Buchbindereimaschinen [2]

[108] Buchbindereimaschinen. Die Notwendigkeit, bedeutende Arbeitsmengen in kürzester Zeit bewältigen zu müssen, welche gerade im Buchbindereibetriebe – dem zeitlich letzten bei der Buchherstellung – ganz besonders hervortritt, hat eine Reihe von Maschinentypen entstehen lassen, von denen nur die wichtigsten hier aufgeführt seien:

1. Patent-Schnelldreischneider mit drei Messern, zum Beschneiden auf allen drei Seiten in einem Arbeitsgange (Fig. 1). Der zu beschneidende Papier- oder Bücherstapel wird hierbei gegen zwei rechtwinklig zueinander stehende Anschläge gelegt und mittels Fußtritts in seiner Lage festgehalten. Die Maschine wird eingerückt, wodurch zunächst selbsttätig das Einpressen und dann das Beschneiden der drei Seiten des Stapels erfolgt.

2. Neue Rapidschneidemaschine, ein vollwertiger Ersatz für die vielfach eingeführten sogenannten »amerikanischen« Schnellschneidemaschinen. Die Maschine hat Selbstpressung für alle Höhen; die Messerbewegung erfolgt durch eine oberhalb des Körpers angeordnete Kurbelwelle, und zwar bewegt sich die Messerscheide bezw. das Messer im Schwingschnitt, d.h. das Messer setzt sich erst mit der einen Seite auf den zu schneidenden Stoß auf, also nicht gleich in voller Breite wie bei den bisherigen Maschinen, und senkt sich beim Schneiden derart, daß es nach vollendetem Schnitt in der ganzen Länge auf die Schneidleiste kommt. Der Kraftangriff ist derart günstig gewählt, daß beim Durchschnitt von gleichmäßig zur Maschinenmitte untergelegten Stößen das Widerstandsmittel mit dem Kraftmittel zusammenfällt. – Der Preßdruck kann nach einer Skala verschieden gestellt und bis zu 4000 kg gesteigert werden. Die Maschine wird in ganz kolossalen Größenverhältnissen gebaut, bis zu 270 cm Schnittlänge, und vermag 12–15 Schnitte in der Minute zu leisten (vgl. Fig. 2).

Beide Typen entflammen der Fabrik von Karl Krause in Leipzig, deren Kataloge Genaueres darüber mitteilen.

3. Ganz automatische Falzmaschine »Auto-Triumph«[108] mit Rotary-Anleger (Fig. 3), welch letzterer endlich eine befriedigende Lösung des Bogeneinlegeproblems gebracht hat, weshalb seine Arbeitsweise hier kurz geschildert werden soll: Das Papier wird auf den zu oberst befindlichen Ladetisch aufgelegt, was während des Ganges der Maschine geschehen kann. Der Papierstapel wird alsdann von drei Gurten schräg aufgeschoben und um eine Walze herum nach unten auf den Arbeitstisch geführt. Zwei Streichräder bringen sodann jedesmal den obersten Bogen nach vorn, worauf er von einem Rollensystem erfaßt und in die Maschine eingeführt wird. Das Ausrichten des Bogens erfolgt durch einen Ziehapparat, während die andre Kante an einem festen Winkel zur Anlage gelangt. Läuft ein Bogen dennoch schief ein, so tritt ein elektrischer Kontakt in Wirkung, worauf die Maschine augenblicklich stillgesetzt wird. Bei starken Papieren wird eine Vorrichtung eingeschaltet, welche den Bogen vor dem zweiten, respektive dritten Bruch aufschneidet und so die Faltenbildung verhütet, auch ist sie mit einem Heftapparat ausgerüstet, der mit einem oder zwei Stichen arbeitet. Außer der erwähnten Vorrichtung gegen Quetschfalten und dem beliebig verstellbaren Heftapparate hat die Maschine noch eine Zähl- sowie eine Schneidevorrichtung; sie wird gebaut von der Firma A. Gutberlet & Co., Leipzig-Mölkau.

4. Wesentliche Verbesserungen hat auch die Fadenheftmaschine gefunden. So hat man ein unbequemes Steigen des Buchrückensalzes durch zweckmäßiges Versetzen der Heftstiche vermeiden gelernt und die Maschinen derart vereinfacht und verbilligt, daß ihre Einführung auch in mittleren Betrieben möglich geworden ist. Die Firmen Preuße & Co. in Leipzig, Gebr. Brehmer in Leipzig sowie Wilhelm Leos Nachf. in Stuttgart haben hierin Mustergültiges geschaffen (vgl. Fig. 4 und 5).

Herrn. Saalfeld.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 4., Fig. 5.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 108-109.
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