Oates

[810] Oates (Ohts), Titus, anglicanischer Geistlicher, verlor wegen schlechter Streiche seine Stelle, convertirte, war einige Zeit in einem spanischen Jesuitenkloster, wurde hier wie später in Frankreich wegen seines lüderlichen Lebens fortgejagt, kehrte nach England zurück u. ließ sich von Shaftesbury und andern Parteihäuptern, welche unter Karl II. an dem Sturz der Stuarts arbeiteten, als falscher [810] Ankläger gebrauchen. 1678 denuncirte er dem geh. Rath eine angebliche Verschwörung der Katholiken zur Ermordung des Königs, zur Niedermetzelung der engl. Protestanten, beschuldigte die Jesuiten, sie hätten 1666 London in Brand gesteckt etc. und obgleich seine Lügen handgreiflich waren. so entstand doch eine solche fanatische Aufregung in London und England, daß Shaftesbury die Testacte (s. d.) durchsetzen konnte. Später erneuerte O. von einem gewissen Bedloe, einem seiner ganz würdigen Genossen, unterstützt, seine schauderhaften Anklagen zwar vergebens gegen die Königin, brachte aber viele andere unschuldige Katholiken an den Galgen od. auf das Blutgerüst, unter denselben 28 kathol. Priester, welche in dem letzten Augenblicke noch Gott zum Zeugen ihrer Unschuld anriefen. Die letzten Opfer waren der 69 jähr. edle Lord Stafford, der am 19. Dec. 1680 blutete, und der Titularerzbischof Olivier Plunquet von Armagh. Der Fanatismus des Volks war damit ermüdet, O. aber genoß den Lohn seiner Verbrechen ruhig bis zur Thronbesteigung Jakobs II.; in der von diesem angeordneten Untersuchung wurde O. seines Meineids überwiesen, zu einer großen Geldstrafe sowie zu lebenslänglichem Gefängnisse verurtheilt, 2mal durch die Straßen Londons gepeitscht, auch sollte er jährlich am 10. August an den Pranger gestellt werden. Nach Jakobs II. Vertreibung erhielt er durch Wilhelm von Oranien vollständige Verzeihung u. lebte allgemein verachtet bis 1705 in London.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 810-811.
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