Spalatin

[260] Spalatin, so genannt von seinem Geburtsorte Spält im Bisthum Eichstädt, der bekannte Freund Luthers und Hauptbeförderer der Reformation des 16. Jahrh., hieß eigentlich Georg Burkhardt. Geb. 1484, wurde er 1507 Priester und bald Prinzenerzieher am kursächs. Hofe, 1514 aber Hofkaplan u. Geheimschreiber des Kurfürsten Friedrich. Er hatte die Gunst dieses Fürsten in hohem Grade gewonnen und wußte sich dieselbe dauernd zu erhalten. Als Luther, mit dem S. schon vor Jahren den Augustinus u. die deutschen Mystiker studiert hatte, 1517 sein Reformationswerk begann, so war es zumeist S., welcher auf das Verhalten des Kurfürsten gegenüber den Reformatoren den größten Einfluß ausübte und fortan die Vermittlerrolle spielte. Er war der beständige Begleiter Friedrichs des Weisen bei allen öffentlichen Verhandlungen; nachdem dieser 1525 gestorben war, zog S. als Oberpfarrer und Superintendent nach Altenburg, bemühte sich als Kirchen- u. Schulvisitator fortan eifrig für die Organisation des neuen Kirchenthums u. nahm 1528 auch ein Weib, dabei blieb aber seine Stellung zu dem neuen Kurfürsten, Johann Friedrich, seinem ehemaligen Zögling, dieselbe wie früher zu Friedrich dem Weisen. Endlich 1540 zog sich S. vom öffentlichen Leben zurück u. st. 1545 zu Altenburg. – Außer sehr zahlreichen Briefen (Luther allein schrieb 1511 bis 44 an S. 400mal) sind für die Reformationsgeschichte höchst wichtig S.s Lebensbeschreibungen der Kurfürsten Friedrich und Johann Friedrich, seine Tagebücher, die annales Reformationis, eine Geschichte der Kaiser und Päpste seiner Zeit, Skizzen über die Kurfürsten und Herzoge des sächs. Hauses sowie über sein eigenes Leben; manches ist noch gar nicht, manches lückenhaft herausgegeben, manches findet man im 2. Bande von Menkens »Script. rer. Germ.« sowie im 5. von Grundigs »Sammlung zur sächs. Geschichte«. Lebensbeschreibung von Sagittarius, Jena 1693.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 260.
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