Königsliste

Königsliste

[235]

Zur Königsliste vgl. meine Chronologie 162ff. 171ff. und die Berichtigungen in den Nachträgen Abh. Berl. Ak. 1907, S. 21f. Im Tur. Pap. sind von der 6. Dynastie nur die Zahlen erhalten, von der 8. die letzten vier Zahlen. Auch gehört vielleicht fr. 43 mit dem Namen der Nitokris und drei ande ren hierher. Die Epitome aus Manetho läßt bei Dynastie 7-11 die Königsnamen weg; bei Eratosthenes sind 5 Könige der 6. Dynastie genannt, darunter am Schluß Nitokris. Ob diese Nitokris mit der durch die Sage bei Herodot II 100 bekannten identisch ist, ist fraglich. (S. die Königsliste auf S. 236.)

Die weitere Liste der Tafel von Abydos lautet: 40. Neterkerê'. 41. Menkerê'. 42. Neferkerê' IV. 43. Neferkerê' V. Nebi. 44. Ṭeṭkerê' II. Šema. 45. Neferkerê' VI. Chenṭu, 46. Merenḥor. 47. Sneferka I. [vielleicht identisch mit Sneferkerê' der Tafel von Karnak no. 30]. 48. Nekerê. 49. Neferkerê' VII. Tereru. 50. Neferkeḥor. 51. Neferkerê' VIII. Pepiseneb. 52. Sneferka II. 'Anu. 53. ... keurê'. 54. Neferkeurê'. 55. Neferkeuḥor. 56. Nefererkerê' II. – Urkunden des Horus Ṭmẕtaui König Uaẕkerê (vgl. § 268 a A.) und des Horus Beunuter König Neferkeuḥor (= no. 55 der Tafel von Abydos) aus Koptos bei WEILL, Décrets royaux. – No. 49, Neferkerê' Tereru, findet sich vielleicht in dem späten Text bei ERMAN, ÄZ. 32. 127. Den Namen eines Königs Neterkerê' (= no. 40) Ḥotep glaubt LEGRAIN (Ann. du serv. IV 220, vgl. V, 144) in Šatt er Rigâl (in dem Namen bei PETRIE, A season in Egypt 430) zu erkennen. Ferner gehört hierher ein König Sechemkerê' in dem Fragment einer Rechnung dieser Zeit aus Elephantine (Hierat. Pap. der Museen in Berlin Heft 9 pl. 5), ferner vielleicht die Könige Ati und Imḥotep in Hammamat (§ 262 A.); dagegen ist König Mencheperu in Elkab (STERN, ÄZ. 13, 72 Taf. II) wohl kein Königsname dieser Zeit. Die von PETRIE, Hist. I 113, dieser Zeit zugewiesenen Skarabaeen sind jüngeren Ursprungs, vgl. NEWBERRY, Scarabs 66ff.


268. Daß die Denkmäler über die Könige dieser Zeit fast vollständig schweigen, beruht nicht auf dem Mangel an Inschriften; denn wir besitzen Gräber in ziemlicher Zahl, die der Übergangsepoche angehören, namentlich aus Memphis, aus dem Schlangenberggau (12), und aus Tentyra (Dendera), der Stadt der Ḥatḥôr im sechsten Gau. Aber die Grabinschriften erwähnen den regierenden Herrscher höchstens noch in inhaltlosen Phrasen wie »der Fromme vor seinem Herrn (pius erga regem)« oder »der vom König geliebte«. Die lokalen Gewalten und Interessen sind eben allmächtig und das Königtum ohnmächtig geworden. Wie das Regiment der Gaufürsten sich gestaltete, davon gibt die Grabschrift des Nomarchen des Schlangenberggaus Henqu ein deutliches Bild. Er hat zunächst mit seinem Bruder Hemrê' zusammen, dann allein seinen Gau regiert15. Jetzt redet er »alle Bewohner des Schlangenberggaus und die großen Obersten der anderen Gaue, die an diesem Grabe vorbeikommen«, an: »ich war ein frommer Mann, geliebt von euren Vätern, gepriesen von euren Müttern, der Bestatter eurer Greise, der Versorger eurer Waisen ... der euer Alter beschirmte in der Halle der Grundbesitzer (§ 242 A.). Nie habe ich die Tochter eines von euch geknechtet ... Ich gab Brot jedem Hungrigen des Schlangenberggaus, ich kleidete jeden Nackten in ihm«. Das sind Wendungen, wie sie in den Inschriften der Gaufürsten oft vorkommen, wenn auch nie in dieser Prägnanz. Jetzt folgen anschauliche Einzelzüge: »ich habe die Wiesen des Gaus mit Rindern, die Hürden mit Ziegen gefüllt, ja ich sättigte die Wölfe des Gebirgs und die Geier des Himmels mit den [237] Äsern der Ziegen«. »Ich habe die verfallenen Ortschaften dieses Gaus mit Vieh und Menschen anderer Gaue gefüllt«-ob durch Kriege oder durch Begünstigung der Einwanderung, ist nicht gesagt-»so daß die, welche früher Hörige waren, zum Range von Grundbesitzern (seru) aufstiegen«. »Ich habe den Gau ausgestattet mit Schutzhäusern für die Rinder und mit Netzen für die Fischer und Vogelsteller, ich habe jede seiner Ansiedlungen mit einem 'Stiftungshaus des Henqu' ausgestattet, versehen mit Menschen (Knechten), Rindern und Ziegen«. Die alten Pächter des Pharaonenlandes sind jetzt, entsprechend der Erblichkeit des Gauadels, zu erblichen Grundbesitzern geworden-das Wort chontiše kommt nach der sechsten Dynastie in der Bedeutung »Pächter« nur noch ganz sporadisch vor (§ 284 A.) –, die unter dem väterlichen Regiment des Gaufürsten stehen und ihn mit Rat und Tat unterstützen. Wer eine so selbständige Stellung einnahm, brauchte sich allerdings um die im fernen Memphis residierende Majestät des Pharao nicht mehr zu kümmern.


Inschriften dieser Zeit aus Memphis (Sakkara) namentlich im Berl. Mus. (Aeg. Inschr. des Kgl. Mus. 119ff.); aus Dendera bei PETRIE, Dendereh. Auch manche der ältesten Gräber von Berše (FRASER in El Bersheh II p. 57) gehören wohl hierher, ebenso die spätesten Gräber von Dešaše. Die Inschrift des Henqu bei DAVIES, Der el Gebrawi II 24f., mit GRIFFITHS Übersetzung, ist vortrefflich behandelt von SETHE, Urk. des A. R. 76ff., aber von ihm wie von BREASTED I 180f. in zu frühe Zeit gesetzt (§ 261 A.).


268 a. Äußerlich freilich steht die Einheit des Reichs noch immer aufrecht, und der König sendet seine Erlasse an alle Beamten und Tempel des Reichs, erhebt Abgaben, Gefälle und Fronden, und schickt Beamte auf Inspektionsreisen aus wie seine Vorfahren, deren Kult eifrig weiter gepflegt wird. Drei Edikte von Königen dieser Zeit haben sich jetzt in Koptos gefunden (§ 267 A.). Zwei sind von König Uaẕkerê' erlassen. In dem einen erneuert er die Privilegien einer Stiftung Pepis II. in Koptos; das andere, an den Vezir »für alle Bewohner dieses Landes insgesammt« bedroht jeden, der [238] »Statuen, Altäre, Grabkapellen, Inschriften, Denkmäler irgendwelcher Art« zu beschädigen wagt, mit den schwersten Strafen: Verlust des väterlichen Erbes, Ausschließung von der Bestattung unter den Verklärten, Ausstoßung aus den Lebenden; zugleich werden die Vorschriften über den Schutz der Angehörigen der Tempel gegen unrechtmäßige Übergriffe von neuem erlassen. Das gibt doch einigen Einblick in die Zersetzung der gefesteten Verhältnisse des Alten Reichs. Ein drittes Dekret stammt von dem König Neferkeuḥor; in ihm wird ein Beamter belobt, der zusammen mit dem Vorsteher des Südens eine Stiftung des Königs in Koptos inspiziert hat. Dieser Beamte ist »Schreiber der Felder (oder vielmehr der Bauernschaft)« von fünf zu einer Einheit zusammengefaßten oberaegyptischen Gauen (5-9); man sieht, wie stark der Besitz des Königs zusammengeschrumpft war. – Wenn die Stelle Neferkeuḥors in der Tafel von Abydos, wo sein Name der vorletzte der Reihe von 17 Königen ist, richtig angegeben ist, so müssen alle diese Herrscher noch über ganz Oberaegypten geboten haben, und ihre Nachfolger, die Herakleopoliten, erst dann zur Macht gelangt sein; wie sich das mit dem Turiner Papyrus ausgleichen mag, ist nicht zu erkennen. Nur das kann als sicher gelten, daß durch das Emporkommen der Gaufürsten und daneben durch das Anwachsen des Besitzes der toten Hand und die dieser erteilten Privilegien die Königsmacht immer schwächer und die Gaue immer selbständiger geworden sind. Tatsächlich hat sich Aegypten etwa in derselben Weise in zahlreiche selbständige Fürstentümer aufgelöst, wie das Karolingerreich im neunten Jahrhundert und das deutsche Reich nochmals seit dem Niedergang der Stauffer.


Der vielleicht Uaẕ-kerê' zu lesende Herrschername in Unternubien § 277 A. hat mit dem Pharao des Dekrets von Koptos nichts zu tun.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 81965, Bd. 1/2, S. 235-240.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Cleopatra. Trauerspiel

Cleopatra. Trauerspiel

Nach Caesars Ermordung macht Cleopatra Marcus Antonius zur ihrem Geliebten um ihre Macht im Ptolemäerreichs zu erhalten. Als der jedoch die Seeschlacht bei Actium verliert und die römischen Truppen des Octavius unaufhaltsam vordrängen verleitet sie Antonius zum Selbstmord.

212 Seiten, 10.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon