Gregorius

[134] Gregorius, Patriarch der morgenländ. Kirche, geb. 1739 zu Dimizzana auf Morea, studierte in Klöstern, besonders auf dem Berge Athos, wurde Einsiedler, Erzbischof von Smyrna, 1795 Patriarch von Konstantinopel. Er war ein musterhafter Bischof, Arme u. Schulen (er errichtete Schulen mit wechselseitigem Unterricht zu Athen, Chios, Kandia, Misitra, Patmos u. Smyrna) verdankten ihm Außerordentliches, aber schon 1798 u. 1806 mußte er sich vor der Wuth des türk. Pöbels, der in ihm stets das Haupt von Landesverräthern u. Verschwörern sah. durch Flucht retten. Kaum brach 1821 der Aufstand der Griechen los, so erschien G. selbst der türk. Regierung verdächtig. Er sprach am 21. März den Bannfluch über Ypsilanti, Suzzo u. alle Aufständischen aus, allein man übergab ihm die Aufsicht über die Familie eines hingerichteten griech. Fürsten, dieselbe entfloh u. G. wurde am 22. April, gerade am 1. Osterfeiertag u. beim Gang aus der Kirche, von Janitscharen ergriffen u. im kirchl. Ornate mit 3 Bischöfen u. 8 andern Geistlichen an der Hauptpforte der Basilika aufgehenkt. Der Jafta (Todesurtheil) beschuldigte den Patriarchen, er habe um den Aufstand auf Morea gewußt u. sei wahrscheinlich das Haupt der Verschwörung. Am 24. April schleppten [134] Juden die Leichname durch die Gassen, den des G. brachten griech. Matrosen nach Odessa, wo am 29. Juni sein prachtvolles Leichenbegängniß gefeiert wurde. – G. hat die Briefe Pauli ins Neugriech. übersetzt u. ein neugriech. Wörterbuch geschrieben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 134-135.
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