Tertullian

[439] Tertullian, Quintus Septimius Florens, der Zeit nach der erste lat. Kirchenschriftsteller, geb. um 160 zu Karthago, Sohn eines röm. Officiers, erwarb sich vielseitige Bildung, wurde ein berühmter Rechtsgelehrter, heirathete u. führte das Leben eines Weltmannes. Tiefreligiöser Natur, feurigen und entschiedenen Charakters trat T. zwischen seinem 30–36. Lebensjahre zum Christenthum über, wurde Priester, wirkte zu Rom oder in seiner Vaterstadt und genoß sehr bald als Kirchenschriftsteller ein außerordentliches Ansehen. Er eiferte gegen Heiden, Juden und Ketzer, besonders gegen die Gnostiker, mit afrik. Rücksichtslosigkeit, trat aber selber – nach Hieronymus Aussage aus Feindseligkeit wider die Geistlichkeit in Rom – der Secte der Montanisten bei, brachte durch Schriften Halt und Ordnung in die Lehre derselben, sammelte als Montanist wiederum eine engere Partei, die noch im 5. Jahrh. vorhandenen T. isten um sich und soll um 240 hochbetagt gestorben sein. Welch ein wackerer Kämpfer für das Christenthum und die Christen T. gewesen, zeigen vor allem diejenigen Schriften, worin er den röm. Cäsaren [439] u. Staatsbeamten gegenüber seine Glaubensgenossen vertheidigt und volle Religionsfreiheit für dieselben begehrt (der vor 202 entstandene Apologeticus. ad nationes, ad scapulam); durch die montanistische Schrift de anima wurde T. der Urheber des sog. Traducianismus, schrieb über Buße, Gebet, Geduld, gegen das Theater und vieles andere, namentlich auch im christlichen und rigoros montanistischen Sinne über die Ehe u. Verwandtschaftsverhältnisse. Nosselt, Neander, Hesselberg u.a. suchten die Reihenfolge der Schriften T.s herzustellen, manche derselben sind verloren und andere unterschoben. Erste Ausgabe von Beatus Rhenanus mit 22 Schriften, Basel 1521, beste von N. Rigaltius, Par. 1628, neueste von F. Oehler, Lpz. 1853, 3 B.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 439-440.
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