Molettieren

[467] Molettieren, Rändeln, Rändrieren, besteht in dem Eindrücken mannigfacher Verzierungen (Schriften, Zeichnungen, Liniensystemen u.s.w.) durch Anwendung besonderer Rädchen (Rändelräder, Krausräder, Schlagrädchen) oder Walzen (Moletten) von gehärtetem Stahle, welche auf ihrem Mantel die angemessenen Vertiefungen oder Erhöhungen enthalten und welche gegen den in Umdrehung versetzten umzubildenden Gegenstand (Schraubenköpfe, Fingerhüte, Druckwalzen u.s.w.) angepreßt werden, wobei sie durch die Berührung mit dem umlaufenden Arbeitsstücke sich um ihre eigne Achse mitdrehen. Sie sind zu diesem Zwecke in besonderen Schlitten oder Gabeln (Rändelgabel) gelagert.

Im größten Maßstabe hat man das Rändeln, Molettieren angewendet zur Verfertigung der vertieften Zeichnungen auf den kupfernen Kattundruckwalzen, wozu eigne Rändelmaschinen, Molettiermaschinen erfunden sind. Die Molettengravüre der Druckwalzen [1] wird hierbei in folgender Art vollzogen: Der sich gleichmäßig wiederholende Teil des Musters (Rapportteil) wird mittels des Grabstichels auf eine kleine zylindrische Walze aus weichem, zähem Stahl graviert. Ist die Molette fertig, so werden zu beiden Seiten der Gravierung drei bis vier Reihen starker Körner (Picots) geschlagen, welche ein Verschieben der vertieft gravierten Molette (der Muttermolette) beim nachfolgenden Abpassen auf der Releviermaschine oder Molettenpresse verhindern. Die Muttermolette wird nun gehärtet und in der Releviermaschine so lange umlaufend und unter langsam steigendem Drucke gegen eine zweite Molette (die Tochtermolette) von zwei-, drei- und mehrfachem Umfange gepreßt, bis die vertieften Gravuren der Muttermolette sich auf der Tochtermolette erhaben (en relief) abgepreßt haben. Die mitabgepreßten Seitenpicots werden hierauf abgedreht und die so hergestellte Tochtermolette gehärtet. Sie kommt hierauf in den Preß- oder Molettierstuhl, in welchem die zu pressende Kupfer-, Bronze- oder Messingwalze, deren Umfang wieder ein Vielfaches des der Tochtermolette ist, eingelegt ist, und wird gegen den Umfang der umlaufenden Druckwalze angepreßt, wodurch in dieser die gewünschte vertiefte Zeichnung erzeugt wird. So preßt man einen Gürtel nach dem andern der Breite der Druckwalze nach ein. Schließlich wird die gravierte Walze durch Polieren von aufgeworfenem Grate befreit und ist damit druckfertig. – Eine ausgedehnte Verwendung findet das Rändeln bei der Herstellung der Münzen (s.d.), um Randverzierung oder Randschrift herzustellen und den Rand zu glätten (Rändelmaschinen [2]). – Ueber die Hervorbringung von Vertiefungen u.s.w. vgl. a. Stanzen. – Molettier- und dazugehörige Maschinen werden gebaut von Ducommun in Mülhausen, C. Hummel in Berlin u.a.


Literatur: [1] Prechtl, Technolog. Encykl., Bd. 8, S. 293, Stuttgart 1837; Zipser, Apparate, Geräte und Maschinen der Wäscherei, Bleicherei u.s.w., Leipzig-Wien 1894, S. 96. – [2] Ledebur, Verarbeitung der Metalle, S. 863.

E. Müller.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 467.
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