Französisches Theater

[789] Französisches Theater, Dasselbe ist aus den Darstellungen der Mysterien (religiösen Schauspielen), welche von der sog. Passionsbruderschaft aufgeführt wurden, ausgegangen, indem diese Gesellschaft 1402 ein Privilegium für Paris erhielt. Sie hörte 1542 auf und verkaufte ihr Privilegium an eine Schauspielertruppe (Comédiens), welche eigentliche Theaterstücke aufführte, als Jodelle das Drama in der antiken Form einzuführen suchte. Diese Schauspielergesellschaft leitete die Entstehung des Théâtre français ein, in welchem die eigenthüml. tragische Darstellungsweise der Franzosen ausgebildet wurde; für niedrigkomische Stücke bildete sich das Théâtre du Marais, während sich auch eine italien. Gesellschaft ansiedelte. Die tragische wie die komische Darstellungsweise bildete sich unter Ludwig XIV. aus, letztere besonders durch Molière, dessen Truppe sich nach seinem Tode mit dem Theater du Marais vereinigte. Die beiden Haupttheater für Tragödie und Komödie vereinigten sich 1780 zu einem Institute, dem Théâtre français aus dem Künstler u. Künstlerinen des ersten Ranges hervorgegangen sind. Außerdem bestand nebenher ein eigentliches ital. Theater, [789] seit 1678 das Theater der komischen Oper, seit 1669 durch Perrin die große französ. Oper. Gegenwärtig spielen in Paris 20 Theater, theils Privatunternehmungen, theils auf Staatsbeiträgen ruhend, theils Vaudeville- und Boulevardstheater, theils sog. große Theater, z.B. die große Oper, die zugleich eine Schule für alle Zweige der Oper bildet; die ital. Oper; die komische Oper; das Théâtre français oder Comédie française; das Odéon oder Second théâtre français, wie jenes für das höhere Drama bestimmt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 789-790.
Lizenz:
Faksimiles:
789 | 790
Kategorien: