Amyot

[469] Amyot (spr. amiō), 1) Jacques, franz. Prosaiker, dessen Übersetzungen wegen ihres anmutigen Stils zur klassischen Literatur gezählt werden, war geb. 30. Okt. 1513 in Melun und starb 7. Febr. 1593 als Bischof von Auxerre. Margarete von Navarra war seine Gönnerin und gab ihm eine Professur in Bourges, die er 12 Jahre bekleidete. Heinrich II. ließ seine Söhne durch ihn erziehen und belohnte ihn mit reichen Pfründen. A. übersetzte, im einzelnen nicht alles richtig verstehend, aus dem Griechischen den Roman Heliodors: »Theagenes und Charikleia« (1549), »Daphnis und Chloe« von Longos (1559), Plutarchs Biographien (1559) und »Moralia« (1574). Seine Übersetzung des Plutarch wurde von Corneille für dessen antike Tragödien als Quelle benutzt und bildete auch in Norths englischer Übersetzung die Hauptquelle von Shakespeares Römerdramen. Die »Œuvres complètes« erschienen 1783–87 in 22 Bdn., 1818–21 in 25 Bdn. Vgl. de Blignières, Essai für A. (Par. 1851); Jäger, Zur Kritik von Amyots Übersetzung von Plutarchs Moralia (Heidelb. 1899).

2) Joseph, gelehrter franz. Jesuit, geb. 1718 in Toulon, ging 1750 als Missionar nach China, wo er 1794 starb. A. war einer der ersten, durch die wir genauere Nachrichten über die Völker Ostasiens erhielten. Seine Hauptarbeiten über die Altertümer, Geschichte, Sprache und Künste der Chinesen finden sich in den »Mémoires concernant l'histoire, les sciences et les arts des Chinois« (Par. 1776–1814, 16 Bde.). Sein »Dictionnaire tatar-mantchou-français« gab Langlès heraus (Par. 1789, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 469.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika