Amboise [1]

[415] Amboise (spr. angbŭās'), Stadt im franz. Depart. Indre-et-Loire, Arrond. Tours, an der Loire, über die eine Brücke führt, und an der Orléansbahn, hat ein auf steilem Felsen gelegenes, von starken Türmen flankiertes Schloß (von Karl VII. und Ludwig XII. erbaut), mit schöner gotischer Kapelle, künstlichen Höhlen aus dem 16. Jahrh. (lange für gallische Kornspeicher gehalten), ein Collège und (1901) 4538 Einw., die Tuch, Stahlwaren. Maschinen. Schuhwaren fabrizieren und Weinhandel treiben. – A. war ursprünglich ein römisches Castrum (Ambacia), gehörte später den Herzögen von Anjou, dann einem eignen Adelsgeschlecht und fiel nach dessen Erlöschen 1431 an die Krone. Seitdem war A. oft Residenz des Hauses Valois und ward unter Ludwig XI. berüchtigt durch seine Oublietten (unterirdische Kerker). Eine traurige Berühmtheit erlangte die Stadt durch die Verschwörung der Hugenotten von 1560, deren Entdeckung 1200 Protestanten das Leben kostete. In A. wurde auch das Edikt von A. vom 15. März 1563 publiziert, wodurch freie Religionsübung gewissen Städten sowie dem Adel und dessen Untertanen zugesichert wurde. Von 1848–52 saß Abd el Kader im Schloß als Gefangener. Auf dem benachbarten Schloß Clos-Lucé starb 1519 Leonardo da Vinci.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 415.
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