Werner [2]

[699] Werner, Friedr. Ludw. Zacharias, ein Hauptvertreter der romantischen Schule, geb. 1768 zu Königsberg, studierte Rechts- und Kameralwissenschaften sowie unter Kants Anleitung Philosophie, wurde 1793 Kriegs- u. Domainenkammer-Sekretär in Südpreußen, zu Warschau mit Hitzig befreundet, 1805 geh. Sekretär in Berlin. Hier kam er mit den interessantesten Persönlichkeiten, mit Fichte, Joh. v. Müller, A. v. Humboldt u.a. um so rascher in Umgang, weil ihm seine Gedichte (1789) u. besonders sein Drama »die Söhne des Thales« (1800) Ruf verschafft hatten. Das Jahr 1806 brachte ihn um seinen Dienst und die Franzosenwirthschaft entleidete ihm Berlin, 1807 begann er zu wandern. Am Genfersee als Gast der Staël dichtete er seinen berühmten »24. Februar«, eine Tragödie, die er selbst ein unheimlich Schreckgedicht, ein heidnisch Lied vom alten Fluche nannte, die aber neben Schillers Braut von Messina das Urbild zahlreicher Schicksalsdramen wurde, ein Zeugniß des glühenden Patriotismus W.s bleibt und ihm von Dalberg (s. d.) einen Jahresgehalt von 1000 fl. sowie später den Hofrathstitel eintrug. Drei Ehen hatte W. bis 1806 bereits leichtsinnig geschlossen u. leichtsinnig gelöst, in all seinen Arbeiten und Briefen spiegelte sich seine innere Zerrissenheit und Unruhe sowie seine Sehnsucht nach einem Halte. Schon die »Söhne des Thales« waren eine Verherrlichung des Katholicismus, freilich erst im Sinne der Romantiker, 1809 kam W. nach Rom, kehrte daselbst 1811 zur Kirche zurück und studierte Theologie. Zu Aschaffenburg empfing er 1814 [699] die Priesterweihe, predigte in Wien u. in vielen Gegenden des Kaiserstaates, wurde 1817 Ehrendomherr zu Kamieniek in Podolien, gleichzeitig Liguorianer und st. 1823 zu Wien. Seine ausgewählten Werke (außer den genannten Dichtungen erwähnen wir noch »das Kreuz an der Ostsee« 1806, dann »Luther oder die Weihe der Kraft« von Iffland zu Berlin 1807 auf die Bühne gebracht, das Schauspiel von der heil. Kaiserin Kunigunde 1815, die Gedichte »Geistliche Uebungen für 3 Tage« 1818, endlich seine originellen Predigten) gaben J. v. Zedlitz u. Schütz heraus (Grimma 1840 ff., 15 Bde.), eine treffliche Lebensbeschreibung Hitzig in Berlin.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 699-700.
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