Stereotypie

[328] Stereotypie, heißt das Anfertigen von Metallplatten, auf welchen sich der Schriftsatz in feststehenden Buchstaben darstellt. Der Druck mit diesen Platten heißt Stereotypendruck. Man bezweckt dadurch, daß ein Werk nicht bei jeder neuen Auflage abermals gesetzt werden muß, indem die vorräthigen Platten jederzeit zum Druck benutzt werden können, u. daß bei dem einmal corrigirten u. sodann stereotypirten Satz keine weiteren Fehler vorkommen, sondern alle Auflagen durchaus gleich sind, was namentlich bei Schulbüchern, mathematischen Werken etc. von wesentlichem Nutzen [328] ist. Die Erfindung der S. stammt aus Holland und geschah zu Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrh., wurde von Firmin Didot (1794) ausgebildet u. benannt, von Lord Stanhope (1804) bedeutend verbessert und von Daulé und Genoux vereinfacht. Die Platten erhält man auf folgende Weise: Man spannt den in der Buchdruckerei gefertigten Schriftsatz in einen messingenen oder eisernen Rahmen fest ein, setzt auf diesen einen ähnlichen mehre Linien hohen Rahmen, wodurch man über dem Satze einen umschlossenen leeren Raum erhält; sodann wird ein Brei aus Gyps und Wasser über den Satz ausgegossen und in alle Theile desselben sorgfältig eingerieben. Nachdem diese Masse hart geworden, hebt man sie mit dem obern Rahmen ab und trocknet sie vollends im Ofen. Die dadurch erhaltene Gypsform enthält alle Buchstaben vertieft u. dient als Matrize für den Guß der Platte, welcher entweder in einer eisernen Pfanne mit Oeffnungen vermittelst Eintauchen in das geschmolzene Schriftzeug od. durch Einschütten desselben mit dem Gießlöffel geschieht. Statt des Gypses bedient man sich auch des Seidenpapiers, indem man 6–7 Bogen davon mit einem Kleister aus Stärke, Kreide und Wasser zusammenklebt, diese Pappe mit einer Walze glättet u. darauf unter der Buchdruckerpresse einen Abzug des zu stereotypirenden Satzes macht; die so erhaltene Matrize wird zum Guß verwendet. Nach dem Guß wird die Pfanne in feuchtem Sande abgekühlt, die Platte von dem Gyps gereinigt, an den Seiten abgehobelt und auf hölzerne oder bleierne Unterlagen befestigt, worauf der Abdruck wie beim gewöhnlichen Schriftsatz geschieht.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 328-329.
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