 fg.) Allein er spricht von keinem bestimmten Feinde, sondern nur allgemein von Unheil, das eintreffen werde. Daher läßt sich aus seinen Prophezeiungen gar nichts für die Invasion der Skythen in Juda schließen. Allenfalls könnte V. 3, 6 darauf bezogen werden: םהירע ודצנ רבע ילבמ םתוצוח יתברחה םתונפ ומשנ םיוג תרכה בשוי ןיאמ שיא ילבמ. Diese Partie gehört aber entschieden der Zeit nach der Josianischen Reformation an.

Dagegen läßt sich aus Ezechiel's Schilderung von Gog und Magog (c. 38 bis 39) auf die Anwesenheit der Skythen in Judäa schließen. Josephus und Hieronymus erklären גוגמ als Skythen (Alterth. I. 6, 1). Μαγώγƞς δὲ τοὺς ἀπὸ αὐτοῠ Μαγώγας ὀνομασϑέντας ᾤκισε, Σκύϑας δὲ ὑπ᾽ αὐτῶν προσαγορευομένους, Hieronymus zu Ezechiel: Magog esse gentes Scythicas immanes et innumerabiles, quae trans Caucasum montem ... tendantur. Man hat das Wort גוג auf den Berg Cauk – Caucasus zurückgeführt38. In der That erkennt man in Ezechiel's Schilderung durchaus die Art und Weise der Skythenhorden. Gog zieht aus zu plündern und zu rauben, Gold und Silber wegzutragen, Vieh und Erwerb zu nehmen, große Beute zu machen (38, 13). Er bricht aus dem äußersten Norden ein (ןופצ יתכרימ 38, 15; 39, 2) und zieht eine unzählige Menge Völkerschaften hinter sich her, Kimmerier (רמג), Armenier (תיב המרגות), Aethiopier und andere Völkerschaften (38, 5-7). Wie ein Unwetter zieht er herauf, wie eine Wolke, die Erde zu bedecken (V. 9). Ezechiel prophezeite in diesen Kapiteln eine eigene Gestaltung der Zukunft. Nachdem Israel aus dem Exile zurückgekehrt sein und friedlich und sicher ohne Festungen und Mauer das Land bewohnen werde, werde es plötzlich von einem Schwarmvolke und vielen Völkerschaften in dessen Gefolge überfallen und bekriegt werden, aber dieser Feind werde einen schmählichen Untergang finden. Dieses Schwarmvolk nannte er Gog und Magog, d.h. Skythen, und schilderte es nach den an den Skythen wahrgenommenen Eigenschaften. Diese zutreffende Schilderung setzt voraus, daß man in Judäa, speciell in Jerusalem, eine Vorstellung von dem Wesen der Skythen hatte, d.h. daß sie da gesehen worden waren. Selbst wenn Ezechiel um einige Jahre jünger als Jecemia gewesen sein sollte, siele seine Geburt doch nur wenige Jahre nach der skythischen Invasion, und er konnte in seiner Jugend von ihnen und ihrer Plünderungssucht und Zerstörungswuth gehört haben. Diese Jugenderinnerungen dienten ihm später dazu, das Schwarmvolk seines prophetischen Gesichtes mit den Zügen auszustatten, welche den Skythen eigen waren. Nur auf diese Weise sind die Kapitel über Gog und Magog exegetisch und psychologisch erklärlich. Es folgt also mindestens daraus, daß die Skythen den Judäern bekannt waren.

Ein noch triftigerer Beweis nicht bloß für die Bekanntschaft der Judäer mit den Skythen, sondern auch für deren Eingreifen in das Geschick des Landes läßt sich aus dem Liede Deuteron. c. 32 entnehmen. In demselben ist angegeben, daß das israelitische Volk wegen seines verkehrten Götzenthums von einem Unvolk, von einem verworfenen Volke gezüchtigt werden werde oder gezüchtigt worden sei. Den Mittelpunkt bildet Vers 21: םהילבהב ינוסעכ לא אלב ינואנק םה םסיעכא לבנ יוגב םע אלב םאינקא ינאו. [454] Welches Volk konnte als verworfenes, gemeines, unangesehenes Gesindel, als Unvolk bezeichnet werden? Die Ausleger haben dabei an die Assyrer gedacht. Aber diese werden in der biblischen Literatur als uraltes, geachtetes Volk gleich dem Aegyptischen dargestellt. Man kann also unter םע אל und לבנ יוג weder die Assyrer noch die Aegypter und noch weniger die Nachbarvölker Israels verstehen. Allenfalls könnte man dabei an die Chaldäer denken, von denen Jesaia 23, 13 ebenfalls sagt: היה אל כעה הז םידשכ ץרא ןה, daß dieses Volk früher nicht bestand. Allein das Lied im Deuteron. kann nicht der chaldäischen Zeit angehören, denn es wird vorausgesetzt, daß Israel dem häßlichen Götzenthum fröhnte (15-18), und auch, daß es bereits gelitten habe (Vers 30. 42-43). Auf dieser Voraussetzung ist das ganze Lied angelegt. Das Volk ist bereits empfindlich heimgesucht worden. Anstatt sich die Schuld beizumessen, wälzt es sie in arger Verkennung auf seinen Gott: םבח אלו לבנ םע תאז ולמגת 'הלה. Dieses deiktische תאז ist bedeutsam. Es weist auf einen Leidensstand hin, der in der damaligen Gegenwart noch fortdauerte. Das Lied will eben diese Verkennung aus dem Herzen bannen und betonen: daß Gott gerecht, treu und ohne Fehl ist (Vers 4). Die Leiden treffen das Volk wohl verdient und sollen auch dazu dienen, es seine Ohnmacht empfinden zu lassen (V. 36b) הארי יכ בוזעו רוצע ספאו די תלזא יכ. Aus allem diesen geht mit Gewißheit hervor, daß das verworfene Volk, das nicht einmal den Namen Volk verdient, da es weder Heimath noch staatlichen Zusammenhang hat, sondern raubend und plündernd die Länder durchrast, Leiden über Juda gebracht und es bis zur Ohnmacht geschwächt hat, daß dieses Volk nur das skythische gewesen sein kann. Es ergiebt sich daraus, daß die Skythen auch in Judäa gehaust haben. Sie haben es wohl plündernd, sengend und brennend durchstreift, so daß alle Habe, Werthvolles und Geringes (בוזעו רוצע) verloren gegangen ist. Jerusalem selbst scheinen sie aber nicht betreten zu haben, sie hätten sich bei der Belagerung der jedenfalls festen Stadt lange aushalten müssen, was wohl schwerlich in ihrer Absicht gelegen haben kann. Sie waren ja nur gekommen, wie Ezechiel schildert: תחקל בהזו ףסב תאשל... זב זבל... ללש ללשל לודג ללש ללשל ןינקו הנקמ. Wahrscheinlich hat ihnen Josia, sowie der ägyptische König Psammetich Schätze angeboten, um die Hauptstadt zu verschonen. Der Einfall der Skythen in Judäa kann daher als eine historische Thatsache angesehen werden, und er hat moralische und politische Nachwirkung gehabt.

Kann die skythische Verheerung in Palästina als Thatsache angenommen werden, so könnte auch eine größere prophetische Partie auf diesen, der Erinnerung tief eingeprägten Vorgang und diese Zeit zurückgeführt und dem vollen Verständnisse eröffnet werden. Kap. 24-27 in Jesaia, welche ein einheitliches Ganzes bilden, stechen so auffallend von dem echt-jesaianischen Stile ab, daß die meisten kritischen Ausleger von Eichhorn bis auf Hitzig, Ewald, Bertheau, Bleek sie für pseudojesaianisch halten. Aber in der Bestimmung der Abfassungszeit derselben gehen sie weit auseinander; so setzt sie z.B. Hitzig noch in die assyrische Zeit, Ewald unter Kambyses während seines Zuges nach Aegypten [Luzzatto bezieht sie auf die Eroberung Babels durch Cyrus]. Diese Hypothese ist entschieden falsch. Denn Vers 27, 9 setzt voraus, daß Jakob, d.h. Juda noch in Götzendienst versunken war, noch Ascherim und Sonnensäulen hegte. Ferner wird Assyrien ausdrücklich genannt neben Aegypten (27, 13) und es ist auch angedeutet (27, 1) unter dem Bilde der riegel-förmigen, langgestreckten Schlange תירב שחנ, sowie Aegypten unter der gewundenen[455] (heimtückischen) Schlange ןותלקע שהנ dargestellt wird39. Das assyrische Reich bestand also damals noch, aber in demselben waren schon israelitische und judäische Verbannte. Bleek, der die richtige Abfassungszeit geahnt hat, ließ sich einen halben Widerspruch zu Schulden kommen. Er bemerkt (Einl. S. 463): »Wahrscheinlich ist sie (die spätere Weissagung) aus später Zeit.. nach der Zerstörung des assyrischen Reiches, als die Juden von ... den Aegyptern viel zu leiden hatten«. Und gleich darauf: »die Abfassung fällt wahrscheinlich in das Zeitalter des judäischen Königs Josia oder unmittelbar darauf«. Aber da Assyrien zur Zeit Josia's noch bestanden hat, so kann diese Partie nicht zugleich unter Josia und nach der Zerstörung Ninive's verfaßt worden sein. Auch kann das assyrische Reich damals noch nicht untergegangen gewesen sein, wie soeben bewiesen wurde. Bleek hat sich vom Scheine verführen lassen, in einigen Versen Ausdrücke von dem Untergange einer mächtigen Stadt, Ninive, zu finden, in Vers 25, 2. תמש יכ הלפמל הלפמל הרוצב הירק לגל (ריעמ mudneled) ריעמ הנבי אל םלועל םירז ןומרא; Vers 26, 5: םורמ יבשי חשה יכ רפע דע הנעיגי ץרא דע הליפשי הנליפשי, הבגשנ הירק auch 27, 10. Selbst zugegeben, daß darunter Ninive zu verstehen wäre, so folgt noch nicht daraus, daß es damals bereits zerstört war. Man bemerke wohl, daß diese Ausdrücke in einem Dankgebete vorkommen. Vers 26, 1 הדוהי ץראב הזה רישה בשוי אוהה םויב. Zu Vers 25, 1 muß Aehnliches ergänzt werden, sonst ist der Uebergang unverständlich. In einem solchen Dankliede pflegt der Wunsch als bereits erfüllte Wirklichkeit anticipirt zu werden. Nur durch diese Annahme sind mehrere Psalmen zu verstehen. Ps. 9, 16 וגי םיוג ועבט' bedeutet nicht: Völker waren bereits versunken, sondern man wird nach geschehener Errettung Solches singen; Ps. 20, 7; וחישמ 'ה עישוה יכ יתעדי התע, will nicht sagen, daß Gott bereits geholfen habe, und die Feinde zu Roß und Wagen niedergesunken seien, sondern daß das Danklied später diese eingetretenen Thatsachen besingen werde, vergl. Ps. 22, 24-25. So auch in unserer prophetischen Partie. Der Prophet verkündet, daß nach dem Eintritt der großen Ereignisse man in Juda ein solches Lied singen werde, daß nämlich die feste Stadt, die Bewohner der Höhe, die Burg der Eroberer in Trümmer zerfallen sind. Diese Zerstörung war noch nicht zur Thatsache geworden, sondern wird anticipirt.

Um nun einen sicheren Ausgangspunkt zur Fixierung der Zeit für diese Kapitel zu haben, muß man das Augenmerk auf das räthselhafteste Moment in der ganzen Partie richten. Inmitten von Betrachtungen über Unterdrücker im Allgemeinen und über Völker ohne Namen wird unerwartet Moab als Feind des judäischen Volkes genannt (25, 10-12) רהב 'ה די חונת יכ ויתחת באומ שודנו הזה. Das ist höchst auffallend. Ewald, dem Moab höchst unbequem ist, und das seiner Hypothese den Todesstoß versetzt, macht eine Bemerkung, die er schwerlich beweisen kann: daß »Moab, ebenso wie Edom in den spätern Jahrhunderten nichts weiter als Beispiel der unverbesserlichen Widerspenstigkeit gegen Ihwh war«. Und weil er diesen Passus von Moab nicht unterbringen kann und doch per fas et nefas einen Strophenbau markiren will, versetzt er diese Verse. Die Erwähnung Moabs muß aber einen historischen Hintergrund haben. Man braucht nicht weiter zu suchen um diesen und damit auch die richtige Zeitlage zu finden. Zephanja, der im Anfang von Josia's Zeit prophezeit hat, verkündete ein Strafgericht zunächst über die philistäische Tetrapolis [456] und dann über Ammon und Moab, über Aethiopien und Assyrien. Bei Ammon und Moab verweilte er am längsten und begründete das Strafgericht, weil sie Gottes Volk geschmäht und gelästert und höhnische Worte über dessen Gebiet geäußert (2, 8-10): יתעמש לע ולידגיו ימע תא ופרח רשא ןומע ינב יפדגו באומ תפרח תואבצ 'ה מע לע ולידגיו ופרח יכ םנואג תחת םהל תאז...םילובג. Es muß also in Josia's Zeit eine tiefe Feindseligkeit zwischen Moab und Juda bestanden haben. Auch Jeremia spricht von Moab's Hohn gegen Gott, d.h. gegen das Volk Gottes (48, 42: 'ה לע יכ באומ דמשנו לידגה . Er, der überhaupt Reminiscenzen aus älteren Propheten in seine Reden einflicht, hat eine Wendung über Moab, die auch in unserer Partie vorkommt.



Jeremia 48, 43-44.

... באומ בשוי ךילע חפו תחפו דחפ

הלעהו תחפה לא לפי דחפה ינפמ םנה

.חפב דכלי תחפה ןמ


Jesaia 24, 17-18.

בשוי ךילע חפו תחפו דחפ

תחפה לוקמ סנה היהו ץראה

ךותמ הלועהו תחפה לא לפי

חפב רכלי תחפה.


Schon aus dieser Parallelisirung ergiebt sich, daß das Bild in Jesaia originell und in Jeremia nur Entlehnung ist, und dadurch ist auch Ewald's Hypothese von der nachexilischen Abfassungszeit dieser Partie gerichtet. Doch suchen wir zunächst den Grund der Feindseligkeit zwischen Juda und Moab in Josia's Zeit auf, welche durch Zephanja constatirt ist. Reibungen zwischen Moab und den jenseitigen Stämmen können selbstverständlich nach Untergang des Zehnstämmereichs nicht bestanden haben, da die Stämme Gad, Rëuben und Halbmanasse exilirt waren. Ammon hatte das Gebiet von Gad in Besitz genommen (Jeremia 49, 1): בשי וירעב ומעו דג תא םכלמ שרי עודמ...ןומע ינבל. Auch Moab war der Erbe der jenseitigen Stämme geworden, wie aus Jeremia Kap. 48 hervorgeht. Die Feindseligkeit Moab's muß demnach direkt gegen Juda gerichtet gewesen sein. Erinnern wir uns, daß unter Chiskija Moab schutzflehend sich nach Zion gewendet hat, und daß die judäische Familie באומ תחפ von den Nachkommen Joab's die Thatsache voraussetzt, daß Juda eine Art Herrschaft über Moab hatte (s.o. S. 441). Dieses Abhängigkeitsverhältniß bestand, wie wir aus Zephanja's Worten erfahren, in der Zeit Josia's nicht mehr. Moab war nicht nur selbstständig geworden, sondern befand sich auch in einer glücklichen Lage und äußerte Schadenfreude über das Mißgeschick, welches Juda betroffen hatte. Diese Schadenfreude von Seiten des ehemaligen Vasallen wurde in Jerusalem schmerzlicher empfunden als das Mißgeschick selbst. Zephanja motivirt das Strafgericht über Moab, weil es das Volk Gottes geschmäht und gehöhnt hatte. Auch der Prophet der in Frage stehenden Jesaianischen Partie deutet die schmerzliche Empfindung in Folge des Hohns an (25, 8): לכ לעמ ריסי ימע תפרחו ץראה. Da er nun in der größtentheils allgemein gehaltenen prophetischen Rede an einer Stelle Moab hervorhebt, so leuchtet es ein, daß die Schmähung von Seiten dieses Volkes in Jerusalem eine besondere Erbitterung hervorgerufen hatte Daraus folgt, daß dieser Prophet dieselbe Zeitlage voraussetzt wie Zephanja, und daß er demnach dessen Zeitgenosse gewesen sein muß, d.h. unter Josia gesprochen (oder geschrieben) hat [vgl. hierzu noch die Zusammenstellung der anderweitigen Ansetzungen bei Kuenen a.a.O. S. 90 u. Marti S. 182].

Nun setzt diese Partie eine allgemeine Verheerung voraus (24, 5 fg.). Sie spricht von mächtigen gewaltthätigen Völkern (25, 3): םיצירע םיוג תירק זע םע, und schildert sie (24, 4) wie ein Unwetter gegen die Mauer: ריק םעזכ םיצירע (םיוג) חור יכ. [457] Sie deutet endlich an, daß die Feinde Juda's ebenfalls von den gewaltthätigen Völkern gelitten haben (27, 7): והכמ תכמכה גרה ויגרה גרהכ םא והכה. Welche Völker oder welches Volk kann in Josia's Zeit eine solche Verheerung gebracht haben? Wohlverstanden noch während des Bestandes des assyrischen Reiches, der vorausgesetzt wird (o. S. 456), also noch vor dem Untergang Ninive's? Innerhalb der Josianischen Zeit kennt die Geschichte nur die Skythen als ein solches Zerstörung verbreitendes und schreckliches Volk. Folglich hat diese Partie die Skythen zum Hintergrunde. Sie spricht aber deutlich genug, daß Juda ebenfalls in dieser Zeit viel gelitten hat (26, 16): ךודקפ רצב 'ה; (26, 13): ךתלוז םינדא ונולעב. Sie schildert das Unglück, das über Juda damals gekommen war, als einen Sturm (26, 20) und braucht ein schönes Bild: »Gehe, mein Volk, in deine Gemächer und schließe die Thüre hinter dir zu. Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Sturm vorübergehen wird.« Sie deutet endlich an, daß damals Leichen in Juda gefallen sind (26, 19): ןומוקי יתלבנ ךיתמ ויחי. Daraus folgt, daß die Skythen auch in Judäa zerstörend gewüthet haben. Die Einzelheiten in diesem tief angelegten, räthselhaften, echt poetischen Stücke treten besser hervor, wenn man sich dahinter die grausige Verheerung durch die Skythen denkt, die von dem Propheten als Geißel Gottes dargestellt werden, weil alle Welt »die Lehren übertreten, das Gesetz gewechselt, das ewige Bündniß aufgelöst hat« (24, 5).


Fußnoten

1 Champollion, lettres écrites de l'Egypte en 1828-29, Paris 1833.


2 Smend und Socin (= SS) u. Nordlander (= N) lesen כלמשמב als Namen des Vaters, L. (= Lidzbarski) schlägt vor נכשמב.


3 So SS. und N., L. schlägt vor יכסנב.


4 Nach L. ist die L.-A. רבדכ unsicher.


5 SS. lesen hier ןנבמ.


6 So SS., L. schlägt statt dessen vor: נדעמ.


7 So SS., L. möchte lesen שא קו תב.


8 Zwischen ל und ד ein Loch nach L.


9 L. schlägt נכשמכ vor und erinnert an והינכ und והינכי.


10 Die Lesung רמע am Ende von Zl. 4 und am Anfang von Zl. 5 = ירמע scheint fest zu stehen.


11 Nach SS. (S. 4) u. L. (S. 5) stände der Text von Zl. 8 jetzt genau so fest, wie er jetzt oben (S. 389) gedruckt ist. Viel gewonnen ist für den Sinn des Satzes dadurch allerdings auch nicht.


12 SS. und L. lesen übereinstimmend אראלי יהוה.

13 [Ueber die Zeit Joël's gehen die Meinungen der neueren Exegeten himmelweit auseinander. Sie schwanken um nahezu ein halbes Jahrtausend. Während die Einen den Propheten für einen Zeitgenossen Rehabeam's halten, wollen ihn die Anderen in die persische Zeit hinter Maleachi setzen. Vgl. das Nähere bei Kuenen, hist. krit. Einl. in die Bücher des Alt. Test. Dtsch v. Müller. II (1892), S. 325 f. Strack, Einl. in d.A. T., 5. Aufl. (1898), S. 99 ff.].


14 Dieser dunkle Vers תמח תאו קשמד תא בישה רשאו לארשיב הדוהיל könnte vielleicht dadurch erklärt werden, wenn man das ב in לארשיב als aus ו entstanden ansieht; öfter findet diese Verwechselung das ו conjunct. mit ב statt, worauf schon Saadia aufmerksam gemacht hat. Dann würde der Vers lauten: הדוהיל בישה לארשיו [Einen anderen, übrigens ganz unannehmbaren, Vorschlag macht Klostermann z. St.].


15 Die Verse 9, 13-15, vom gemeinschaftlichen Handeln Juda's und Ephraim's unter einem friedlichen König (vgl. 10, 10) enthält einen räthselhaften und den Zusammenhang störenden Passus ןויצ ךינב יתררועו ןוי ךינב לע. Wie kommt Jawan hierher? Haben denn die Jonier eine so nachtheilige Einwirkung auf die beiden Reiche ausgeübt, daß gegen sie eine Strafandrohung ausgesprochen werden sollte? Setzt man statt ןוי ךינב die Emendation ןורמש ךינב und erklärt לע in der Bedeutung »hinzu«, so ist der Passus verständlich und paßt zum ganzen Gedankengange. »Ich werde deine Söhne, Zion, erwecken zu deinen Söhnen, Schomron«. [Vgl. noch Kuenen a.a.O. S. 392 u. König a.a.O. S. 370.]


16 Das Wort םהילע אלו ist in diesem Vers störend. Peschito hat dafür ודילע ףאו, auch LXX haben die Negation nicht.


17 Selbstverständlich muß statt םנח gelesen werden םחנפחת [So auch Cheyne und Marti z. Stelle].


18 [Vgl. hierzu des Vf.'s »Kritischen Commentar zu den Psalmen (Breslau 1882/3) I, 20-37, bes. S. 27 ff. und das Buch Isidor. Loed's»La littérature des pauvres dans la bible« (Paris 1892, 8)].


19 Man stoße sich nicht an dem Verbum ןתנ, das hier in Verbindung mit םידלי gebraucht wird. Es wird auch von Personen gebraucht, wenn sie in einem Connex zu einer anderen Person stehen. So von den Leviten (Numeri 3, 9; vgl. 8, 19): וינבלו ןורהאל םיולה תא התתנו; (Zacharia 3, 7): הלאה םידמועה ןיב םיכלהמ ךל יתתנו.


20 Das Urtheil trifft auch die allermodernsten Ausleger. Vgl. z.B. die Künsteleien und Ausflüchte Ed. Königs (Einl in d.A. T. (1893), S. 196 f. zu Gen. 4, 25. 26, Klostermann's (Neue Kirchl. Ztschr. I, 717) zu Gen. 7, 16 Holzingers (in s. Comm. zur Genesis (1898) zu Gen. 9, 26 f. 17, 1 (die »versteckten Finessen von P.«!) 22, 11. 31, 49. Ex. c. 3 u.c. 14.


21 Buttmann weist entschieden in einer Anmerkung das. S. 168 die noch von Preller (gr. Mythologie I. S. 334) behauptete Etymologie zurück, daß Ἀβέλιος aus Ἡέλιος durch Einschaltung des Digamma entstanden sei, und daß dies ionische Dehnung für ἥλιος sei. Buttmann hielt Abelios vielmehr für die Urform.


22 Es ist eine Albernheit, in der Geschichte von Juda und Thamar eine Anspielung auf David's sträfliches Verhältniß zu Batscheba zu erblicken, weil diese auch עוש תב (nach einer erweichten Aussprache des ב) genannt wird, und weil die mit dieser Geschichte gar nicht zusammenhängende kanaanitische Frau Juda's zufällig eine Tochter Schua's war. Sollte der Verf. einen Makel auf die Könige vom Hause David's haben werfen wallen? Es ist ungereimt [Vgl. die weitere Ausmalung dieser Hirngespinste bei Stade, Gesch. Isr. I, 158]. Die Thora erzählt auch die Gewaltthat Levi's an den Sichemiten, obwohl seine Nachkommen den Priesterstamm bildeten. Liegt auch darin eine tadelnde Tendenz?


23 Auch die Wiederholung der Namengebung Beerseba deutet eine Differenz an, wenn man genau auf einige Züge achtet. Was die Wiederholung des Dekalogs betrifft, aus dessen stellenweise abweichender Ausdrucksweise eine Verschiedenheit des Urtextes gefolgert wird, so beruht auch diese Annahme auf Irrthum. In Deuteronomium wird der Dekalog lediglich referirt oder citirt. Mose erzählt, was bei der Offenbarung desselben vorgekommen ist. Ein Citat braucht wahrhaftig nicht wörtlich zu sein. Vers 5, 15 braucht nicht zum Dekalog zu gehören, sondern ist eine selbstständige Ermahnung, an den Dekalog angeknüpft, die Sclaven menschlich zu behandeln, wie 15, 15; 16, 12; 24, 18. 22. Da das Deuteronomium auf humane Behandlung der Sclaven und der Verlassenen besonders Gewicht legt, nimmt es jede sich darbietende Gelegenheit wahr, zu wiederholen: »Sei eingedenk, daß auch du Sclave und elend warst«. Der Vers ist ein belehrender Zusatz.


24 Kap. 24, 1-9 gehören zum Sabbatgesetz.


25 Numeri c. 25-31 haben einen Zusammenhang, wenn man sich Kap. 31 an 25, 19 angereiht denkt, wofür eine Andeutung in קוספ עצמאב אקספ liegt. Die Wiederholung der Festopfergesetze Kap. 28 beruht auf Hervorhebung des Weinopfers ןיי ךסנ zu jedem Opfer. Dieses konnte nur kurz vor dem Einzug in das Land, in dem es Wein geben wird, angeordnet werden.


26 Daß ריבעהל nur ein Euphemismus statt ריעבהל ist, ist augenscheinlich.

27 [Von hier an bis S. 436 folgt die Abhandlung des Vfs. in der Monatsschrift, Jahrg. 1886, S 202 ff., 233 ff.]


28 Die Methode der Wellhausen'schen Beweisführung mag Folgendes charakterisiren. Seine Negirung des Stiftszeltes belegt er (S. 43): »die einzige Stelle, wo der Name Ohel Moëd vorkommt I. Sam. 2, 22 ist schlecht bezeugt und inhaltlich verdächtig«. In wie fern ist sie schlecht bezeugt? Die Fußnote sagt: »die Septuaginta hat diese Stelle nicht«. Sehen wir die Stelle au. Hebr. Text לכל וינב ןושעי רשא לכ תא עמש ילעו דעומ להא חתפ תואבצה םישנה תא ןובכשי רשא תאו לארשי. Nun fehlt in LXX nicht bloß das Stiftszelt, sondern auch der ganze Passus von der Schändung der Frauen im Heiligthum. Offenbar hat der Vertent aus irgend welcher Rücksicht diese Schandthat nicht wiedergeben wollen. Oder richtiger ein späterer Abschreiber hat diese Stelle weggelassen. Denn Josephus, welcher die biblische Geschichte bekanntlich nach der LXX bearbeitet hat, hatte noch diese Stelle vor sich (Alterth. V, 10, 1): Γυναῖκας τε τὰς ἐπὶ ϑρƞσκείᾳ παραγενομένας ὕβριζον φϑοραῖς. Und in wie fern ist diese Erzählung inhaltlich verdächtig? Weil die Söhne Eli's dadurch geschändet werden? Aber das ist ja die Tendenz dieser Erzählung: die Vorfahren Abiathar's gegenüber den Nachkommen Zadok's in ein schlechtes Licht zu stellen, weil jene dem Götzenthume der judäischen Könige gefröhnt haben, während die קודצ ינב sich davon fern gehalten haben, wie Ezechiel hervorhebt. Man könnte daraus entnehmen, aus welchem Kreise die Bücher Samuel's und Könige redigirt worden sind. – W. führt auch für seine Hypothese an (Note 43), daß in Samuel die Cultusstätte in Silo לכיה genannt werde, also sicher kein »Zelt gewesen«. Aber kann er die L.-A. לכיה garantiren? Könige I, 21, 1 kommt auch dieses Wort vor: Nabot besaß einen Weinberg באחא לכיה לצא. Dieses Wort giebt LXX mit παρὰ τῇ ἅλῳ wieder, was doch gewiß nicht Tempel oder Palast sein kann. Der Vertent muß also ein anderes Wort statt לכיה in seinem Texte vor sich gehabt haben. Nun kann das zweimalige לכיה in der Erzählung von Eli-Samuel verschrieben sein für להא.


29 Ezechiel 45, 18-20. V. 20, auf den Wellhausen ebenfalls recurrirt, ist unverständlich, weil schadhaft; יתפמו הגש שיאמ שדחב העבשב ist unerklärlich. Die griechische Version: ἐν τῷ μƞνὶ τῷ ἑβδόμῳ und dann μιᾶ τοῠ μƞνὸς λἠψς παρ᾽ ἑκάστου ἀπομοιρίαν erleichtert das Verständniß durchaus nicht. Diese Stelle darf man für Lösung dieser Frage nicht heranziehen.


30 הלחנ steht elliptisch םרכו הדש תלחנ, für Besitzung, Feld, תוממש תולחנ, und מש [sham] bedeutet auch »einpflanzen«; ומש הפצפצ [shamu].


31 Nebenher sei gezeigt, wie falsch Renan's Sepher ha-Jaschar ist. Hier wird es genannt: οὐκ ἰδοὺ αὐτὴ γέγραπται ἐν βιβλίῳ τῆς ᾠδῆς d.h. רפסב הבותכ איה אלה רישה, und es ist dasselbe wie רשיה רפס, denn die syrische Uebersetzung giebt das רשיה רפס in Josua 10, 13 wieder: אתחבשותד ארפסב, d.h. רישה רפסב und in Samuel II 1, 18. רישה רפסב. Es gab also kein Buch Jaschar, sondern ein »Buch des Liedes oder der Lieder«. Renan, welcher doch nicht auf den masoretischen Text schwört, hätte diese Emendation sich nicht entgehen lassen sollen, da sie doch seine Annahme von dem Liederbuche bestätigt, und er hätte nicht gebraucht eine schlechte Etymologie vom Worte רשיה zu geben.


32 Muß nun an einer Stelle הלא [ela] statt לשא gelesen werden, und ist an der andern Stelle wahrscheinlich die richtige L. - A להא statt לשא, so wird auch die dritte Stelle, wo לשא vorkommt (Samuel 1 24, 6) תחת המרב לשאד, zu lesen sein הלאה. Denn לשא als Baum kommt weder im Arabischen noch Syrischen vor, auch nicht im Talmudischen (Levy hat das Aort im Wörterbuche falsch erklärt). Denn יברבר ילשא bedeutet: große Ketten, wie Raschi es richtig erklärt (Beza 27 b und zum Theil auch Aboda Sara 7 b). Statt ילשא ןיניד in Jerus. muß gelesen werden ירשא, gleich dem voraufgehenden Worte. In Genesis Rabba V 54, wo das biblische לשא erklärt wird, denkt der Erklärer nicht im Geringsten daran, daß es eine Baumart bedeuten könne, sondern allenfalls סדרפ. Merkwürdigerweise. übersetzt LXX לשא consequent ἄρουρα, ein Feld- oder Gartenstück.


33 Vergl. Ezechiel 16, 20-21 und die Erklärung dazu o. S. 425.


34 Das Verbum תימצה, das zweimal in diesem Psalm vorkommt, bedeutet nicht vertilgen, sondern der Grundbedeutung des Verbums תמצ nach, »binden«, »einschränken«, »unschädlich machen«. Auch תירכהל bedeutet nicht durchaus »vertilgen«, sondern verbannen, wie Könige I 9, 7 ינפ לעמ לארשי תא תירכהו םהל יתתנ רשא המדאה, und wie ומע בדקמ תרכה ursprünglich nur den Sinn hat, »aus der Familie oder dem Stamm ausgestoßen« zu werden.


35 Aus Esra 8, 4. 9 scheint zwar hervorzugehen, als wenn באומ תחפ ינב verschieden waren von den באוי ינב; aber das Letztere ist wohl Corruptel.


36 Ps. 20, 21, 28, 45, 61, 63, 72, 84 und allenfalls noch 110 [In seinem »Kritischen Comm. zu den Psalmen« I, S. 14 f. will der Verf. die Königspsalmen als eine besondere Gattung nicht gelten lassen. Vgl. das. die Bemerkungen zu den einzelnen hier aufgezählten Psalmen].


37 Zur Emendation der L.-A. hat Dozy richtig bemerkt, daß Aquila םידדנמ vorgelegen haben muß; daher seine Uebersetzung φεύγοντας, nur daß er das Subject als Object angesehen hat, weil das Verb. im Singul. und das Nomen im Plur. steht. Dozy wußte aber diese Verlegenheit nicht zu überwinden. Er übersetzt den Vers (das. S. 64): »Von Seïr her rufen die Verbannten mir zu«, ohne die Berechtigung zur Umwandlung des Sing in Plur. nachgewiesen zu haben, und den Sing. haben sämmtliche Versionen. Man muß also lesen: ריעשמ דדינה ארק ילא im Sing. Das מ vom folgenden Worte ריעשמ kann durch Versehen angesetzt, und so aus ריעשמ דדונה hier ריעשמ םידדונה geworden sein. דדונ im Singular bedeutet nach hebräischem Sprachgebrauch als Collectivum »mehrer Flüchtlinge«. Zur Abrundung des Verses muß zu ליל noch etwas ergänzt werden, denn ליל kann nur Status constr. sein, sodann bedeutet הליל allein niemals »Leiden« (Ewalds Veweis aus Hiob 35, 10 beruht auf einem Irrthum). Endlich ist die Tautologie המ הלילמ המ לילמ sonderbar. Ergänzt man zu ליל das Wort הרצ oder הקוצמ, dann ist der Vers abgerundet und hat einen palilogischen Parallelismus, also:

הלילמ המ רמש

?הרצה לילמ המ רמש

... רמש רמא


38 Khog soll ursprünglich »Gebirge« bedeuten. Joh. Gust. Cuno, Forschungen im Gebiete der alt. Völker, S. 263 [Vgl. Meyer a.a.O. S. 558 u. Duhm z. St.].

39 Unter םיב רשא ןינתה muß Phönicien verstanden werden [S. jedoch z.B. v. Orelli und Marti z. St., die darunter Aegypten verstehen wollen].


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1902, Band 2.1.
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