Avé-Lallemant

[196] Avé-Lallemant (spr. awé-lallmāng), 1) Friedrich Christian Benedikt, geb. 23. Mai 1809 in Lübeck, gest. 20. Juli 1892 in Marienfelde bei Berlin, um das Polizeiwesen verdienter Schriftsteller, war zuerst Advokat in Lübeck, wurde 1843 daselbst Obergerichtsprokurator und war 1851–68 am Polizeiamt tätig. 1882 siedelte er nach Berlin über. Er schrieb. »Das deutsche Gaunertum« (Leipz. 1858–62, 4 Bde.), das in seinen beiden letzten Bänden auch linguistische Untersuchungen über die Gaunersprache enthält; und als Ergänzungen dazu: »Die Mersener Bockreiter« (das. 1880) und »Der Magnetismus mit seinen mystischen Verirrungen« (das. 1881). Außerdem veröffentlichte er: »Physiologie der deutschen Polizei« (Leipz. 1882) und mehrere kleinere Schriften über Polizeireform sowie einige Kriminalromane und Novellen.

2) Robert, Arzt und Reisender, Bruder des vorigen, geb. 25. Juli 1812 in Lübeck, gest. daselbst 13. Okt. 1884, studierte 1833–37 in Berlin, Heidelberg und Paris Medizin und ging 1837 nach Rio de Janeiro, wo er sich als Arzt niederließ und als Mitglied in den obersten Gesundheitsrat für Brasilien berufen wurde. 1855 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er durch Humboldts Vermittelung Mitglied der österreichischen [196] Novara-Expedition, trennte sich aber in Rio de Janeiro von ihr und bereiste 1858–59 ganz Brasilien. Seit seiner Rückkehr lebte er als praktischer Arzt in Lübeck, von wo aus er 1869 an der Einweihung des Suezkanals teilnahm. Außer medizinischen Schriften veröffentlichte A.: »Reise durch Südbrasilien« (Leipz. 1859, 2 Bde.); »Reise durch Nordbrasilien« (das. 1860, 2 Bde.); »Fata Morgana« (Altona 1872); »Wanderungen durch Paris aus alter und neuer Zeit« (Gotha 1877); »Die Kirche der heil. Pudentiana und ihre Umgebung. Ein Morgenspaziergang in Rom« (Lübeck 1877) und »Wanderungen durch die Pflanzenwelt der Tropen« (Bresl. 1881). Ferner gab er »Des Dr. Joachim Jungius aus Lübeck Briefwechsel mit seinen Schülern und Freunden« (Lüb. 1863) heraus und beschrieb später dessen Leben (Bresl. 1882). Auch war er Mitarbeiter der von Bruhns herausgegebenen wissenschaftlichen Biographie A. v. Humboldts (Leipz. 1872) und versuchte sich als Dichter in seinem »Anson« (Altona 1868).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 196-197.
Lizenz:
Faksimiles:
196 | 197
Kategorien: