Fensterrahmen [2]

[699] Fensterrahmen aus Eisen finden hauptsächlich Anwendung bei Kirchen Treibhäusern, Fabrikgebäuden, Turnhallen, Stallungen und ähnlichen Bauten Für bewohnte Räume erscheinen dieselben weniger geeignet, weil sie des dichten Schlusses entbehren und als gute Wärmeleiter mehr Schwitzwasser erzeugen als hölzerne Fenster [1]. Die eisernen Fensterrahmen zeigen verschiedene Vorteile, z.B. das Nichtvorhandensein des Schwindens und Quellens und die bedeutend geringere Lichtentziehung durch Rahmen und Sprossen [2].

Zur Herstellung eiserner Fenster wird sowohl das Gußeisen wie auch das Schmiedeeisen verwendet. In der Leichtigkeit, besonderen Formen des Fensters gerecht zu werden, oder das Sprossenwerk in mannigfaltiger Weise durchzubilden, steht in vielen Beziehungen das Gußeisen dem Schmiedeeisen voran; in bezug auf Haltbarkeit gegen Beschädigungen, die sowohl beim Transport und beim Einsetzen der Fenster, als später durch Stoß, Winddruck u.s.w. vorkommen und in bezug auf leichtere Ausführbarkeit von kleinen Reparaturen ist das Schmiedeeisen in Vorzug [3]. Da der Preisunterschied wie auch der Unterschied im Gewichte zwischen Guß- und Schmiedeeisen heutzutage kein nennenswerter ist, werden in neuerer Zeit meistens schmiedeeiserne Fensterrahmen angefertigt. Je nach der Größe und Schwere der Konstruktion schwankt das Gewicht pro Quadratmeter Fensterfläche zwischen 25 und 30 kg. Da die Dichtigkeit gegen Luftzug, Regen und Schnee bei eisernen Fenstern ohnehin schwer bewirkt werden kann und immer das Einlegen von elastischen Gummischnüren oder geölten Filzstreifen [3] erfordert, vermeidet man die Einfügung beweglicher Teile (Flügel, Luftscheiben u.s.w.), da dieselben auch noch die Steifigkeit der Fenster vermindern und gegen Winddruck oft verschwächend wirken.

Gußeiserne Fenster werden je nach der Größe aus einem oder mehreren Teilen u Herd- oder Kastenguß hergestellt, wobei der erstere nur bei Fenstern für untergeordnete Zwecke Anwendung finden kann. Die Größe der von verschiedenen Werken, z.B. Aktiengesellschaft Königin Marien-Hütte, Cainsdorf i. S., Eisenhüttenwerk Lauchhammer in Lauchhammer, Rob. Bein & Cie. in Schwelm u.s.w., auf deren Kataloge wir verweisen, hergestellten gußeisernen Fenster schwankt sehr; es werden solche im Gewicht von 5–15200 kg hergestellt unter denen besonders hervorgehoben werden soll das große Kirchenfenster mit Maßwerk für die Marien-Kirche in Danzig [1].[699]

Zur Herstellung von schmiedeeisernen Fensterrahmen werden hauptsächlich Winkeleisen, ⊤-Eisen, ⊏-Eisen sowie ganzes und halbes Fenster- oder Sprosseneisen mit und ohne Winkeleisen [5] verwendet, welch letzteres in Größen von 20–52 mm hoch von verschiedenen Werken [4] gewalzt wird. Kleinscheibige schmiedeeiserne Fenster (Fig. 18) werden meistens mit Sprosseneisen hergestellt, während großscheibige Fenster meistens aus ⊥-Eisen oder ⊏-Eisen gefertigt werden. Die Verbindung der Sprossen untereinander geschieht durch Ueberkämmen [4], indem aus jedem der beiden sich kreuzenden Eisen die entsprechenden Teile herausgeschnitten werden, oder durch Vernieten; doch empfiehlt es sich, besonders bei großen Fenstern, durch Anbringung besonderer Verbindungsbleche an diesen Kreuzungspunkten die Steifigkeit und Festigkeit der Konstruktion zu erhöhen. Sehr zweckmäßig sind die eisernen Fenster nach dem System »Fenestra«, D.R.P. Nr. 138886 (Fig. 9), die an den Kreuzungen weder Knotenbleche noch Schwächungen der Fenstereisen zeigen, sondern durch Ineinanderschieben zweier Eisen, nachdem das eine entsprechend aufgeschnitten worden ist, eine sehr feste Verbindung bewirken. Der Kittsalz wird bei den eisernen Fenstern in der Regel nach außen gelegt, nur in Fällen, in denen eine Verglasung von außen wegen unzugänglicher Lage schwierig ist, kann die Anordnung des Kittfalzes nach innen zweckmäßig fein; doch muß in diesem Falle, um ein Eindrücken der Scheiben bei Sturmwind und noch weichem Kitt zu verhüten, ein Versteifen (Fig. 10) stattfinden. Um die Vorteile der Fensterrahmen aus Holz bezw. aus Eisen miteinander zu verbinden, sind in neuerer Zeit von verschiedenen Firmen Fenster in den Handel gebracht worden, die sich wegen der großen lichtdurchlassenden Flächen [4], [5] sehr schnell eingebürgert haben. Auch wurde der Versuch gemacht, eiserne Schiebefenster [4] zu bauen, die jedoch wenig Anklang gefunden haben.


Literatur: [1] Breymann, Allgemeine Baukonstruktionslehre, 3. Teil, Konstruktionen in Eisen, 5. Aufl., Leipzig 1890. – [2] Krauth, Th., u. Meyer, F.S., Das Schlosserbuch, 2. Aufl., Leipzig 1897. – [3] Baukunde des Architekten, 1. Bd., Berlin 1891. – [4] Hoch, Technologie der Schlosserei, 2. Bd., Leipzig 1899. – [5] Ders., Der praktische Schlosser, 2. Aufl., Leipzig 1905.

Ful. Hoch.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6., Fig. 7., Fig. 8.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6., Fig. 7., Fig. 8.
Fig. 9.
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Fig. 10.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 699-700.
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