II Abschnitt.
Von den verschiedenen Geschlechtern der Hauptwörter.

[247] 1 §.


Ich habe schon oben gedacht, daß die meisten Sprachen ihren Wörtern drey verschiedene Geschlechter beygeleget, nämlich das männliche, das weibliche, und ungewisse. Dieses hat nun auch im Deutschen statt: und man muß diesen Unterschied hier durch Regeln zu bestimmen suchen; ob gleich der bloße Gebrauch denselben eingeführet hat. Da aber Deutschland sehr groß ist, und verschiedene Landschaften bisweilen in den Geschlechtern der Wörter von einander abgehen: so muß man nicht fodern, daß diese Regeln nach dem Sinne aller Provinzen seyn sollen. Man wird dieselben nach der hier zu Lande herrschenden hochdeutschen, oder meißnischen Mundart einrichten; allen übrigen Landsleuten aber die Wahl lassen, ob sie sich derselben bequemen, oder bey ihrer alten Art bleiben wollen1.

2 §. Zuvörderst nun so zeigen schon die oben erklärten Geschlechtswörter der, die, das; einer, eine, ein, die Geschlechter der Hauptwörter an: welches Ausländern im[247] Lesen und Verstehen keine geringe Hülfe giebt Sie dürfen also, wenn sie gute Bücher lesen, oder in guten Provinzen sprechen hören, nicht zweifeln, welches Geschlechtes ein Wort ist. Allein, im eigenen Sprechen ist das noch nicht zulänglich; weil sie oft noch nicht wissen können, ob sie der, die, oder das sagen sollen. Ja auch gebohrne Deutsche sind in gewissen Landschaften gewohnet, unrecht zu reden. Z.E. Ich weis, daß man aus einer ansehnlichen churfürstlichen Residenz die Frage that: ob man der Halstuch, oder das Halstuch, sagen solle2?


I Regeln vom männlichen Geschlechte.


3 §. Dieses sey also, wie die Natur in allen Sprachen lehret,


die erste Regel:


1) Wörter, die männliche Namen, Ämter, Würden, oder Verrichtungen bedeuten, sind auch männliches Geschlechtes.


Z.E. der Kaiser, der König, der Herzog, der Fürst, der Graf, der Herr, der Mann; imgleichen Papst, Cardinal, Bischof, Abt, Priester, Bürger, Bauer, Bettler, u.s.w. Femer Vater, Sohn, Bruder, Vätter, Oheim, Schwager, Freund, Feind, der Gelehrte, Theolog, Jurist, Arzt, Weltweise, Meßkünstler, Redner, Dichter u.d.gl. Diese Regel hat gar keine Ausnahme; weil sie sich auf das Wesen der Dinge gründet, und gar nicht auf die zufälligen Endungen der Worter sieht, als welche zuweilen triegen können3.[248]

4 §. Nächst den Menschen bemerket man auch von den meisten Thieren desgleichen. Es sey also


die zweyte Regel:


Die Namen der Thiere, sie mögen nun vierfüßige, oder Geflügel, Fische oder Gewürm seyn, sind mehrentheils des männlichen Geschlechtes.


Z.E. vierfüßige Thiere, der Äff, Auerochs, Bär, Biber, Dachs, Dromedar, Elephant, Esel, Fuchs, Haas, Hamster, Hirsch, Igel, Leopard, Leu, Luchs, Marder, Parder, Tyger, Wolf, u.s.w.

Vögel, der Adler, Auerhahn, Falk, Fasan, Fink, Geyer, Gümpel, Habicht, Hänfling, Kranich, Pfau, Rab, Schwan, Spatz, Specht, Sperber, Sperling, Staar, Stieglitz, Storch, Straus, Zeisich, u.d.gl.

Fische, der Aal, Bärsch, Bressem, Delphin, Hecht, Kabbeljau, Karpen, Krebs, Lachs, Schley, Stint, Stockfisch, Stör, Zander, u.s.w. Endlich auch von

Gewürmen, der Blindschleich, Crocodil, Drach, Floh, Frosch, Käfer, Molkendieb, Schmetterling, Scorpion, Wurm, Zwiefalter, u.d.m.


5 §. Indessen ist es nicht zu läugnen, daß sich bey dieser Regel nicht viele Ausnahmen finden sollten. Denn so wie die Völker bisweilen beyde Geschlechter derselben mit einem männlichen Namen belegen, so geschieht auch zuweilen das Gegentheil. Ja bisweilen hat man auch das sicherste gespielet, und beyden Arten eine Benennung von ungewissem Geschlechte beygeleget. Daher muß man sich von den ersten, folgendes Verzeichniß bekannt machen, die


Weibliches Geschlechtes sind:


Irdische Thiere, die Gemse, die Maus, die Ratze, die Ziege, etc.

[249] Vögel, die Amsel, Dole, Drossel, Elster, Eule, Goldammer, Krähe, Lerche, Meise, Nachtigall, Schwalbe, Taube, Wachtel; so fast lauter Singvögel sind.

Fische, die Aalraupe, Barbe, Bricke, Forelle, Karausche, Neunauge, Quappe, Schmerle, Scholle, etc.

Ungeziefer, die Ameise, Biene, Brämse, Eidexe, Fliege, Hornisse, Hummel, Kröte, Made, Mücke, Mülbe, Natter, Otter, Raupe, Schlange, Wespe, etc.


6 §. Von der zweyten Art bemerket man gleichfalls unter den vierfüßigen und andern Thieren, einige Arten, die


Ungewisses Geschlechtes sind, weil sie beyde Geschlechter bedeuten,

Das Elend, das Füllen, das Ferkel, das Kameel, das Huhn, das Lamm, das Nasenhom, das Pferd, das Reh, das Rhinoceros, das Schaf, das Schwein, das Thier, das Wild.


Gleichwohl nimmt man bey den Thieren wahr, daß viele unter ihnen, außer den gemeinen Benennungen der ganzen Art, auch besondere Namen beyder Geschlechter haben. Dahin gehören:


Der Anter,Die Änte,der Hund,die Pätze;

Der Bock,die Ziege;der Kater,die Katze;

Der Eber,die Sau;der Bulldie Kuh;

Der Fuchs,die Füchsinn;der Stier,die Kuh;

Der Ganter,die Gans;der Storch,die Störchinn;

Der Hahn,die Honne;der Tauber,die Taube;

Der Hengst,die Stutte;der Widder,Schaf;

Der Hirsch,die Hindinn;der Wolf,die Wölfinn.


u.d.gl.m.


7 §. Ferner sey


die III Regel:


Die Namen der Berge, der Kräuter, der Winde, der Witterungen und Zeiten sind männliches Geschlechtes.


[250] Berge, Der Aetna, der Atlas, der Apennin, der Blocksberg, der Caucasus, der Donnersberg, der Fichtelberg, der Geyersberg, der Gletscher, der Harz, der Hec kla, der Kolmerberg, der Pico, der Vesuv, der Zotenberg u.s.w. Ausgenommen die Alpen, die nur in der mehrern Zahl gebräuchlich sind; und die Schneekuppe.

Kräuter, der Beyfuß, Coriander, Ehrenpreis, Epheu, Fenchel, Hopfen, Klee, Knoblauch, Kümmel, Lauch, Majoran, Rosmarin, Timian u.s.w. Ausgenommen die Camille, die Krausemünze, Melisse, Nessel, Raute, Salvey und einige andere.

Winde, der Ost, Süd, West, und Nordwind, imgleichen Südost, Südwest, Nordwest, Nordost, Orcan, Sturm, Wirbelwind, Zephir.

Witterungen, Blitz, Donner, Frost, Hagel, Nebel, Orcan, Regen, Schnee, Thau, Wirbelwind, Wolkenbruch, u.d.gl. Ausgenommen die Hitze und Kälte; die Schloßen aber sind in der mehrern Zahl allein gewöhnlich.

Jahres- und Tageszeiten, der Lenz, Frühling, Sommer, Herbst und Winter; der Morgen, Mittag und Abend; der Augenblick, der Sonntag, Montag, Dienstag, Donnerstag, Freytag und Sonnabend. Ausgenommen, das Jahr, das Jahrhundert, die Woche, die Mittwoche, die Nacht, die Mitternacht, die Stunde, die Minute und Secunde.


8 §. Doch weil es nicht möglich ist, durch solche Regeln die ganze Menge der Wörter zu erschöpfen, so müssen wir auch auf die Endungen derselben sehen. Es sey also ferner


die IV Regel:


Wörter, die sich auf ahn, al, all, ahn, ant, arm, ang, apf, auch, und aum enden, sind männliches Geschlechtes: z.E.


ahn, der Mahn, Kahn, Krahn, Wahn, Zahn; ausgenommen die Bahn.

al, der Baal, der Pfahl, Saal, Stahl, Stral; ausgenommen die Wahl, Quaal und Zahl; imgleichen das Futteral, Gemahl, Linial, Mahl und das Thal.

all, der Ball, Fall, Gall, (NB. der Laut,) Hall, Knall, Schall, Schwall, Stall, Wall etc.

alm, der Halm, Psalm, Qualm etc.

and, der Alicant, der Band am Buche, der Brand, Rand, Sand, Stand, Strand, und Zuckerkant; ausgenommen die Hand, und die Wand imgleichen das Band, VINCULUM, Gewand, Land und Pfand.

arm, der Allarm, Arm, Darm, Harm, Schwärm, etc.

[251] ang, odet ank, der Drang, Gesang, Hang, Klang, Zwang, imgleichen, der Dank, Stank, Zank, etc. ausgenommen die Bank.

apf, der Klapf, Napf, Tapf, Zapf, etc.

auch, der Bauch, Gauch, Hauch, Schlauch, Strauch.

aum, der Baum, Daum, Gaurn, Raum, Saum, Schaum, etc.


die V Regel.


9 §. Wörter, die sich auf el, elm, en, eig, eim, eis, und er endigen, sind männliches Geschlech tes. Z.E.


el, der Bengel, Engel, Gräuel, Flegel, Flügel, Himmel, Kegel, Kringel, Kümmel, Lümmel, Mantel, Nagel, Prudel, Prügel, Riegel, Schimmel, Schlingel, Spargel, Spiegel, Sprengel, Stengel, Strudel, Teufel, Tiegel, Titel, Vogel, Zagel, Ziegel, Zügel; ausgenommen die weibliches Geschlechtes sind; als Eichel, Fuchtel, Gabel, Geißel, Gurgel, Insel, Kachel, Nadel, NichteL Orgel, Regel, Sichel, Trummel, u.e.a.

Ungewiß sind die vorn ein Ge haben, als das Geflügel, Geklingel, Gerassel, Getändel, Getümmel, u.a.m. wie auch das Exempel, und das Siegel; ausgenommen der Gesell.

elm, der Helm, Schelm etc.

en, der Boden, Braten, Brodem, Faden, Fladen, Frieden, Glauben, Graben, Hopfen, Karren, Kragen, Kuchen, Laden, Magen, Namen, Nutzen, Rechen, Samen, Schaden, Schinken, Schlitten, Schrägen, Schuppen, Segen, Wagen, Zapfen etc.

Ausgenommen das Almosen, Becken, Küssen, Wapen, Wesen, Zeichen, und die von der unbestimmten Art der Zeitwörter (MODO INFINITIVO) gemachet werden, als das Hegen, Lachen, Lallen, Leben, Lesen, Reden, Sagen, Singen, Sterben, Wagen etc.

eig, der Steig, Teig, und Zweig.

eim, der Feim, Keim, Leim, Reim, Seim, Schleim, etc.

eis, der Fleiß, Greis, Preis, Reiß, Schweiß etc.

Ausgenommen die vorn Ge haben; das das Geheiß, Geschmeiß, Gereiß.

er, der Hammer, Jammer, Kummer, Schimmer, Schlummer, Zentner, Zucker etc.

Ausgenommen, die Ammer, Kammer, Klammer, Klapper, Leiter, imgl. das Gekläpper, Geklimper, Leder, Wasser und Zimmer.


Die VI Regel:


10 §. Wörter, die sich auf ieb, ich, icht, ieg, irbs, isch und itz, endigen, sind männliches Geschlechtes. Z.E.


[252] ieb, der Dieb, Hieb, Trieb; ausgenommen das Sieb.

ich, der Dietrich, der Stich, der Strich.

icht, der Bericht, Bösewicht etfc. ausgenommen die Geschichte, Gicht, Pflicht, und das Licht, imgleichen die sich mit Ge anfangen, als Gedicht, Gericht, Gesicht, Gewicht, und fast alle des Ungewissen Geschlechtes sind.

ieg, der Krieg, Sieg, Stieg, Jungfernstieg, d.i. Steg.

irbs, der Knirbs und Kürbs.

isch, der Fisch, Plisch, Tisch, Wisch: ausgenommen die mit Ge anfangen, als das Gebüsch, Gemisch, Gezisch

itz, der Blitz, Ritz, Schlitz, Sitz, Witz, an einigen Orten auch der Grütz; ausgenommen das Antlitz, und das Geschütz.


Die VII Regel:


11 §. Wörter, die sich auf ein ock, of, ohn, ol, oll, olch, opf, orn, ort, ost, und otz endigen, sind männliches Geschlechtes. Z.E.


ock, und og, der Block, Pflock, Rock, Stock, Trog; ausgenommen das Schock.

of, der Hof, Soff, Stoff.

ohn, und on, der Hohn, Lohn, Sohn, Spion, Thon, Ton, Thron. 2o

ol, und oll, Kohl, Pol, Spaniol, Groll, Knoll, Zoll etc ausgenommen das Zoll, ein Maaß.

olch, der Dolch, Molch.

opf, der Knopf, Kopf, Kropf, Schopf, Topf, Tropf, Zopf.

orn, der Born, Dom, Zorn; ausgenommen das Horn, und das Korn.

ort, und ord, der Bort, Hort, Ort, Mord, Nord, Port; ausgenommen das Wort.

ost, der Frost, Most, Ost, Rost, Trost; ausgenommen die Kost, und die Post.

otz, der Klotz, Plotz, Rotz, Trotz. Einige sagen auch das Klotz.


Die VIII Regel:


12 §. Wörter, die sich endigen auf ein uch, uck, umpf, und, unk, uß, und utz, sind männliches Geschlechtes; z.E.


uch, der Besuch, Bruch, Fluch, Geruch, Versuch, Spruch; ausgenommen das Buch, Gesuch, und Tuch.

[253] uck, und ug, der Druck, Ruck, Schmuck, Schluck, Spuck, Bug, Flug,Krug, Pflug, Trug, Zug.

umpf, der Klumpf, Rumpf, Strumpf, Sumpf, Triumph, Trumpf.

und, der Bund, Fund, Grund, Mund, Schlund; ausgenommen das Pfund und das Rund; imgleichen das Bund für Bündel, z.E. Reiser.

unk, als Prunk, Strunk, Trunk.

, der Fluß, Fuß, Genuß, Gruß, Guß, Kuß, Ruß, Schluß, Schuß und Verdruß; ausgenommen die Nuß, das Mus, und das Muß.

utz, der Nutz, Putz, Schutz, Stutz und Trutz.


Regeln vom weiblichen Geschlechte.


13 §. Zu diesem Geschlechte gehöret nun zuvörderst alles, was in der That weiblich ist. Es sey also


die I Regel:


Alle Namen und Benennungen, Ämter und Titel, Würden und Verrichtungen des Frauenvolkes, sind weibliches Geschlechtes. Z.E.


Namen, die Adelgunda, Anna, Barbara, Elisabeth, Erdmuth, Hanna, Kunigunda, Luise, Maria, Salome, Thusnelde, Victoria, etc.

Benennungen, Base, Dirne, Frau, Jungfrau, Magd, Metze, Muhme, Mutter, Nichtel, Schwester, Tochter, etc.

Titel, Äbtissinn, Fürstinn, Gräfinn, Herzoginn, Kaiserinn, Königinn, etc.

Würden, Dichterinn, Doctorinn, Feldmarschallinn, Freyherrinn, Gräfinn, Hauptmanninn, Hofräthinn, Oberstinn, Poetinn, Prinzessinn, Prophetinn, etc.

Verrichtungen, Amme, Bäuerinn, Hirtinn, Kammerfrau, Köchinn, Nähterinn, Schäferinn, Strickerinn, Stubenmagd, Wäscherinn, Zofe, u.s.w.


14 §. Indessen ist diese Regel nicht sonder Ausnahme. Denn 1) werden das Weib, das Mensch, wenn es ein gemein Weibstück bedeutet, und das neumodische Wort Frauenzimmer, ausgenommen: welches letzte aber wegen der Zusammensetzung mit Zimmer geschieht; so sein ungewisses Geschlecht behalten muß, wie wir hernach hören werden. Es ist aber ein Misbrauch im Reden, wenn man durch das Wort Frauenzimmer, eine einzige Person versteht: da es augenscheinlich,[254] entweder das ganze weibliche Geschlecht, oder doch eine gewisse Anzahl desselben, so viel etwa in einem Zimmer beysammen sind, bedeuten muß. 2) Werden hiervon die verkleinerten Wörter und Benennungen des weiblichen Geschlechtes ausgenommen, die nämlich dadurch zum ungewissen Geschlechte kommen; als das Fräulein, Jungfräulein, Mägdlein, oder Mägd chen, Weiblein, u.d. gl.


Die II Regel ist:


15 §. Die Namen der Flüsse, der Bäume, der Blumen und Früchte, sind weibliches Geschlechtes, Z.E.


Flüsse, die Donau, Elbe, Fulde, Garonne, Guadiana, Leine, Loire, Oder, Rhone, Saale, Seyne, Themse, Tyber, Unstrut, Weichsel, Weiseritz, Weser, Wolga, ausgenommen der Ebro, Euphrat, Dnieper, Dniester, Ganges, Mayn, Nil, Po, Pregel, Rhein, Tagus, Tanais; etc.

Bäume, die Aesche, Birke, Buche, Ceder, Eiche, Erle, Fichte, Hasel, Kiefer, Linde, Pappel, Staude, Tanne, Weide, etc. ausgenommen der Busch, Hagedorn, Hollunder, Taxus, Wacholder, und alle die mit Baum, Busch und Stock verbunden werden.

Blumen, die Anemone, Aurikel, Hiazinthe, Kaiserkrone, Lilie, Narzisse, Nelke, Päonie, Ranunkel, Rose, Tacette, Tuberrose, Tulpe etc. ausgenommen der Klee, der Lavendel, und das Tausendschön etc.

Früchte, die Apricose, Beere, Birne, Castanie, Dattel, Erdbeere, Feige, Gerste, Gurke, Kirsche, Mandel, Melone, Mispel, Nuß, Pflaume, Pfirsich, Pomeranze, Quitte, Rosine, Rübe, Träube, Wurzel, Zwiebel etc. ausgenommen der Apfel, Haber, Knoblauch, Kürbis, Pasternack, Rettig, Spargel, Weizen, und wenig andere; imgl. das Korn, und Geträyd überhaupt.


Die III Regel:


16 §. Alle Wörter, die sich auf acht, ät, aft und au endigen, sind weibliches Geschlechtes. Z.E.


acht, die Acht, Fracht, Macht, Obacht, Pracht, Tracht, Wacht, wovon einige nur das Wort Pracht für Luxus männlich brauchen, der Pracht; imgleichen der Schacht, und der Pacht.

[255] ät, die Calamität, Communität, Elektricität, Facultät, Majestät, Nativität, Probabilität, Pluralität, Qualität, Quantität, Universität, etc.

aft, die Haft, Kraft, Verhaft, und alle die sich mit schaft enden; als: Bürgerschaft, Erbschaft, Freundschaft; Gemeinschaft, Gesellschaft, Grafschaft, Herrschaft, u.d.gl. Hier werden ausgenommen, der Saft, der Schaft am Spieße, und der Taft.

au, die Au, die Frau, die Klau, die Sau, die Schau; die vieleicht alle ein e haben sollten: ausgenommen der Bau, Pfau, Thau, und das Tau, ein Schiffseil.


Die IV Regel:


17 §. Alle Wörter, die sich auf ein kurzes e enden, sind weibliches Geschlechtes; als z.E.


Ähre, Baare, Dürre, Ebbe, Ehre, Farbe, Gabe, Glocke, Gnade, Grube, Güte, Habe, Haube, Hütte, Krone, Laube, Mappe, Nabe, Plage, Quelle, Runde, Stube, Taube, Tiefe, Traufe, Wolle u.s.w. Nur einige wenige ausgenommen; als: der Bube, Glaube, Knabe, Name, Rabe, Saame u.d.gl. wiewohl es noch zweifelhaftig ist, ob nicht der Glaub ohne e, wie der Raub, oder wie die zween folgenden, Namen, Samen, von NOMEN, SEMEN; mit einem n, der Glauben, und die drey letzten, als männliche Benennungen, lieber der Bub, der Knab, und der Rab, heißen sollen? Wenigstens schrieben die Alten, der Knapp, der Rapp, für Rab und Knab; als welches damals einerley war. Ein Bergknapp, ein Mühlknapp, hieß nämlich ein Bergknab, ein Mühlknab. Ein Rapp aber und ein Rab, sind beyde der Farbe wegen, so benennet worden.


18 §. Wie also diejenigen unrecht thun, die den weiblichen Wörtern das Endungs-E rauben, wenn sie z.E. sprechen und schreiben, die Kron', die Lieb', die Gnad' u.s.w. als welches die Sprache ohne Noth hart und rauh machet: also fehlen andere dadurch eben so sehr, daß sie ohne Ursache den männlichen Wörtern am Ende ein e anflicken; indem sie sprechen, der Franke, der Franzose, der Pohle, der Sachse, Schwabe, Türke etc. ja wohl gar der Fürste, der Grafe, der Herre, der Narre, der Pfarre, der Poete, und der Prophete. Noch andere hängen solches auch ohne Noth den[256] Wörtern des ungewissen Geschlechtes an, die sich mit Ge anfangen: als das Gesichte, Gedichte, Gerüchte, Gespräche, Geheule, u.d.gl. die doch solches weder fodern können, noch irgend nöthig haben.


Die V Regel:


19 §. Wörter, die sich auf heit, keit, enz und ey enden, sind weibliches Geschlechtes. Z.E.


heit, die Beschaffenheit, Bescheidenheit, Ergebenheit, Gewogenheit, Lüsternheit, Verbundenheit, Zufriedenheit etc.

keit, die Bitterkeit, Fröhlichkeit, Langsamkeit, Lieblichkeit, Mäßigkeit, Munterkeit, Sterblichkeit, Tapferkeit etc.

enz, die Condolenz, Consequenz, Eminenz, Excellenz, Jurisprudenz, Magnificenz, Präcedenz, u.d.gl. ausgenommen der Peter Squenz, der schon durch eine obige Regel, männlich geworden; und der Lenz.

ey, die Betteley, Büberey, Dieberey, Hudeley, Läffeley, Lapperey, Mengerey, Meyerey, Schelmerey, Tändeley, Zauberey, u.s.w. Ausgenommen der Brey, das Ey, und die mit Ge anfangen, als das Geschrey.


Die VI Regel:


20 §. Fremde Wörter, die sich auf ik, das ein- und zwey-syllbige ie, ift, niß und das fremde on, endigen, sind weibliches Geschlechtes. Z.E.


ik, die Arithmetik, Botanik, Hydraulik, Hydrostatik, Logik, Metaphysik, Mnemonik, Optik, Physik, Pnevmatik, Statik etc. Ausgenommen die deutschen Wörter, der Blick und Strick, imgleichen das Genick, Geschick, Glück etc.

ie, einsyllbigt, die Astronomie, Astrologie, Chiromantie, Chronologie, Geographie, Philosophie, Theologie, u.s.w.

ie, zweysyllbig, die Calumnie, Ceremonie, Historie, Glorie, Komödie, Memorie etc.

ift, die Mitgift, die Schrift, die Trift; ausgenommen das Gift und das Stift; imgleichen der Stift, für einen Nagel.

[257] niß, die Ärgerniß, Betrübniß, Erkenntniß, Finsterniß, Hinderniß, Kümmerniß, Säumniß, u.s.w. welche vorzeiten mit einem ü geschrieben worden; auch wohl noch in gewissen Landschaften mit einem das gesprochen werden. Z.E. in der Bibel steht, werfet ihn in das Finsterniß hinaus.

on, die Ambition, Communion, Garnison, Nation, Oration, Promotion, Sanction, u.d.gl. Ausgenommen die deutschen, der Hohn, Lohn, Sohn, der Ton und Thron.


Die VII Regel:


21 §. Wörter, die sich auf ucht, uft, uld, unft, ung, ur und uth endigen, sind auch noch weibliches Geschlechtes. Z.E.


ucht, die Bucht, Flucht, Frucht, Sucht, Zucht, und nichts ist davon ausgenommen.

uft, die Duft, Gruft, Kluft, Luft; ausgenommen der Schuft, als eine Mannsperson. An der Donau spricht man der Luft, und in Niedersachsen der Duft, und vieleicht ganz richtig, wie der Dampf, Qualm, Nebel, Rauch, als Witterungen nach der 3ten Regel.

uld, die Geduld, Huld, Schuld etc. der Pult und Tumult, als fremde, gehören nicht hieher.

unft, die Brunft, bey den Jägern, für Brunst, die Ankunft, die Vernunft, Wiederkunft, Zunft, Zukunft, und dergleichen.

ung, die Änderung, Beförderung, Besserung, Lästerung, Lieferung, Meynung, u.d.gl. ausgenommen der Sprung.

ur, die Cur, Captur, Clausur, Collegiatur, Fuhr, Natur, Prälatur, Präpositur, Spur, Statur, Uhr, u.s.w.

uth, die Armuth, Bruth, Demuth, Gluth, Großmuth, Huth, Kleinmuth, Obhuth, Wehmuth, Wuth, u.s.w. Ausgenommen das Blut, Gut, der Hut, PILEUS, imgl. der Muth, und die sonst von Muth zusammengesetzet werden4; imgleichen der Schutt, und Calecut, als der Namen eines Landes, davon bald folgen wird.


[258] Regeln des ungewissen Geschlechtes.


22 §. Das dritte Geschlecht im Deutschen ist das ungewisse (NEUTRUM), welches gleichfalls sehr vielen Hauptwörtern eigen ist. Man merke sich davon folgende Regeln.


I Regel:


Alle Benennungen der Thiere, die beyden Geschlechtern derselben eigen sind, sind auch in der Sprache ungewisses Geschlechtes. Z.E.


Das Einhorn, das Ferkel, das Füllen, das Geflügel, Gevögel, Geschmeiß, Gesind, Gewürm, Hermelin, Kalb, Kameel, Kind, Lamm, Pferd, Rhinoceros, Reh, Rind, Schwein, Thier, Ungeziefer, Vieh, Volk, Wild, u.d.m. Doch werden hiervon ausgenommen der Elephant, der Fasan, der Fisch, der Frosch, der Mensch, der Rab, der Sperling, der Storch, der Vogel, der Wurm; imgleichen alle, die sich auf ein e enden, und also zu einer andern Regel gehören.


Die II Regel:


23 §. Alle Namen der Länder, der Städte, Flecken und Dörfer, Metalle, und Buchstaben, sind ungewisses Geschlechtes. Z.E.


Das volkreiche Deutschland, das kalte Schweden, das reiche Britannien, das fruchtbare Wälschland etc. Ausgenommen die Lausitz, die Mark, die Schweiz, nebst denen, die sich auf au enden, als die Wetterau, der Sundgau, der Brisgau, und die sich auf ey endigen, als die Bulgarey, Lombardey, Wallachey etc.

Ferner von Städten, das prächtige Dresden, das große Berlin, das schöne Leipzig, das reiche Hamburg, etc. ausgenommen der Haag, der vom Walde den Namen hat.

Von Flecken, das erühmte Lützen, Altranstadt, etc.

Von Dörfern, das nahe Golitz, wie Flemming in einer Ode saget.

Ferner Metalle, das Bley, Eisen, Erz, Gold, Kupfer, Meßing, Metall,[259] Silber, Zinn, etc. ausgenommen der Stahl, der Tomback, der Zink, und die Piatina, etc.

Endlich Buchstaben, das A und O, das Alpha und Omega, das A B C. u.s.w.


Die III Regel:


24 §. Alle Verkleinerungen der Hauptwörter, imgleichen alle, die aus Zeitwörtern, entweder durch Vorsetzung der Syllbe Ge, oder bloß aus der unbestimmten Art (MODO INFINITIVO) gemachet werden, sind ungewisses Geschlechtes. Z.E.


Das Fräulein, Herrlein, Hündlein, Kindlein, Knäblein, Mägdlein, Männlein, Mäuslein, u.s.w. oder auch das Bübchen, Häuschen, Hündchen, Knäbchen, Mägdchen, Thierchen, u.d.gl.m.

Ferner, Gebäu, Gemahl, Genick, Gepräng, Gereiß, Gerüst, Geschrey, Getümmel, Gezier, von bauen, mählen, nicken, prangen, reißen, rüsten, schreyen, tummeln, zieren, u.s.w. Doch sagen einige die Geschwulst.

Endlich das Thun und Lassen, das Stehen und Gehen, das Reuten und Fahren, das Trinken und Essen, das Leben und Sterben; imgleichen das Wesen, als ein alter INFINITIVUS, anstatt seyn, das Daseyn, u.d.gl.m.


Die IV Regel:


25 §. Alle Wörter, die sich auf at, ech, et, ier, und iv enden, sind ungewisses Geschlechtes; als z.E.


at, das Bad, Cad, Canonicat, Cantorat, Concordat, Dekanat, Diakonat, Majorat, Pastorat, Rectorat, Seniorat etc. ausgenommen der Pfad, der Rath, der Staat, und die Saat etc.

ech, das Blech, das Pech: die Zeche muß als ein weibliches, ein e am Ende haben.

et, das Banquet, Baret, Cabinet, Lazaret, Paquet, Privet, Secret, Spinet, Stilet, Tapet, u.d.gl. Ausgenommen der Komet, Magnet, und Planet. Der Poet und Prophet sind Männernamen. Die auf ät gehören nicht hieher.

ier, das Bier, Clavier, Clystier, Elixier, Panier, Papier, Quartier, Rappier, Revier, Turnier, u.d.gl. Ausgenommen die Begier und Zier; imgleichen[260] die als Benennungen der Mannspersonen, oder Thiere und Edelsteine wegfallen, als Balbier, Courier, Vezier, Seraskier und Sapphier. Im Theuerdanke steht Revier weiblich.

iv, das Creditiv, Laxativ, Perspectiv, Recitativ, Stativ, Vomitiv, u.d.gl.m.


Die V Regel:


26 §. Wörter, die sich auf och, or, os und ot endigen, sind des ungewissen Geschlechts; als z.E.


och, das Joch, das Loch; mit ihren zusammengesetzten; ausgenommen der Koch, als ein männliches Wort, und die Woche, die das weibliche e hat.

oos und os, das Loos, das Moos, das Roß, das Schloß, das Geschoß, u.a.m. ausgenommen der Kloos, Schoß, Stoß, Troß, und die Schooß.

or, das Chor, Contor, Nagelbohr, das Ohr, das Rohr, das Thor, u.s.w. ausgenommen der Flor, imgleichen Major, Matador, Mohr, Pastor und Thor; die aber als männliche Benennungen, hieher nicht gehören.

ot, Banquerot, Brodt, Complot, Geboth, Loth, Motgenroth, Schrot, u.d.gl. ausgenommen, der Tod, der Sod, der Koth, die Noth, und der Spott, der eigentlich nicht hieher gehöret.


Die VI Regel:


27 §. Wörter, die sich auf um, thum, und umt endigen, sind auch des ungewissen Geschlechtes. Z.E.


um, als die fremden, das Evangelium, Monopolium, Clavicordium, Seculum, u.d.gl. ausgenommen die einheimischen, der Ruhm, und der Thum.

thum, das Bischofthum, Christenthum, Fürstenthum, Heydenthum, Kaiserthum, Lutherthum, Papstthum, Heiligthum, Priesterthum, Witthum, u.d.gl.

umt, das Grummt, das Kummt. Vieleicht aber sollten diese zweysyllbigt lauten, Grummet, Kummet.


Was nun unter diesen Regeln noch nicht enthalten ist, das muß am Ende in einer besondern Tafel vor Augen geleget[261] werden, damit man es sich bekannt, und durch die Übung im Lesen und Umgange selbst, geläufig mache.

28 §. Außer allen diesen Regeln kann man noch einige Wörter merken, die in verschiedenen Bedeutungen, auch verschiedene Geschlechter haben. Dahin gehören alle die, die schon im 9 §. des II Hauptstückes angegeben worden, und die man oben auf der 167 Seite nachschlagen kann.

29 §. Ferner giebt es Wörter, die in verschiedenen Landschaften von Deutschland verschiedenes Geschlechtes sind; davon ich etliche, die mir bekannt geworden, hersetzen will; so, daß ich das allhier in Meißen5 gewöhnliche voransetze;


Der Altar,das Altar;Das Gift,der Gift;

Der Bach,die Bach;Der Grütz,die Grütze;

Die Butter,der Butter;Die Katheder,der Katheder;

Die Duft,der Duft;Der Klotz,das Klotz;

Die Dunst,der Dunst;Die Luft,der Luft;

Die Ecke,das Eck;Der Markt,das Markt;

Die Finsterniß;das Finsterniß;Der Schild,das Schild;

Die Gewalt,der Gewalt;Die Schwulst,der Schwulst;

Die Gelübde,das Gelübd:Der Scepter,das Scepter, u.a.m.


30 §. Noch eine Regel muß man in Ansehung der zusammengesetzten Wörter machen, daß nämlich dieselben insgemein das Geschlecht des hinten stehenden letzten Theiles behalten.


Z.E. das Thor, das Stadtthor, obgleich Stadt weiblich ist; so auch die Thüre, die Hausthüre, obgleich Haus ungewisses Geschlechtes[262] ist. So auch das Halstuch, Schnupftuch, Leichentuch; ob man gleich der Hals, der Schnupfen, die Leiche saget, u.s.w. Indessen giebt es auch hier Ausnahmen. Z.E. man saget zwar die Aue, und doch heißt es, bey Namen der Städte und Dörfer, das Hanau, Kommothau, Langenau, Lindenau, Torgau, Wiederau; imgl. die Ecke, und doch das Dreyeck, Viereck etc. Doch solcher Abweichungen von der Regel giebt es sehr wenige: dahingegen die andern unzählbar sind: als das Haus, Rathhaus, Gotteshaus, Armenhaus, Waisenhaus, Provianthaus, Zeughaus, Zuchthaus etc.


31 §. Die letzte und VII Regel von den zusammengesetzten Wörtern heißt daher so:


Wörter, die aus zweyen oder mehrern einfachen Hauptwörtern zusammengesetzet worden, behalten das Geschlecht derer, die am Ende zu stehen kommen.


Die Ursache davon ist leicht einzusehen: denn dasjenige Wort, das am Ende steht, giebt allemal den Hauptbegriff zu verstehen, davon die Rede ist; die erstern aber drücken nur die verschiedenen Bestimmungen desselben aus. Der Hauptbegriff aber muß billig sein natürliches Geschlecht behalten; gesetzt, daß ihn der Nebenbegriff einbüßen müßte. Z.E.


Männliche.Weibliche.Ungewisse.

Der Knecht der

Jungfernknecht.Die Aue, die Wetterau.Das Haus, das Zuchthaus.

Der Kopf,

der Ziegenkopf.Die Beere, die Weinbeere.Das Holz, das

Tannenholz.

Der Mann,

der Hauptmann.Die Jagd, die Hirschjagd.Das Nest, das Vogelnest.

Der Markt, der

Fleischmarkt.Die Noth, die Landesnoth.Das Thor, das Stadtthor.

Der Muth,

der Weibermuth.Die Plage, die Landplage.Das Tuch, das Halstuch.

Der Schuh,

der Handschuh.Die Thüre, die Hausthüre.Das Zeichen das

Luftzeichen.

Der Wald derDie Uhr die Sanduhr.Das Zimmer das

Birkenwald.Frauenzimmer, u.d.m.[263]


32 §. Ein jeder sieht wohl, daß diese Regel sich auf diejenigen Wörter nicht erstrecket, die nicht aus lauter Hauptwörtern, sondern zum Theile aus andern Redetheilchen zusammengesetzet sind. Von diesen heißt


die VIII Regel:


Wörter, die nur aus einem Hauptworte, und aus andern Redetheilchen bestehen, müssen das Geschlecht des Hauptwortes behalten, welches darinnen vorkömmt, und dessen Begriff darinnen herrschet.


Z.E. Der Muth, der Edelmuth, der Unmuth, der Übermuth, etc. Der Rath, der Unrath, Vorrath, Zierrath etc. Die Lust, die Unlust; Der Witz, der Aberwitz; Die Acht, die Aberacht etc. Der Schnabel, der Geelschnabel etc. Der Hall, der Wiederhall u.d.gl.m. Doch giebt es auch hier einige Ausnahmen, sonderlich in dem Worte Muth. Denn hier ist es seit alten Zeiten eingeführet, daß man saget, die Demuth, die Großmuth, die Schwermuth, die Wehmuth, obgleich das einfache Muth männliches Geschlechtes ist. In wenig andern Wörtern wird man eben dergleichen finden, z.E. das Wort, die Antwort, das Geräth, der Haustath, der Unrath, Vorrath, Zierrath.


33 §. Nun will ich schließlich das versprochene Verzeichniß derjenigen Hauptwörter hersetzen, die nach den obigen Regeln nicht bestimmet worden, auch sonst schwerlich unter einige Regeln zu bringen sind. Diese muß sich ein Fremder, oder Anfänger bekannt machen, indem er sie fleißig durchliest, und allemal das im Anfange stehende Geschlechtswort dazu wiederholet; bis sie ihm geläufig werden. In andern Sprachlehren für Ausländer, stehen ungleich größere solche Register; welches denn die Lernenden sehr abschrecket. Das meinige aber ist darum viel kürzer und erträglicher gerathen; weil ich die meisten Hauptwörter, durch die obigen Regeln nach den Endungen derselben bestimmet habe. Vieleicht könnte man einige aus den folgenden, auch noch unter gewisse Regeln bringen.[264]


Verzeichniß derer Hauptwörter, deren Geschlecht man ohne Regeln lernen muß, nach den Endbuchstaben geordnet.


MännlichesWeiblichesUngewisses

Geschlechtes.Geschlechtes.Geschlechtes.


Auf B sind:B.B.

Korb, Stab,Diese haben nachDas Grab,

Trab, Erwerb.heutigerGewerb,

Art alle ein e,Laub, Lob, Sieb.

als Garbe, Habe,

Kerbe, Gabe,

Nabe.


D.D.D.

Der Brand, Bund,Die Gegend,Das Bad, Band,

Jagd,Bild,

Eid, Grind,Jugend, Tugend.Brod, Elend,

Grund,Feld,

der Mond, Mund,Geträyd, Gewand,

Schlund, Sod,Glied, Kleid,

Tand,Kleinod,

Wald, Wind.Leid, Lied,

Pfand,

Pfund, Rad,

Schild.


F.F.F.

Der Beruf,Haben alle einDas Dorf, Haf,

Brief,e, alsHuf,

Griff, Hanf,Hufe, Kufe,Schiff.

Hof, Huf,Zofe, etc.

Kauf, Knauf,

Kniff,6

Krampf, Ruf,

Soff,

Torf, Wurf.


G.G.G.

Der Balg, Berg,Die Burg.Das Ding,

Lug,Geding,

Rang, Ring,Gedrang,

Trog,Gedräng,

Trug, Ursprung,Werg, (STUPA)

Zeug,und

Zug.Zeug.


H.H.H.

Der Bach, Bauch,Die Milch,Das Buch, Dach,

Schmach.Fach,

der Gauch,Die Sache,Fleisch, Gemach,

Hauch,Rache, und

Rauch, Schlauch.Wache hat ein e.Reich, Strauch,

Tuch.


[265] K.K.K

Der Dreck,Die Bank, Mark,Das Mark,

Fleck, Gestank,für(MEDULLA)

Kalk, Kleck,Gränze, Harke,Volk, Werk.

hat

Kork, Quark,ein e.

Rock.


L.L.L.

Der Apfel, Keil,Die Deichsel,Das Achttheil,

Kiel,Eichel,Beil,

Pfeil, und dieGeisel, Gurgel,Exempel, Fell,

meistenInfel,Heil,

auf el, davonInsel, Kachel,Insiegel,

oben dieKlingel,Knäuel, Lägel,

V Regel desKugel, Kunkel,Linial, Maul,

männlichenMeißel,

GeschlechtsMorchel, Nadel,Mehl, Mittel,

gehandeltOel,

hat.Orgel, Regel,Pistol,

Schachtel,Protocoll,

Schaufel,Räthsel, Segel,

Scheitel,Seil,

Schindel,Siegel, Spiel,

Schüssel,Thal,

Semmel, Sichel,Theil,

Spindel,Viertheil,

Urtheil,

Staffel,nicht die

Stoppel,Urtheil,

Trommel, Windel,wie einige

Juristen

Wurzel, Zahl.sagen; Ziel.


M.M.M.

Der Gehorsam,Die Form,Das Lärm, oder

Gram,besser, Forme,Lärmen,

Kamm, Kram,Scham.Gedärm,

Geschwärm,

Schlamm,Gelärm.

Schwamm.


N.N.N.

Der Alaun, Bann,Die Pein,Das Garn,

Person,Gehirn,

Born, Brunn,Stirn.Gestirn, Horn,

Dorn,Kinn.

Stern, Zaun,

Zorn,

Zwirn.


P.P.P.

Der Kneip, Kamp,Haben ein e, als

Kappe,

Syrup.Puppe etc.


R.R.R.

Der Altar,Die Begier,Das Gehör,

Staar.Creatur,Geschirr,

Figur, Gebühr,Haar, Jahr,

Gefahr,Paar.

Zugehör. Die

Baare hat ein e.


[266] S.S.S.

Der Biß, Kloß,Die Ameis, Gans,Das Aas, Eis,

Riß,Faß,

Reiß, Schooß,Geis, Horniß,Glas, Gleis,

Schoß,Iltis,Geheiß,

Stoß, Strauß,Laus, Maus,Gehäus,

Steiß,Plateis;Geschmeiß,

Troß.da sonst dieGereiß, Gras,

ThiereHaus,

männlichesMaaß, Mus, Muß,

GeschlechtesReis,

sind.Wachs, Wamms.


St.St.St.

Der Ast, Bast,Die Angst,Das Armrust,

Brast,Brunst,Fest,

Durst, Dunst,Brust, Faust,Gespenst,

Frost,Geschwulst,Gespinst,

Gewinnst, Ost,Kunst, Last,Nest.

Wanst,

West.List, Lust,

Pest, Post,

Schwulst, Wurst.


T.T.T.

Der Bart,Die Andacht,Das Amt, Blatt,

Contract,Anfurt,Blut,

Drat, Einhalt,Anstalt, Armuth,Brett, Edict,

Gurt,Art,Element,

Koth, Ritt,Axt, Einfalt,Geboth, Gemächt,

Schnitt,Fahrt,

Schritt, Tritt,Furcht, Furt,Geschlecht, Gut,

Vorrath,Geburt,

Unrath, Werth,Gegenpart,Haupt, Heft,

Gegenwart,Hundert,

Zierrath.Gestalt, Gewalt,Jahrhundert,

Kraut,

Glut, Haut,Licht, Recht,

Heimath,Pult,

Nath, Noth,Scheit, Schwert,

Pflicht,Stift,

Predigt,Verboth,

Schrift,Unschlitt,

Statt, Sucht,Zelt.

Vernunft,

Welt, Zeit,

Zucht,

Zuversicht.


X.X.X.

Der Kux, Nix,Die Eidex, Tax;Das Crucifix.

Styx.besser

Eidexe, Taxe.


Y.Y.Y.

Der May.Die Bay, Convoy,Das Ey,

dieGeschrey.

Kley, Pastey.


Z.Z.Z.

Der Furz, Grütz,Die Balz, Hatz,Das Erz,

Milz,Geschütz,

Kranz, Latz,Pfalz, Wurz. DieGeschwätz,

Mutz,öbrigenGesetz,

Nutz, Putz,haben ein e, wieHerz, Holz,

Pelz, Satz,Kreuz,

Schmelz, Schurz,Grütze, Hitze,Malz, Netz,

Mütze,Salz,

Schwanz, Sturz,Stütze etc.Schmalz.

Tanz,

Umsturz.


Fußnoten

1 Schon Ölinger und Clajus haben sich bey nahe vor 200 Jahren bemühet, Regeln davon zu geben; die aber sehr vielfältig, und schwer zu behalten sind.


2 Eben dergleichen Anfrage ist mir vor ein Paar Jahren von zwoen streitenden Parteyen aus Petersburg geschehen, ob man der oder das Macherlohn sagen solle? S. des N. Büchers, der seh. W. IX B. auf der 69 und folg. S. Zu geschweigen, was man neulich aus Regenspurg, und vor kurzem 1762, aus Gotha, für Zweifel an mich gelangen lassen.


3 Gleichwohl sind hier die Verkleinerungen auszunehmen, die sich.auf lein, oder chen endigen, welche durchgehends des ungewissen Geschlechtes sind. Z.E. das Herrlein, Männlein, Söhnlein, Brüderlein imgleichen Väterchen, Söhnchen, Brüderchen, Knäbchen, Bübchen, Engelchen, Teufelchen. Nur diese Anmerkung muß ich hier auch noch machen, daß auch Gott und alle Geister so angesehen werden, als ob sie des männlichen Geschlechtes wären: der Abgott, Götz, Engel, Teufel, Kobold, Poltergeist, Alp, u.d.gl.


4 Der Gebrauch hat hier eine Unrichtigkeit eingeführet, daß von dem männlichen einfachen Muthe, wider die Sprachähnlichkeit, die obigen zusammengesetzten weibliches Geschlechtes gebildet werden; und nur der Edelmuth, der Heldenmuth, der Wankelmuth, der Übermuth, der Unmuth, der Zweifelmuth, bey der Regel geblieben sind.


5 Hier hat man mich gefraget, ob ein Poet diese Wörter nach Belieben brauchen könne, wie sie sich am besten in die Verse schicken? Ich antworte: Es ist eben so viel, als ob man alle Mundarten von Deutschland, österreichisch, bäyerisch, schweizerisch, niederrheinisch, westphälisch, hollsteinisch und pommerisch, zugleich ins Hochdeutsche mengen wollte. Homer hats im Griechischen gethan. Die neuern Poeten aber sind ihm darinn nicht gefolget. So müssen wirs auch machen.


6 Hiebey fraget mich ein Niedersachs, ob Huf nicht in Hufeisen, ungewisses Geschlechtes, und wenn es 30 Morgen Landes bedeute, des weiblichen sey? Antw. In Hufeisen, ist nach der VII R. im 31 §. Eisen das Hauptwort, welches sein Geschlecht behält. Die Hufe aber geht nach der IV R. im 17 §. weil sie allein ein e hat.[267]


Quelle:
Johann Christoph Gottsched: Ausgewählte Werke. 12 Bände, Band 8, Berlin und New York 1968–1987, S. 247-268.
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