Gasreiniger

[302] Gasreiniger sind die Apparate, in denen das von Teer und Ammoniak[302] befreite Gas von seinen Schwefelverbindungen, insbesondere dem Schwefelwasserstoff, befreit wird.

Clegg wendete für diese Reinigung zuerst Kalk an, den er anfänglich in das Gasbehälterbassin warf, leitete aber bereits 1807 das Gas durch ein mit Kalkmilch gefülltes Gefäß; später wurden rotierende Reiniger angewendet, bei denen in einem mit Kalkmilch gefüllten Gefäß eine aus Scheiben gebildete Trommel gelagert ist, durch die das Gas hindurchgehen mußte. Beim Uebergang von dieser nassen Reinigung zur trockenen wandte man Karten an, in denen das trockene Reinigungsmaterial, durch welches das Gas geleitet wird, auf Horden mehr oder weniger stark gelagert ist. Philips ließ sich 1817 Kasten ohne Böden, die in einem flachen, mit Wasser gefüllten Bassin standen, patentieren, während Malam 1823 ein Patent auf Kasten nahm, denen im wesentlichen die heute gebräuchlichen Reinigerkasten gleichen.

Die Reiniger (s. die Figur) bestehen aus gußeisernen, aus einzelnen Platten zusammengeschraubten Kasten; zur Erzielung einer glatten Auflagerfläche liegen die Flansche der Seitenplatten nach außen, die der Bodenplatten meistens nach innen, und um eine ebene Bodenfläche zu bekommen, wird der Boden alsdann durch eine Ziegelsteinschicht in Zement oder durch Beton ausgefüllt. An den inneren Wandungen sind vier übereinander liegende schmale Rippen angegossen zum Auflager für die Horden, die außerdem auf eingelegten schmiedeeisernen Trägern ruhen. Oben um den Kasten läuft eine Tasse a von ca. 150 mm Weite und 400–500 mm Tiefe, in die sich der schmiedeeiserne Blechdeckel b hineinsetzt und die zur Erzielung eines gasdichten Verschlusses mit Wasser gefüllt wird. Außen an der Tasse sind Bügel c mit Preßschrauben oder Riegel u. dergl. angebracht, um den Deckel festzuhalten, damit er nicht vom Gasdruck gehoben wird. Auf dem Deckel ist ein Luftventil d angebracht, d.i. eine durch eine Platte gasdicht verschließbare Oeffnung, durch welche die sich beim Aufsetzen des Deckels auf den Kasten zusammenpressende Luft abgelassen werden kann. Außerdem sind auf dem Deckel angebracht ein Probierhahn e, um die Reinheit des durch den Kasten gegangenen Gases prüfen zu können, ferner Ringe oder Oefen, in welche die Ketten der über den Reinigern angebrachten Aufzugsvorrichtung zum Aufheben des Deckels eingehängt werden. In einer der Seitenwände befindet sich die Eingangsöffnung f des Gases, deren Lage sich nach der Anordnung der ganzen Anlage richtet. Liegt dieselbe ganz oder zum Teil höher als die Unterkante der untersten Hordenlage, so ist im Reiniger vor dieser ein nach unten offener Kasten angebracht, damit das Gas sich unten ansammelt und von unten nach oben durch die sämtlichen Hordenlagen streicht. Das Gas sammelt sich zwischen der obersten Hordenlage und dem Deckel an und gelangt durch einen im Reinigerkasten angebrachten Kanal g, der nur oben offen ist, zu der ebenfalls in einer der Wände befindlichen Ausgangsöffnung h. – Die Horden i, auf denen die Reinigungsmasse gelagert wird, bestehen aus kiefernen oder tannenen konischen Holzleisten von 40–80 mm Höhe, oben etwa 8–12 mm, unten etwa 5–6 mm breit, die so miteinander verbunden sind, daß oben zwischen je zwei Leisten ein Spalt von 5–8 mm verbleibt. Ueblich ist es, in jeden Reinigerkasten vier Hordenlagen zu legen, auf denen die Reinigermasse gleichmäßig hoch in etwa 100 mm starken Schichten gelagert wird, und zwar so, daß zwischen der Masse der einen Lage und der Hordenunterfläche der folgenden etwas Spielraum verbleibt. – Die Horden Patent Jäger bestehen aus den Kanalhorden, die vertikale Verteilungskanäle für den Eintritt und den Austritt des Gases bilden, und den dreikantigen Stabhorden, welche die Masse tragen. Aus den vertikalen Eintrittskanälen kommend streicht das Gas horizontal durch die zwischen den Stäben lagernde Masse und verläßt den Reiniger durch die Ausgangskanäle. Mit diesen Horden wird eine größere Leistung des Reinigers als mit gewöhnlichen Horizontalhorden erzielt. Dasselbe erreicht man auch, wenn man bei Horizontalhorden den Gasstrom im Reiniger derart teilt, daß ein Teil desselben die eine Hälfte der Hordenlagen von unten nach oben, der andre Teil die übrigen Lagen von oben nach unten passiert. Dazu führt man entweder das Gas in der Mitte zwischen den mittleren Lagen ein und läßt es teils unter dem Deckel, teils unter der untersten Hordenlage aus dem Reiniger austreten, oder man läßt einen Teil des Gases unter dem Deckel, den andern über dem Boden eintreten und beide Gasströme vereint in der Mitte zwischen den Hordenlagen aus dem Reiniger austreten. – Die günstigste Wirkung der Reinigungsmasse wird bei einer Durchgangsgeschwindigkeit von 5 mm pro Sekunde erzielt, im äußersten Falle sind 8 mm zulässig; danach ist die Grundfläche zu berechnen.

Früher wendete man als Reinigungsmasse trockenes Kalkhydrat in Pulverform an, doch veranlaßte die Schwierigkeit der Beseitigung des ausgenutzten Kalkes die Gasanstalten, zur Eisenreinigung überzugehen, die jetzt allgemein in Gebrauch ist; s. Reinigungsmasse.


Literatur: Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 1903, 1904, 1905; Uebersicht Über neuere Apparate für das Gasfach von der Berlin-Anhalt. Maschinenbau-Akt.-Ges.

Schaar.

Gasreiniger
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 302-303.
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