Siegfried

[213] Siegfried, altdeutsch: Sigufried, der nordische Sigurd, eine Heldengestalt, deren Ursprung sich im Dunkel der nordisch-germanischen Mythologie verliert, seit den Zeiten der Völkerwanderung als Mittelpunkt eines Sagenkreises besonders bei den Franken verherrlichet, endlich in engen Zusammenhang gebracht mit der burgundischen Sage vom König Gunther, der ostgothischen von Dietrich von Bern, der hunnischen vom König Etzel u.s.w. S. ist der Held des 1. Theiles der Nibelungen (s. Nibelungenlied), ein unbesiegbarer Kämpfer und dabei doch mild, arglos u. nachgiebig, ein Bild ritterlicher Tugend; ein Sohn König Sigmunds, erzogen zu Santen am Niederrhein, siegt S. früh im Kampf mit einem Drachen, mit dessen Blut er sich bestreicht, wodurch er mit Ausnahme einer Stelle zwischen den Schultern unverwundbar wird, erobert den Nibelungenhort und gewinnt die wundersame Tarnkappe, als Lohn glorreicher Kämpfe Kriemhilden, wird aber durch Hagen ein Opfer der Rache Brunhildens, nachdem Kriemhilde im arglosen Unverstand die verwundbare Körperstelle verrathen hat. Mehr oder minder umgestaltet erscheint S. im »Lied vom hürnin S.«, das wahrscheinlich im 13. Jahrh. entstand, in der uns erhaltenen Form aber auf die Meistersänger des 15. Jahrh. hinweist (Hagen u. Primissers Heldenbuch, Berl. 1820); ebenso im »großen Rosengarten«, einem Gedicht in der Heldenstrophe, nach Wilhelm Grimms Ansicht zwischen 1250–1300 entstanden. Bekanntlich ist S. auch der Held eines der besten jener Volksbücher, die im 15. und 16. Jahrh. aus der Auflösung alter Dichtungen hervorgingen, des um 1560 zum erstenmal gedruckten »gehörnten S.s.« Vgl. W. Grimm: die deutsche Heldensage, Göttingen 1829.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 213.
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