Alemannen

[105] Alemannen, nach Grimm »edle Männer, Nachkommen des Mannus, Deutsche«, ein Kriegsbund deutscher Völkerschaften, der im Anfange des 3. Jahrh. n. Chr. unter Caracalla zum erstenmal genannt wird; von dieser Zeit sind sie fast in beständigem, wechselvollen Kampfe mit den Römern, bis es ihnen gelingt, sich des Landes von Bingen rheinaufwärts bis in das schweizerische Hochgebirge, westlich bis an die Vogesen, östl. bis an die thüring. und bayer. Gränze zu bemächtigen. Von Chlodewig wurden die Alemannen besiegt und ein Theil unterworfen, während die südlichen sich dem Schutze des Ostgothen Dietrich unterwarfen. Später wurde ganz Alemannien fränkisch, die Versuche der alemannischen Herzoge sich freizumachen endigten unter den ersten Karolingern mit gänzlicher Unterwerfung und Aufhebung des Herzogthums. Im Anfange des 10. Jahrh. unter Konrad I. und Heinrich I. gelang es jedoch den alemannischen Großen ihrem Stamme neben den andern wieder Geltung zu verschaffen und der Landgraf des Thurgaus, Burkart, war der erste anerkannte Herzog Alemanniens, das von jetzt an Schwaben genannt wird, welcher Name den Alemanniens endlich verdrängt; die [105] Gränzen waren jedoch enger und das Herzogthum Schwaben reichte in seiner größten Ausdehnung südlich in das rhätische Hochgebirge so weit deutsch gesprochen wird, und an den Gotthard, östlich an den Lech und die obere Werniz, nördlich an den Welzheimer Wald, über Leonberg und Kalw an die Oos und jenseits an die Sur und die Vogesen; von da erstreckte es sich in den nördlichen Jura und im Thale der Aar bis an deren Quellen. S. Schwaben. – Das Christenthum hatte sich in Alemannien aus der Römerzeit in einzelnen Stätten behauptet, wenn auch in kümmerlichen Resten, unter der fränkischen Herrschaft aber wurde es durch den Glaubenseifer und die Politik der merowingischen und karolingischen Herrscher, sowie durch die apostolische Thätigkeit englischer und deutscher Missionäre die herrschende Religion und verdrängte den heidnischen Cult vollständig; Hirsau, Reichenau, St. Gallen, Ellwangen waren die ältesten alemannischen Stifte, die sich um die Cultur des Bodens, die der Bewohner, um die der Kunst und Wissenschaft gleich verdient machten; zu den altalemannischen Bisthümern gehörten Straßburg, Chur, Basel, Augsburg, Constanz, welches zum eigentlich schwäbischen Bisthume wurde.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 105-106.
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