Spannrahmen

[155] Spannrahmen, eine in der Tuchfabrikation verwendete Vorrichtung zum Spannen (Recken) und Trocknen des nach dem Walken gewaschenen Tuches oder solcher Gewebe, die ihrer Farbe wegen die hohen Wärmegrade der Trockenmaschinen nicht vertragen.

Der gewöhnliche Spannrahmen besteht aus je zwei verschiebbaren Lang- und Querhölzern von etwa gleicher Länge und Breite wie das zu trocknende Gewebe, das durch Aufstechen auf Spitzen oder eiserne Häkchen (Klaviere, Klippen) oder durch Einklemmen der Zeugkanten in Zangen zwischen den Rahmen befestigt und durch geringe Vergrößerung des Abstandes der gegenüberliegenden Rahmenteile angespannt wird. Die einfachste Form ist der wagerechte Spannrahmen, wie er zum Spannen und Trocknen von Gardinenstoffen, Tüll, Spitzen und andern leichten Geweben dient. Solche Trockenrahmen finden entweder im Freien oder in besonderen Trockenräumen Aufstellung. Hierbei wird die Luft unter dem Spannrahmen durch Dampfheizung erwärmt und oberhalb desselben durch Ventilatoren stetig in Bewegung gehalten. Eine Verbindung zweier Rahmen von verschiedener Spannbreite, wobei beide dieselben Querlaufschienen für das Spannen benutzen, wird Doppelsystem genannt. In senkrechter Anordnung werden fahrbare Spannrahmen in großer Anzahl (zehn Stück auf 3 m Breite) nebeneinander aufgestellt. Solche Rahmen besitzen unten Laufrollen, oben Leitrollen; die Langhölzer werden durch einen Kniehebelmechanismus in Verbindung mit Schraubenspindel und Handrad gleichzeitig nach außen bewegt, wobei das Tuch gleichmäßig von seiner Mitte aus gespannt wird. Feine baumwollene (gestärkte) Gewebe werden, um die Maschen zu öffnen und den Stoff weich zu halten, auch in schwingenden Rahmen getrocknet, in welchen durch Verschiebung der Langhölzer die Schußfäden gegen die Kettenfäden kleine Winkelverdrehungen erleiden. Den Spann- und Trockenmaschinen (Dampftrockenmaschinen mit Walzen, Spiralspann- und Trockenmaschinen u.s.w.) gegenüber haben die Spannrahmen den Vorteil, daß beim Fertigmachen der Tuche eine genaue Länge und Breite eingehalten werden kann.

E. Treiber.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 155.
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