Thomas a Kempis

[468] Thomas a Kempis d.h. von Kempen, latinisirter Name des Thomas Hämerken (Hemerken, Hämmerchen), des Verfassers der seit dem Jahr 1500 in zahllosen Uebersetzungen und Exemplaren verbreiteten »vier Bücher von der Nachfolge Christi«; wahrscheinlich 1379 zu Kempen im Erzstift Köln geboren, war T. von 1395 an ein Schüler der berühmten Schule zu Deventer, trat 1400 in das Kloster der regulirten Augustinerchorherren auf dem Agnetenberge bei Zwoll im Bisthum Utrecht, wo sein Bruder Johann Prior war, legte 1406 die Gelübde ab, wurde 1413 Priester, 1426 Subprior. Wegen eines über das Bisthum Utrecht verhängten Interdictes lebte er einige Jahre zu Arnheim, wo 1432 sein Bruder starb, wurde nach der Rückkehr 1448 abermals Subprior und st. am 24. Juli 1471 fast 100j. Er schrieb viele Bücher ab u. verfaßte die ausgezeichnetsten ascetischen Schriften (hortus rosarum, vallis liliorum, de disciplina claustralium und so außer der Nachfolge Christi noch viele andere), ferner Predigten u. Reden, Briefe, Gebete, Hymnen, Lebensbeschreibungen von Gerhard Groot, seines Lehrers Florentius Radewye und von 9 ehemaligen Mitschülern, auch eine Chronik von Agnetenberg. Aelteste Gesammtausgaben, Paris 1493 u. Nürnberg 1794, beste vom Jesuiten Sommatius (Antwerpen 1600 u. oft) sowie von E. Amort (Köln 1728), deutsche Uebersetzung von Silbert (Wien 1833). Die Chronik von Agnetenberg gab H. Rosweyd besonders heraus (Antw. 1615), das lateinische Original der Nachfolge Christi erschien zum erstenmal gedruckt 1486 zu Augsburg; über den Inhalt u. Werth des letztern ein Wort zu sagen, ist überflüssig, überflüssig war im Grunde auch der Streit, ob ein gewisser sonst unbekannter Gersen oder der berühmte Kanzler Gerson (s. d.) oder endlich T. der Verfasser des Welterbauungsbüchleins sei, allein der Streit hierüber dauert bereits 250 Jahre und hat eine ganze Literatur ins Leben gerufen. Die triftigsten Gründe sprechen dafür, daß T. wirklich die Nachfolge Christi schrieb; vgl. hierüber den trefflichen Aufsatz von Reusch im Kirchen-Lexikon v. Wetzer u. Welte X. 937.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 468.
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