Andokĭdes

[498] Andokĭdes, der zweite in der Reihe der attischen Redner, geb. um 439 v. Chr. aus edlem Geschlecht, Anhänger der Oligarchie, verfeindete sich aber mit seiner Partei, als er im Hermokopidenprozeß (s. d.), um sich und seine Familie zu retten, die Schuldigen 415 verriet. Trotz zugesicherter Straflosigkeit zum Teil in Atimie verfallen, verließ er Athen und trieb im Ausland einträgliche Handelsgeschäfte. Nach zweimaligem vergeblichen Versuch, in Athen wieder festen Fuß zu fassen, konnte er endlich unter dem Schutze der allgemeinen Amnestie 402 nach Athen zurückkehren, wo es ihm gelang, sich neuer Anfechtungen zu erwehren und eine angesehne Stellung zu erwerben. Als er 390, im Korinthischen Kriege zu Unterhandlungen nach Sparta geschickt, den zurückgebrachten Friedensentwurf vergeblich empfahl, soll er verbannt worden und in der Verbannung gestorben sein. Unter seinem Namen besitzen wir vier Reden, von denen jedoch eine sicher unecht ist (hrsg., außer in den Sammlungen der Redner, von Becker, Quedlinb. 1832, mit Übersetzung; Blaß, 2. Aufl., Leipz. 1880; Lipsius, das. 1888; Wortindex von Forman, Oxf. 1897). Vgl. Blaß, Attische Beredsamkeit, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 498.
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