Menno

[153] Menno, Simonis, Stifter der M.-niten od. Taufgesinnten, geb. 1496 zu Witmarsum in Friesland, 1524–36 kathol. Priester, wurde nach dem Falle Münsters wiedertäuferischer Lehrer, Bischof der M.niten zu Gröningen, st. 1561 in der holsteinʼschen Herrschaft Fresenburg (vergl. A. M. Cramer: Leven en verrigtingen van Menno Simons, Amsterdam 1837). M. wollte aus den wildfanatischen Wiedertäufern eine in stiller Zurückgezogenheit nach dem Muster der Erstchristen lebende Gemeinschaft bilden u. gab seinen Anhängern eine auf dieses Ziel berechnete Verfassung. Dieselben verwarfen außer der Kindertaufe alle Klagen vor Gericht, Eid u. Krieg und betrachteten lediglich den Ehebruch als Grund für die Ehescheidung. M.s Rührigkeit bewirkte, daß die M.niten von den Niederlanden aus in Westfalen u. bis Lievland sich verbreiteten, aber er selber erlebte noch, daß sie sich wegen der Strenge des Bannes in Flaminger (Feine) u. Waterländer (Grobe) spalteten; später trennten sie sich wegen der Gnadenwahl in arminianisch und calvinisch Gesinnte, die Parteien verfolgten sich gegenseitig mit Bannflüchen, wer von einer Partei zur andern übertreten wollte, mußte sich zu einer abermaligen Taufe verstehen. Noch heute gibt es M.niten, aber im Ganzen ist die Sekte mit andern religiös-socialistischen der Gegenwart verschmolzen u. darin verschwommen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 153.
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