Camera obscura

[420] Camera obscura, optische Kammer, Dunkelkammer, eine von Leonardo da Vinci [1] (1500) erfundene, von Erasmus Reinhold (1540) und besonders von Giambattista della Porta (1553) vervollkommnete Vorrichtung zur Projektion reeller Bilder von Naturgegenständen auf die Fläche eines ebenen Schirms.

Sie dient als Projektionsapparat teils für den Zeichner, der die auf die Zeichenebene entworfenen Bilder durch Umfahren ihrer Umrisse skizziert, teils für den Photographen der die Bilder auf einer lichtempfindlichen Platte als Schirm entstehen läßt. Die einfachste Form der Dunkelkammer ist ein Hohlraum, in dem einer ebenen Wand eine kleine Lichtöffnung gegenübersteht. Jeder leuchtende Punkt außerhalb der Kammer, dessen Licht durch die Oeffnung dringt, bildet die Spitze eines Lichtstrahlenkegels, dessen Basis ein um so kleineres Lichtbildchen auf der auffangenden Wand bildet, je kleiner die Lichtöffnung ist. Auf der Wand entsteht daher ein umgekehrtes Bild der Außenwelt, um so schärfer, aber auch um so lichtschwächer, je kleiner die Lichtöffnung ist, um so größer und lichtschwächer, je größer die Entfernung der Wand von der Lichtöffnung ist. Bei genügend seiner Oeffnung und genügend langer Exposition gelingen mit dieser primitivsten Kammer brauchbare photographische Aufnahmen. Die wichtigste Vervollkommnung besteht in der Einfügung einer Konvexlinse in die Lichtöffnung. Diese entwirft bei passender Entfernung der abzubildenden Gegenstände auf dem auffangenden Schirme scharfe reelle Bilder (s. Linse). Die weitere Verbesserung der Camera beruht nun hauptsächlich in der Vervollkommnung der photographischen Objektive, indem man die einfache Glaslinse durch eine achromatische und aplanatische Doppellinse ersetzte, indem man die Fehler der Verzerrung der Bilder und des Astigmatismus durch Einführung sogenannter symmetrischer Doublets, besonders der sogenannten Steinheilschen Aplanaten, symmetrisch gestellter achromatischer Linsenpaare, verbesserte. Die neueste Stufe der Vervollkommnung bilden die Zeiß-Anastigmaten (vgl. Anastigmate und Aplanatisch). In betreff des weiteren sei verwiesen auf [2] und die Spezialwerke [3]–[6].

Während bei der photographischen Camera die Bilder auf einer vertikalen Bildfläche entworfen werden, ist bei den Zeichnungsapparaten die Bildfläche horizontal. Ein unter 45° gegen die horizontale Richtung geneigter Spiegel bewirkt entweder die Ablenkung der Strahlen nach oben (Fig. 1), wobei für das außerhalb des Apparates befindliche Auge das Bild auf einer mattgeschliffenen transparenten Glastafel i k entworfen wird; der Deckel g h hält das seitliche Licht von der Bildfläche ab oder aber (Fig. 2) werden die Strahlen nach unten abgelenkt. Auge und Hand des Zeichners befinden sich in der Kammer, wo das Zeichenblatt als Bildfläche dient.


Literatur: [1] Heller, Geschichte der Physik, Stuttgart 1882, I, S. 246 u. 308. – [2] Czapski, Theorie der optischen Instrumente, Breslau 1893, S. 195–205. – [3] Eder, Die photographischen Objektive, Halle 1891. – [4] Schröder, Die Elemente der photographischen Optik, Berlin 1891. – [5] Miethe, A., Photographische Optik ohne mathematische Entwicklungen für Fachleute und Liebhaber, Berlin 1893. – [6] Scheffler, H., Das photographische Objektiv, Encyklopädie der Photographie, Heft 41, separat Halle a. S. 1902.

Aug. Schmidt.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 420.
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