Hebel [2]

[245] Hebel , Joh. Peter, der Theokrit des alemannischen Volksstammes und einer der wenigen gebornen Volksschriftsteller Deutschlands, wurde 1760 bei Basel geb., war jedoch der Sohn bad. Eltern, verlebte die Kinder- u. Jugendjahre in großer Dürftigkeit, kam durch Menschenfreunde zum Studieren, machte 1780 sein Staatsexamen als protest. Theolog, wurde Präceptor u. Rathsvicar zu Lörrach, kam 1791 als Subdiakon u. Gymnasiallehrer nach Karlsruhe, stieg endlich seit 1798, wo er Professor wurde, ziemlich rasch (Kirchenrath 1805, Lyceumsdirector 1808, Mitglied der evangel. Kirchencommission 1809, der Kirchenministerialsection 1814) zu der Würde des Prälaten empor (1819) und st. 1826. Seine »Alemannischen Gedichte«, deren Naturschilderungen und Sittengemälde sammt der Mundart vor allem dem vordern Wiesenthale, H.s Heimath, angehören, sind seit 1803 mit Recht als classisch anerkannt worden (die Wiese, der Karfunkel, die Vergänglichkeit u. v. a.), verlieren aber durch Uebersetzungen ins Hochdeutsche gleichsam ihren Schmelz. Der Humor und die volksthüml. Darstellung des »Rheinisch en Hausfreundes«, den H. 1808–11 sowie 1814 u. 15 redigirte und dessen ebenso sinnige als witzige Kalendererzählungen im »Schatzkästlein« gesammelt wurden, sind dis heute unerreicht geblieben. Auch die »Biblischen Geschichten« verdienen hinsichtlich der Darstellung den Katholiken als Muster empfohlen zu werden, obwohl die Krankheit der Zeit H.s, die Gleichgiltigkeit gegen positives Christenthum, sich an denselben nicht verläugnet. H.s sämmtliche Werke sind seit 1832 mehrmals erschienen, neuestens in 3 Bdn. zu Karlsruhe. Im Hofgarten hinter [245] dem Schloß zu Karlsruhe steht das sehr bescheidene Denkmal des unsterblichen Dichters.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 245-246.
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