Bánffy

[330] Bánffy (spr. bānfi), Desiderius, Freiherr von, ungar. Staatsmann, geb. 28. Okt. 1843 in Klausenburg, studierte daselbst, in Berlin und Leipzig und schloß sich dann Koloman Tisza an, der ihn 1875 zum Obergespan des Szolnok-Dobokaer Komitats ernannte; 1883 erhielt er auch die Verwaltung des Bistritz-Naszóder Komitats. In diesen siebenbürgischen Komitaten suchte er die nicht magyarischen Nationalitäten, namentlich die Sachsen, nach Kräften zu magyarisieren. Auch war er Oberkurator der-reformierten Kirche. Als das Ministerium Szapáry sein Vorgehen zu scharf fand, gab B. seine Demission. Kurz darauf (1892) schlug ihn Szapáry trotzdem zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses vor. Obwohl er sich in dieser Stellung nicht bewährte, wurde B. nach dem Rücktritt Wekerles im Januar 1895 zum Ministerpräsidenten ernannt, um die kirchenpolitischen Gesetze zu Ende zu führen und den Ausgleich mit Österreich im Reichstag durchzubringen. Ersteres gelang B. mit Mühe; an der zweiten Aufgabe scheiterte er. Zwar schuf er sich in den Wahlen (Ende 1896) eine große Mehrheit, aber zunächst konnten die Ausgleichsvorlagen infolge der parlamentarischen Obstruktion in Österreich nicht durchgebracht werden, und dann verbündeten sich die erbitterten drei Oppositionsparteien zum Sturz des Ministers. Als B. den Ausgleich auch ohne dessen Annahme durch den österreichischen Reichsrat in Ungarn durchsetzen wollte und über die sogen. Ischler Punktationen jede Aufklärung verweigerte, verhinderte die Opposition die Verhandlung über das Budgetprovisorium. Am 26. Febr. 1899 erhielt B. seine Entlassung und wurde zum ungarischen Obersthofmeister ernannt. Bei den Wahlen im Oktober 1901 unterlagen die meisten Anhänger Bánffys oder bekannten sich zum Programm Koloman Szélls. Im Sommer 1902 betonte B. in einer Artikelreihe die Notwendigkeit einer strammen Nationalpolitik in Ungarn.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 330.
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