Mischen, Mischmaschinen

[441] Mischen, Mischmaschinen. Die Art und Weise des Mischens fester Körper, um die es sich im nachfolgenden vorzugsweise handelt, hängt neben ihrer Beschaffenheit (grob, fein, trocken, feucht) von der Arbeitsweise (ob periodisch oder kontinuierlich), ferner von der etwa gleichzeitig erforderlichen Zerkleinerung ab.

Ist die Arbeitsweise eine kontinuierliche, so sind in der Regel Vorkehrungen zu treffen, daß die miteinander zu mischenden Substanzen in gleichbleibendem Prozentsatz zur Mischung gelangen. Für diesen Zweck wendet man Füllbehälter an, unter deren Ausflußöffnung Speisewalzen (glatt oder mit Vertiefungen für die Aufnahme einer bestimmten Menge der zu mischenden Substanz versehen), rotierende wagerechte Verteilteller (mit feststehendem Abstreifer) und Rüttelplatten (Rüttelschuhe) (s. Gosse, Bd. 4, S. 598) angebracht werden. – Das Mischen kann erfolgen:

a) durch schichtenweises Aufhäufen der zu mischenden (selten) Materialien und senkrechtes Abstechen, vgl. z.B. Baumwollspinnerei, Bd. 1, S. 594;

b) durch Durcheinanderschaufeln der zu mischenden (festen) Materialien von Hand (Durchstechen, Umstechen) oder mit Maschinen. Die hierhergehörigen Maschinen besitzen entweder Schaufeln und ahmen die Handarbeit nach [1] oder sind mit Mischschnecken (Polterschnecken) oder Messerwellen ausgestattet. Die einfachsten Maschinen der letzteren Art bestehen aus einem offenen oder geschlossenen Trog, innerhalb dessen eine mit Flügeln besetzte wagerechte Welle sich dreht; die Flächen der Flügel stehen schräg zur Drehachse, so daß die an einem Ende des Trogs aufgegebenen Materialien am andern Ende gemischt herausfallen. Fr. Krupp, Grusonwerk Magdeburg-Buckau, baut diese Mischmaschinen mit selbsttätiger Aufgebevorrichtung (Verteilteller) [4]. Hierher gehören auch die Lehmknetmaschinen (aus einem längeren senkrechten oder wagerechten Zylinder mit einer Messer(flügel)welle im Innern bestehend, in dem die Flügel das an einem Ende aufgegebene Mischgut durchkneten und durch den Zylinder hindurchtransportieren), ferner die Werner & Pfleidererschen Misch- und Knetmaschinen (s. Brotfabrikation, Bd. 2, S. 316, 317);

c) durch Bewegen des Mischguts in rotierenden Trommeln. Sie besitzen zylindrische, ellipsoidische oder doppelkonische Form. Bei den zylindrischen und ellipsoidischen Mischtrommeln wird die Achse des Zylinders bezw. Ellipsoids auch schräg zur Umdrehungsachse zwecks Erzielung einer gründlichen Mischung gelegt. Abbildungen solcher Mischmaschinen s. Betonmischmaschinen, Bd. 1, S. 730–732. In den zylindrischen Trommeln bringt man auch Bleche innen an, die das Mischgut emporheben, ferner Mischschnecken, die sich entgegen der Drehrichtung der Trommel drehen. Für kontinuierlichen Betrieb wird die Achse der beiderseits offenen Mischtrommel schräg gelegt;

d) durch Herabfallenlassen des Mischguts in einem senkrechten, im Innern mit schrägen Absätzen versehenen Rohr, vgl. Betonmischmaschinen, Bd. 1, S. 730;

e) mit Hilfe von Walzen (Misch- und Knetwalzwerke). Solche finden z.B. bei der Gummiwarenfabrikation (s. Bd. 4, S. 679) Verwendung. Eine hierhergehörige Maschine ist ferner die Butterknetmaschine (s. Molkerei und Kunstbutter);

f) mit Hilfe von Streutellern (Wurfscheibe). Das Mischgut fällt aus einem Füllrumpf auf eine rasch rotierende, in der Regel am Umfang mit senkrechten Stiften besetzte Scheibe, die das Mischgut ringsum gegen einen Mantel herausschleudert. Solche Maschinen werden in Gießereien als Formsandmischmaschinen gebraucht. Zur Mischung von Pulvern werden Mischmaschinen auch mit mehreren übereinander angeordneten Streutellern verwendet, denen das Mischgut nacheinander zugeführt wird;

g) in Zerkleinerungsmaschinen (s.d.).


Literatur: [1] Karmarsch-Fischer, Handbuch der mechanischen Technologie, Bd. 1, 6. Aufl., Leipzig 1888, S. 541–548. – [2] Weisbach-Hermann, Lehrbuch der Ingenieur- und Maschinenmechanik, 3. Teil, 3. Abt, 2. Hälfte, Braunschweig 1901. – [3] Karmarsch und Heerens Techn. Wörterbuch, Bd. 6, Prag 1883, S. 153. – [4] Parnicke, A., Die maschinellen Hilfsmittel der chemischen Technik, 3. Aufl., Leipzig 1905, S. 183–200.

A. Widmaier.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 441.
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