Zell [3]

[774] Zell, Karl, einer der ausgezeichnetsten Humanisten und Schulmänner unserer Zeit, geb. am 8. April 1793 zu Manheim, studierte daselbst, seit 1810 unter Böckh und namentlich unter Creuzer (s. d.) in Heidelberg, 1813 n. 14 zu Göttingen und Breslau, wo Heeren, Dissen, Heindorf n. a. seine Lehrer waren, u. wurde heimgekehrt sofort am Lyceum zu Rastatt, damals der bedeutendsten Anstalt des Landes, angestellt. 1821 kam Z. als Professor der Philologie für J. G. Jakobi an die Universität Freiburg, wo er 1830 ein philologisches Seminar ins Leben rufen half u. Director desselben, dazu Oberbibliothekar u. auch von der Universität 1831 u. 1836 als ihr Vertreter in die erste Kammer gesandt wurde. 1836–46 war Z. Mitglied des Oberstudienraths in Karlsruhe, alsdann Professor der Philologie in Heidelberg; während des Landtages von 1851 als Abgeordneter in der 2. bad. Kammer war er einer der wenigen, welche muthig für die Rechte der kathol. Kirche auftraten. (Vgl. hierüber »Separatvotum u. Rede über die Selbständigkeit der Kirche«, Freib. i. B. 1851.) Z. ließ sich 1855 pensioniren. Seine theils für Gelehrte [774] vom Fach, theils für das größere gebildete Publikum berechneten ausgezeichneten Schriften sind eine Erklärung des 1. Briefes im 2. Buche des Horaz (Heidelb. 1819), eine Ausgabe von Aristoteles Ethica Nicomachea (ebendas. 18201, die zu Freiburg 1826–33 in 3 Bdn. erschienenen »Ferienschriften«, Abhandlungen über verschiedene allgemein interessante und wenig od. noch gar nicht behandelte Gegenstände aus dem Gebiete der Alterthumswissenschaft enthaltend, welche den Ruhm des Verfassers begründeten; ferner akademische Gelegenheitsschriften (Aristoteles Schriftchen über die Kürze u. Länge des Lebens; über die Wichtigkeit u. Bedeutung des Studiums der class. Literatur u. Alterthumskunde, 1830; über die Zeitungen der alten Römer u. dgl. m.). Auch lieferte Z. in die berühmte Stuttgarter Sammlung von Uebersetzungen alter Classiker die Uebersetzung von Aristoteles Organon. in Paulys Real-Encyklopädie der Alterthumswissenschaft die Artikel Aristoteles und Inscriptiones latinae, dann Badens Fürstentöchter (Karlsr. 1842), Vorlesungen über die Iliade u. das Nibelungenlied (ebendas. 1843). die röm. Elogien und König Ludwigs Walhallagenossen (Stuttgart 1847), ein Handbuch der römischen Epigraphik (Heidelb. 1850, 2 Theile), neuestens die Bilder aus der Gegenwart (Freiburg 1856).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 774-775.
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