Adelung

[105] Adelung, 1) Johann Christoph, deutscher Grammatiker und Lexikograph, geb. 8. Aug. 1732 in Spantekow bei Anklam, gest. 10. Sept. 1806 in Dresden, studierte Theologie in Halle, war 1759–61 Professor am evangelischen Gymnasium zu Erfurt, gab aber sein Amt auf und widmete sich in Leipzig literarischen Arbeiten. 1787 wurde er als Hofrat und Oberbibliothekar nach Dresden berufen. Adelungs grammatische Regeln, die namentlich in der Lehre vom Satz recht verdienstlich sind, haben lange Zeit die deutschen Schulen beherrscht. Seine hauptsächlichsten Werke in dieser Hinsicht sind: »Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart« (Leipz. 1774 bis 1786, 5 Bde.; 2. Aufl. 1793–1802, 4 Bde.); »Deutsche Sprachlehre für Schulen« (Berl. 1781); »Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache« (Leipz. 1782, 2 Bde.); »Über den deutschen Stil« (Berl. 1785–86, 3 Bde.; 4. Aufl. 1800, 2 Bde.); »Anweisung zur Orthographie« (Leipz. 1788, 5. Aufl. 1835) und die Zeitschrift »Magazin für die deutsche Sprache« (das. 1782–84, 2 Bde.). Auf alle Sprachen der Erde sollte sich sein Werk »Mithridates, oder allgemeine Sprachenkunde« (Berl. 1806, Bd. 1) erstrecken, das von Joh. Sev. Vater fortgesetzt und vollendet wurde. Eine Frucht seiner Studien zur sächsischen Geschichte war das »Directorium diplomaticum« (Meißen 1802), während er das Studium des Mittellateinischen durch seinen vielfach bereicherten Auszug aus Ducange »Glossarium manuale ad scriptores mediae et infimae latinitatis« (Halle 1772–84, 6 Bde.), die Gelehrtengeschichte durch seine Fortsetzung zu Jöchers »Gelehrtenlexikon« förderte.

2) Friedrich von, Sprach- und Geschichtsforscher, Neffe des vorigen, geb. 25. Febr. 1768 in Stettin, gest. 30. Jan. 1843, studierte in Leipzig Rechtskunde und Philosophie, lebte später in Riga, dann in Petersburg, wurde hier 1801 Direktor des deutschen Theaters, 1803 Lehrer der Großfürsten Nikolaus und Michael, 1824 Direktor des Orientalischen Instituts. Aus seinen Studien über die ausländischen Quellen für die Geschichte Rußlands gingen die Werke hervor: »Siegmund Freiherr von Herberstein« (Petersb. 1818), »Augustin Freiherr von Meyerberg und seine Reise nach Rußland« (das. 1827) und »Kritisch-literärische Übersicht der Reisenden in Rußland bis 1700« (das. 1846, 2 Bde.). Unter seinen linguistischen Schriften sind hervorzuheben: »Übersicht aller bekannten Sprachen und ihrer Dialekte« (Petersb. 1820) und »Versuch einer Literatur der Sanskritsprache« (das. 1830; 2. Aufl. u. d. T. »Bibliotheca sanscrita«, 1837).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 105.
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