Scorbut

[159] Scorbut, Scharbok, eine Krankheit, die zuerst beim Kreuzzug des heil. Ludwig 1250 erwähnt wird, verlor sich in der Geschichte bis in das 15. Jahrh., wo sie bei den Entdeckungsreisen zur See (besonders nach Norden) zum Ausbruch kam und zu speciellerer Kenntniß Veranlassung gab. Eine eigenthümliche Blutzersetzung, in Folge welcher Durchsickerung desselben durch die Gefäße, brandiges Absterben einzelner Theile in Begleitung eines adynamischen Fiebers vorkommt, scheint das Wesen dieser Krankheit zu sein. Symptome: unsägliches Schwächegefühl, Blutflecken an den verschiedensten Theilen des Körpers, Geschwüre im Mund, blutendes Zahnfleisch, stinkender Athem, Blutungen aus Nase, Mund, After, Brand der Füße von den Schenkeln an bis zur Spitze, nebstdem alle Symptome eines Nervenfiebers. Ursachen: Klimatische Einflüsse, als Kälte in Verbindung mit Feuchtigkeit, schlechte und mangelhafte Nahrung, namentlich Mangel an frischer Nahrung, Strapazen in Verbindung mit niederschlagenden Gemüthsbewegungen. Da diese Momente am häufigsten auf langen und gefahrvollen Seereisen in höheren Breiten vorkommen, so ist der Scharbok eine von den Seeleuten am meisten gekannte, aber auch gefürchtete Krankheit. Daß derselbe indessen auch zu Lande unter gegebenen Umständen [159] vorkommt u. epidemisch verheerend auftritt, hat seine volle Richtigkeit, nur wurden in früheren Zeiten dem Scharbok eine größere Häufigkeit u. Ausdehnung zugeschrieben als er wirklich hat, denn septische Zustände, wie dieselben bei jedem Individuum vorkommen können, dürfen nicht hieher gerechnet werden. Das beste Heilmittel gegen S. ist Wechsel des Klimas in Verbindung mit dem Genuß von frischen, kräftigen Nahrungsmitteln. Besonderen Ruf haben auch die Nahrungs- u. Arzneimittel aus der Pflanzenfamilie der Cruciferen: Löffelkraut, Meerrettig, die Kohlarten, diese sämmtlich aber im frischen Zustande.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 159-160.
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