Malta

[84] Malta, bei den alten Griechen Melite, Insel im mittelländ. Meere zwischen Sicilien und Afrika, 53/4 QM. groß, bildet mit den kleineren Inseln Gozzo, Comino und Cominotto eine den Briten gehörige Gruppe, die auf 10 QM. 128000 E. sehr gemischter Abkunft zählt. M. ist ein Kalkfelsen, vielfach zerklüftet, durch künstlichen Anbau zu einer wunderbaren Fruchtbarkeit gebracht; jeder Fleck ist benutzt, zum Theil mit Erde bedeckt, die seit dem 16. Jahrh. aus Sicilien herübergeführt wird, u. aus Cisternen bewässert. Man baut Getreide, doch für den Bedarf lange nicht genug, edle Südfrüchte, etwas Zuckerrohr und Indigo, hauptsächlich aber Baumwolle. Hauptstadt ist la Valette, eine Festung mit unbezwinglich en Werken, einem trefflichen Hafen, großen Arsenalen u. Werften. Die alte Hauptstadt ist Citta Vecchia; außer diesen gibt es noch 10 befestigte Küstenpunkte. M. ist die Hauptstation der engl. Mittelmeerflotte, sowie der engl. Dampfschiffahrt im Mittelmeere, daher von unschätzbarem Werthe für England. Die Regierung ist in den Händen des Gouverneurs, dagegen ernennen die Einw. ihre Municipalbeamten und Richter, haben auch ihre eigenen Gesetze. – In frühester Zeit wurde M. von Phöniziern colonisirt, hierauf von jonischen Griechen, Carthagern, Römern, im 8. Jahrh. n. Chr. von den Arabern; 1090 wurde es von den sicil. Normannen erobert und blieb bei Sicilien bis es Kaiser Karl V. den aus Rhodus vertriebenen Johannitern überließ, die es 1565 gegen die Türken heldenmüthig behaupteten; sowohl die ungeheuren Festungswerke als der wunderbare Anbau stammen aus der Zeit der Johanniter. Bonaparte nahm die Insel 1798 ohne Schuß; die franz. Besatzung wurde jedoch von den Engländern ausgehungert; diese sollten sie dem Frieden von Amiens gemäß herausgeben, thaten es aber nicht u. haben sie bis auf den heutigen Tag behalten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 84.
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