Becken [1]

[451] Becken, kommt außer dem Menschen nur bei den 3 obersten Klassen der Wirbelthiere vor und bildet bei denselben denjenigen Theil des Knochengerüstes, welcher die inneren Geschlechtstheile, den unteren Theil des Darmkanales umschließt und den hinteren Extremitäten oder Bauchgliedern zum Anfange dient. Bei dem Menschen besteht es aus 4 Knochen: nach hinten dem Kreuzbein (os sacrum) und dessen Verlängerung (os coccigis); zu beiden Seiten liegen die flachen Hüftbeine (ossa innominata), welche nach vorn sich verlängernd und dort an einander stoßend das Schambein (os pubis) und den Schambeinbogen bilden. Bei dem menschl. Becken wechselt das Verhältniß der Quer- und Längendurchmesser im Beckenkanal an verschiedenen Stellen, bei den Säugethieren aber bleibt er sich gleich; deßwegen muß bei dem Geburtsakte das Kind sich spiralförmig drehen, während bei den Säugethieren das Junge gerade vorgeschoben wird. Das männliche Becken ist höher und enger, das weibliche niedriger und weiter, so daß schon dadurch an einem Skelette das Geschlecht unterschieden werden kann. In geburtshilflicher Beziehung theilt man das Becken in das obere und große und das untere oder kleine; beide sind durch die Linie des sogenannten Beckeneingangs (apertura pelvis superior) getrennt. Das kleine B. besonders ist bei der Geburtshilfe von Wichtigkeit; ein regelmäßiges weibliches Becken hat im Beckeneingang 4'' Durchmesser von hinten nach vorne (dies ist die sogenannte linea conjugata), 5'' von Seite zu Seite, 41/2'' in den schiefen Durchmessern. Die sogenannte mittlere Apertur, die weiteste Stelle im Becken, mißt nahezu sowohl im Quer- als Längendurchmesser 41/2'', die untere Apertur oder engste Stelle, der Ausgang des Beckens, 33/4'' im Quer- und 4'' im Längendurchmesser.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 451.
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