Krappartikel

[680] Krappartikel, eine Gattung einfarbiger oder buntgemusterter baumwollener Waren, welche die vorwiegende Farbe früher der Mitwirkung des Krapps und seiner Präparate verdankte, gegenwärtig aber mit Alizarin hergestellt wird. Indem man die für die Entwicklung der Farbe nötige Beize dem ganzen Gewebe oder sie nur an den durch das Muster bedingten Stellen ihm inkorporiert, erhält man durch den folgenden Färbeprozeß Unifärbungen, welche eines Ueberdrucks bedürfen, um gemusterte Waren zu liefern, oder letztere unmittelbar.

Um unifarbiges Rot zu erzielen, wird das ganze Gewebe mit essigsaurer Tonerde imprägniert und nach Befestigung der Tonerde in Alizarin ausgefärbt (s. Alizarin in der Färberei, Bd. 1, S. 135).

Unirot mit Anilinschwarz wird am besten so fabriziert, daß man das Gewebe zunächst gleichmäßig alizarinrot färbt und das Rot fertig macht, worauf man den Anilinschwarzpapp druckt und das Schwarz in der feuchtwarmen Hänge entwickelt. Die Stücke werden nach der Fixierung des Schwarz zur Entfernung der Verdickung entweder nur stark gewaschen oder 10 Minuten lang bei 60° C. leicht geseift.

Der Artikel Rot und Rosa ohne oder mit Anilinschwarz wird in der Weise hergestellt, daß man die mit essigsaurer Tonerde und Zinnsalz bereiteten Beizpappe für Rot und Rosa zusammen mit dem Anilinschwarzpapp oder unter Weglassung desselben auf unpräparierte Ware druckt. Für Möbelmuster, welche große Figuren in Rot und Schwarz neben weißen Partien zeigen, setzt man der Tonerdebeize thioschwefelsaures Natron zu, um sowohl die Tonerde gegenüber der Säure des Anilinschwarzpapps zu schützen, als auch an den betreffenden Stellen die Entwicklung des Schwarz zu verhindern. Die bedruckten Stücke bringt man zur Oxydation 12–24 Stunden in die feuchtwarme Hänge, worauf sie zur Entfernung der Verdickung und zur Beteiligung der Tonerde gekuhmistet werden. Die Färbeoperation ist dieselbe wie bei einfarbigem Rot.

Bei Rot-Schwarzartikeln lassen sich nicht nur durch direkten Druck, sondern auch durch reservierende Mittel weiße Figuren unter Rot und neben Schwarz im Muster erzielen. Auf weiße Ware druckt man z.B. verdicktes zitronensaures Natron und Anilinschwarzpapp und überklotzt das bedruckte Stück mit verdickter essigsaurer Tonerde. Bei der nun folgenden Befestigung der Farben in der Hänge bildet sich lösliche zitronensaure Tonerde, welche während des Kuhkotens vom Gewebe entfernt wird, an ihrer Stelle erscheint nach dem Färben in Alizarin die weiße Figur auf rotem Grunde neben Schwarz.

Der violette bis lilae Alizarineisenlack wird gewöhnlich bei dem Artikel Lila-Anilinschwarz-Weiß zu einem dreifarbigen Muster kombiniert. Die Muster können entweder direkt zweifarbig gedruckt oder so hergestellt werden, daß ein Muster einfarbig in Anilinschwarz gedruckt und fertig gemacht wird und dann einen Ueberdruck in Eisenbeize erhält. Ein andres Genre wird in der Weise fabriziert, daß man ein gewisses Muster mit verschiedenem Ueberdruck unter Reservierung von Weiß herstellt. In noch andern Mustern ist dunkles und helles Lila neben Schwarz vertreten. Die mit Eisenbeize (verdicktem holzessigsauren Eisen) und Anilinschwarzpapp bedruckten Stücke werden in die feuchtwarme Hänge gebracht, 24 Stunden bei 35° C. Wärme und 30° C. Feuchtigkeit oxydiert, mit Kuhmist und Kreide gereinigt und in Alizarin unter Zusatz von etwas Methylviolett und Kleie ausgefärbt. Nach dem Färben werden die Stücke gut gewaschen, durch eine Kufe mit 60° C. warmem Wasser genommen, um das Weiß noch weiter zu reinigen, dann nochmals durch eine Waschmaschine geschickt und getrocknet. Näheres s. Stein, Bleicherei, Druckerei, Färberei und Appretur der baumwollenen Gewebe, Braunschweig 1883, und Sansone, A., Der Zeugdruck, Berlin 1890.

R. Möhlau.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 680.
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