Aëtius

[126] Aëtius, 1) A., Führer der strengen Arianer (Anomöer), s. Arianischer Streit.

2) A., Feldherr und röm. Patrizier unter Honorius und Valentinian 111., der letzte tapfere Verteidiger des abendländischen Reiches, geboren um 395 zu Durosturum (jetzt Silistria) in Niedermösien, gest. 454, Sohn des Reiteranführers Gaudentius, schloß sich in den Kämpfen nach Honorius' Tode zuerst an dessen Geheimschreiber Johannes an, dann an Valentinian III. der unter Vormundschaft seiner Mutter Placidia durch den oströmischen Kaiser Theodosius 11. im Westen als Kaiser eingesetzt wurde. Am kaiserlichen Hofe zu großem Einfluß gelangt, führte er glückliche Kriege gegen die Westgoten, Franken und Juthungen und erzwang, nachdem er 432 vor Bonifatius (s. d.), dem Statthalter von Afrika, hatte weichen müssen, seine Ernennung zum Patrizier, Konsul und Oberfeldherrn. Seitdem lag 20 Jahre lang das Schicksal des Reiches in A.' Hand. Gleich tüchtig als Diplomat wie als Feldherr, wußte er die barbarischen Völker im Zaume zu halten und sogar den Interessen Roms dienstbar zu machen. Er schlug die Burgunder, unterdrückte den immer von neuem ausbrechenden Aufstand der gallischen Bauern (Bagaudae), wehrte mit Erfolg den Einfällen der Westgoten und schlug (445) den Frankenkönig[126] Clodio an der Somme. Die glorreichste Tat des A. war der Sieg, den er 451 in Gemeinschaft mit dem König der Westgoten, Theoderich, auf den Katalaunischen Feldern (bei Troyes) über Attila, den Hunnenkönig, gewann. Auch als 452 Attila Oberitalien verheerte, wandte er mit geringen Streitkräften größeres Unheil von Italien ab. Dennoch gelang es dem Eunuchen Heraclius, in der Seele des schwachen Valentinian Argwohn gegen A. zu erwecken; als A. für seinen Sohn die versprochene Hand der Kaiserstochter Eudokia forderte, stieß ihm der Kaiser sein Schwert in die Brust (454).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 126-127.
Lizenz:
Faksimiles:
126 | 127
Kategorien: