Flandern

[718] Flandern (vläm. Vländeren, frz. Flandre), ehemalige niederländ. Landschaft, jetzt theils von Frankreich erobert und einen Theil des Norddepartements bildend, theils zu Seeland, Königreich der Niederlande gehörig, theils belgisch. Der belg. Antheil zerfällt in Ost-F., 55 QM. groß mit 800000 E., und West-F., 58 QM. groß mit 645000 E. Das Land ist überall sehr fruchtbar, trefflich angebaut; die Einw. sind theils deutschen Stammes, theils romanischen (Wallonen), sehr industriell. – F. war in alter Zeit von Belgen und german. Menapiern bewohnt, wurde röm., dann fränk., dann strittig zwischen Frankreich u. Deutschland u. ziemlich unabhängige Markgrafschaft. Philipp IV. von Frankreich nahm 1297 mehre Städte weg; gegen den letzten Grafen Ludwig empörten sich die Flanderer mehrmals, wurden aber mit franz. Hilfe 1328 bei Cassel, 1382 bei Rosebec geschlagen (s. Artevelde). Herzog Philipp von Burgund wurde als Gemahl der Erbtochter Margaretha 1385 Herr von F.; dieses kam auf die gleiche Weise 1477 an das Haus Habsburg, nach Karl V. an Spanien, dem die Holländer das sog. holländ.[718] F. (Hulst, Sluys etc.), die Franzosen das ganze Artois und Cambrai wegnahmen; 1714 kam der span. Antheil wieder an Haus Habsburg, wurde 1795 französ. und blieb es bis 1814, wo es mit Holland zum Königreich der Niederlande vereinigt wurde; 1830 wurde es ein Theil des belg. Königreichs; s. Belgien.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 718-719.
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